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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 13. Abhandlung): Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37675#0122
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122

A. von Domaszewski:

pauca: aprum coctum, gallinam vivam cum suas sibi pinnas, ova
C, pineas C, clavos galligaresx, vitrea fracta, thallos de scopa pal-
mea, mappas ////, porcellum lactantem, manipulum feni, ei adhuc
esuriens esse videbatur. Denn der Fälscher hat nur für ova centum, panes
centum und für gallina einen vervex gesetzt, wie er ja immer ändert.
Da könnte man nun meinen, er hätte den Chronographen
vor Augen gehabt, wenn nicht der zweite Polyphagas wäre. Chron.
min. 1, 147 Alexander — hoc imperatore fuit polyfagus natione
Italus, qui manducavit pauca: cistam, lactucas, vascellum sardi-
narium, sardas X, melopepones LXX. tallos de scopa palmea, map-
pas ////, panes castrenses ////, cistam, cardos cum suas sibi spinas,
et ebibit vinum greccmicum plenum et venit ad templum Iasurae
et ebibit labrum, plenum et adhuc esuriens esse videbatur.
Hier ist es wieder befremdend, daß der Vielfraß unter Nero
und der unter Alexander denselben Appetit haben auf tallos und
mappas, in derselben Zahl, sowie daß an die Stelle der gallina cum
suas sibi pinnas, die cardi cum suas sibi spinas treten. Derselbe
Geschmack hätte sich durch 200 Jahre erhalten. Und endlich, wer
kann dies alles wirklich je gegessen haben als ein Taschenspieler?
Dazu kommt, daß diese Polyphagi gerade unter zwei Kaisern
erwähnt werden, die wegen ihrer Vorliebe für das Theater bekannt
waren. Für Nero ist es sicher genug und für Severus Alexander
beweist es die Inschrift des Timesitheus; er war unter diesem
Kaiser logista Thymelae, ein Titel, der sonst nie vorkommt1 2. Das
sind nicht wirklich Vielfresser, sondern Bühnenfiguren. Das
Stück, das unter Severus Alexander gespielt wurde, war wegen
des homo Italus eine Atellane und wir wissen, daß diese Art von
Komödien unter Hadrian am Hofe gespielt worden sind3. So hat
sich diese italische Komödie am längsten auf der Bühne behauptet,
wie sie in veränderter Form noch heute lebt.
Dann erklärt sich die Übereinstimmung des Fago aus der
Zeit des Aurelian mit dem Polyphagus unter Nero. Es kann sein,
daß der Fälscher die Inhaltsangabe des Theaterstückes einer
Vita Petronii entnommen hat, der als magister elegantiarum das
Stück für den intimen Kreis des Hofes verfaßte. In diesem Zu-
sammenhänge muß auch der eigentümliche zweite Teil der Vita
Elagabali erwogen werden, 18, 4—33, 7. Versetzt mit allerlei
1 d. h. caligares.
2 Dessau, inscr. sei. 1330.
3 Vita Hadriani 1, 26, 4 in convivio Attellanas exhibuit.
 
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