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A. von Domaszewski:
Unter dem 27. September des Jahres 275 bringt der Fälscher
die Namen der Consules suffecti.
27, 3, 2 Velius Cornificius Gordianus consul dixit. Als weiterer
Antragsteller erscheint 5, 3 praeterea, qui post Tacitum sedebat
Senator consularis, Maecius Faltonius Nicomachus in haec verba
disseruit. Beide Namen sind schon deshalb echt, weil der Fäl-
scher nie dreistellige Namen erfindet1, wie er sie auch nur an dieser
Stelle gebraucht. Dann gehören beide Männer Familien an, die
am Ende des dritten Jahrhunderts blühten2. Senator consularis
ist eine unmögliche Verbindung. Wohl aber verrät sich dadurch
die eigentliche Bedeutung des zweiten Gonsuls suffectus. Den
sonderbaren Sitzplatz erhält der Consularis, weil der Fälscher
wußte, daß der Kaiser im Senate zwischen den Consules saß. Sue-
ton. Tib. 17 medius inter consules cum Augusto semel sedit. Er
dachte sich den Tacitus als Thronanwärter schon zwischen den
Consules sitzend. So machte er mit der Verwandlung des Con-
suls in einen Consularis aus dem Nebeneinander- ein Hinter-
einandersitzen.
Daß der Fälscher die Namen der beiden Consules suffecti
bereits beim Todestage des Aurelianus gelesen hatte, zeigt eine
andere Fälschung.
26, 40, 4 denique id tertio factum est, ita ut per sex menses3
imperatorem Romanus orbis non habuerit, omnesque iudices ii per-
manerent, quos senatus aut Aurelianus elegerat, nisi quod pro con-
sule Asiae Faltonius Probus in locum Arelli Fusci delectus est. Aus
der Lektüre der Philippicen schwebte dem Fälscher die Analogie
der Ereignisse nach Cäsars Ermordung vor, wo die von Cäsar
designierten Statthalter in ihren Ämtern blieben, nur Syrien an
Dolabella übertragen wurde. Den Statthalter Asiens hat er Fal-
tonius Probus genannt nach eben dem Consul Maecius Faltonius
Nicomachus, den er beim Eintritt des Interregnums genannt fand.
Zu seinem Vorgänger den Arellius Fuscus zu machen bestimmte
ihn 7, 7, 1 Nam cum insidiis illius Arrius Antoninus fictis crimini-
bus in Attali gratiam, quem in proconsulatu Asiae damnaverat,
esset occisus. Denn aus dem Anklang der Namen Arrius und Arellius
erklärt sich wieder, daß dieser Rhetor aus der Zeit des Augustus
1 S. 7.
2 Gatti, Bull. comm. 35, 1907, 118f. Dessau, Hermes 24, 253.
3 Heidelb. Sitzb. 1917, 1, 31.
A. von Domaszewski:
Unter dem 27. September des Jahres 275 bringt der Fälscher
die Namen der Consules suffecti.
27, 3, 2 Velius Cornificius Gordianus consul dixit. Als weiterer
Antragsteller erscheint 5, 3 praeterea, qui post Tacitum sedebat
Senator consularis, Maecius Faltonius Nicomachus in haec verba
disseruit. Beide Namen sind schon deshalb echt, weil der Fäl-
scher nie dreistellige Namen erfindet1, wie er sie auch nur an dieser
Stelle gebraucht. Dann gehören beide Männer Familien an, die
am Ende des dritten Jahrhunderts blühten2. Senator consularis
ist eine unmögliche Verbindung. Wohl aber verrät sich dadurch
die eigentliche Bedeutung des zweiten Gonsuls suffectus. Den
sonderbaren Sitzplatz erhält der Consularis, weil der Fälscher
wußte, daß der Kaiser im Senate zwischen den Consules saß. Sue-
ton. Tib. 17 medius inter consules cum Augusto semel sedit. Er
dachte sich den Tacitus als Thronanwärter schon zwischen den
Consules sitzend. So machte er mit der Verwandlung des Con-
suls in einen Consularis aus dem Nebeneinander- ein Hinter-
einandersitzen.
Daß der Fälscher die Namen der beiden Consules suffecti
bereits beim Todestage des Aurelianus gelesen hatte, zeigt eine
andere Fälschung.
26, 40, 4 denique id tertio factum est, ita ut per sex menses3
imperatorem Romanus orbis non habuerit, omnesque iudices ii per-
manerent, quos senatus aut Aurelianus elegerat, nisi quod pro con-
sule Asiae Faltonius Probus in locum Arelli Fusci delectus est. Aus
der Lektüre der Philippicen schwebte dem Fälscher die Analogie
der Ereignisse nach Cäsars Ermordung vor, wo die von Cäsar
designierten Statthalter in ihren Ämtern blieben, nur Syrien an
Dolabella übertragen wurde. Den Statthalter Asiens hat er Fal-
tonius Probus genannt nach eben dem Consul Maecius Faltonius
Nicomachus, den er beim Eintritt des Interregnums genannt fand.
Zu seinem Vorgänger den Arellius Fuscus zu machen bestimmte
ihn 7, 7, 1 Nam cum insidiis illius Arrius Antoninus fictis crimini-
bus in Attali gratiam, quem in proconsulatu Asiae damnaverat,
esset occisus. Denn aus dem Anklang der Namen Arrius und Arellius
erklärt sich wieder, daß dieser Rhetor aus der Zeit des Augustus
1 S. 7.
2 Gatti, Bull. comm. 35, 1907, 118f. Dessau, Hermes 24, 253.
3 Heidelb. Sitzb. 1917, 1, 31.