Logische Studien über Entwicklung.
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ander bestehen. Es sei besonders betont, daß sowohl primitive
Typen neben hoch ausgebildeten Typen als auch innerhalb jedes
Typus primitive neben hohen Formen bestehen.
5. Schon das Ziel der Embryologie ist insofern nur ein vor-
läufiges, als ja das Individuum stirbt. Wird ein Ende des Lebens
auf der Erde gesetzt, was ist dann ,,Ziel" der Phylogenie ? Es
scheint, als müsse, wenn anders ein Ziel hier überhaupt in Frage
kommt, dieses Ziel ein grundsätzlich nicht-materielles, wenn man
will, ein metaphysisches sein. Es möchte in der Ausprägung sehr
verschiedener Typen des Wissens — (des Von-Sich-Wissens des
Wirklichen) — bestehend —
e.
Im einzelnen mag vermutungshaft noch dieses gesagt werden:
Die einzelnen formverschiedenen Individuen sind wie Organe
eines Überindividuums. Diese ,,Organe" wären also in jeweils
sehr verschiedener Zahl (Regenwurm — Elefant) vorhanden. Sie
alle sind notwendig, auf daß das Ziel sei: Sie alle sind ,,Mittel".
Was KANT ,,relative Zweckmäßigkeit" nannte, z. B. das Da- und
Sosein der Pflanzen „für" die Tiere, der Tiere „für" den Menschen,
bleibt an Äußerlichem hängen und war wohl viel zu anthropistisch
gemeint. Wer das Ziel des Lebendigen in einem nicht-materiellen
künftigen Zustand der Lebensgesamtheit sieht, wird von einem
Dasein der Pflanzen „für" die Tiere ebensowenig reden, wie davon,
daß das Herz „für" die Leber sein Dasein und Sosein habe. Herz
und Leber sind vielmehr beide gleichermaßen „für" das indivi-
duelle Ganze, Eiche und Mensch „für" das (unbekannte) über-
individuelle Ganze so, wie sie sind.
Jedes „Organ" produziert viele Organkeime, die sich mittelst
der Embryologie zu neuen Organen umbilden. Wird der Deszendenz-
gedanke angenommen und wird außerdem dem Bestehen des Pri-
mitiven neben dem Zusammengesetzten (Amoebe, Polyp, Biene,
Mensch) Rechnung getragen, so muß angenommen werden, daß
die meist sehr zahlreichen von einem „Organ" produzierten Keime
in der Mehrzahl der Fälle zwar einander gleich, daß sie gelegent-
lich aber auch alle oder zum Teil von ihrem Produzenten im Sinne
eines neuen Entwicklungsschrittes verschieden sind.
* tt". L., 8. 173 und 335 f.
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ander bestehen. Es sei besonders betont, daß sowohl primitive
Typen neben hoch ausgebildeten Typen als auch innerhalb jedes
Typus primitive neben hohen Formen bestehen.
5. Schon das Ziel der Embryologie ist insofern nur ein vor-
läufiges, als ja das Individuum stirbt. Wird ein Ende des Lebens
auf der Erde gesetzt, was ist dann ,,Ziel" der Phylogenie ? Es
scheint, als müsse, wenn anders ein Ziel hier überhaupt in Frage
kommt, dieses Ziel ein grundsätzlich nicht-materielles, wenn man
will, ein metaphysisches sein. Es möchte in der Ausprägung sehr
verschiedener Typen des Wissens — (des Von-Sich-Wissens des
Wirklichen) — bestehend —
e.
Im einzelnen mag vermutungshaft noch dieses gesagt werden:
Die einzelnen formverschiedenen Individuen sind wie Organe
eines Überindividuums. Diese ,,Organe" wären also in jeweils
sehr verschiedener Zahl (Regenwurm — Elefant) vorhanden. Sie
alle sind notwendig, auf daß das Ziel sei: Sie alle sind ,,Mittel".
Was KANT ,,relative Zweckmäßigkeit" nannte, z. B. das Da- und
Sosein der Pflanzen „für" die Tiere, der Tiere „für" den Menschen,
bleibt an Äußerlichem hängen und war wohl viel zu anthropistisch
gemeint. Wer das Ziel des Lebendigen in einem nicht-materiellen
künftigen Zustand der Lebensgesamtheit sieht, wird von einem
Dasein der Pflanzen „für" die Tiere ebensowenig reden, wie davon,
daß das Herz „für" die Leber sein Dasein und Sosein habe. Herz
und Leber sind vielmehr beide gleichermaßen „für" das indivi-
duelle Ganze, Eiche und Mensch „für" das (unbekannte) über-
individuelle Ganze so, wie sie sind.
Jedes „Organ" produziert viele Organkeime, die sich mittelst
der Embryologie zu neuen Organen umbilden. Wird der Deszendenz-
gedanke angenommen und wird außerdem dem Bestehen des Pri-
mitiven neben dem Zusammengesetzten (Amoebe, Polyp, Biene,
Mensch) Rechnung getragen, so muß angenommen werden, daß
die meist sehr zahlreichen von einem „Organ" produzierten Keime
in der Mehrzahl der Fälle zwar einander gleich, daß sie gelegent-
lich aber auch alle oder zum Teil von ihrem Produzenten im Sinne
eines neuen Entwicklungsschrittes verschieden sind.
* tt". L., 8. 173 und 335 f.