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HANS DRIESCH :
h.
Wer den Ordnungsmonismus annimmt, d. h. die Lehre, daß die
Weit ein geordnetes Ganzes sei\ in weichem jede ietzte Einzelheit des Seins
und des Werdens ihre eine Stelle habe, für den verschwinden als bedeu-
tungslos:
der Begriff Naturgesetz,
der Begriff begrenztes System,
der Begriff möglich,
der Begriff Zufall,
der Unterschied zwischen Vitalismus und Mechanismus.
Die Welt wird dem Ordnungsmonisten der eine Allorganismus, bis
ins Letzte.
Zumal der Begriff ,,es hätte anders sein können" wird hier sinnlos,
also der Begriff des Naturmöglichen. Damit wird das Experiment sinnlos.
Ich habe an anderem Orte^ gezeigt, daß das Hauptargument gegen
jede Form des Ordnungsmonismus dieses ist: Es werden nun doch einmal
Experimente gemacht und ihre Ergebnisse führen ihre Urheber auf die Be-
griffe ,,Möglich", ,.Naturgesetz", ,,Klasse mit gleichen Fällen" usw.
Die ordnungsmonistische Welt wäre also gleichsam eingestellt auf —
den Irrtum der psychophysischen Individuen, welche ihre Bestandteile
bilden.
Das ist absurd.
5. Person und Überperson.
Das Verhältnis von persönlicher Ganzheit, wie sie in der
Embryogenese verwirklicht und bei Restitutionen wiederhergestellt
wird, zu überpersönlicher Ganzheit, wie Phvlogenie und Geschichte
sie schon auf dem Boden empirischer Wirklichkeitslogik anneh-
men müssen, ist eine der dunkelsten Sachen, welche es für das
Denken gibt. Dennoch müssen hier gewisse Aufhellungen wenig-
stens versucht werden, schon allein wegen der großen Bedeutung,
welche das Verhältnis des Persönlichen zum Überpersönlichen für
die Metaphysik besitzt. Doch soll hier das eigentlich Metaphy-
sische selbst nur in Andeutungen behandelt, es soll nur logisch
vorbereitet und geklärt werden.
a) Die Entelechie der Formgestaltung, als unraumhafter, un-
anschaulicher Faktor der empirischen Wirklichkeit — (ebenso
empirisch-,,wirklich" wie eine ,,Kraft" oder eine ,,potentielle
Energie") —, äußert sich an der Materie in der Verwirklichung
von organischen Personen. Frage: Ist Entelechie für sich ge-
i Ebenda, Seite 152 f.
s Ebenda, Seite 254 ff.
HANS DRIESCH :
h.
Wer den Ordnungsmonismus annimmt, d. h. die Lehre, daß die
Weit ein geordnetes Ganzes sei\ in weichem jede ietzte Einzelheit des Seins
und des Werdens ihre eine Stelle habe, für den verschwinden als bedeu-
tungslos:
der Begriff Naturgesetz,
der Begriff begrenztes System,
der Begriff möglich,
der Begriff Zufall,
der Unterschied zwischen Vitalismus und Mechanismus.
Die Welt wird dem Ordnungsmonisten der eine Allorganismus, bis
ins Letzte.
Zumal der Begriff ,,es hätte anders sein können" wird hier sinnlos,
also der Begriff des Naturmöglichen. Damit wird das Experiment sinnlos.
Ich habe an anderem Orte^ gezeigt, daß das Hauptargument gegen
jede Form des Ordnungsmonismus dieses ist: Es werden nun doch einmal
Experimente gemacht und ihre Ergebnisse führen ihre Urheber auf die Be-
griffe ,,Möglich", ,.Naturgesetz", ,,Klasse mit gleichen Fällen" usw.
Die ordnungsmonistische Welt wäre also gleichsam eingestellt auf —
den Irrtum der psychophysischen Individuen, welche ihre Bestandteile
bilden.
Das ist absurd.
5. Person und Überperson.
Das Verhältnis von persönlicher Ganzheit, wie sie in der
Embryogenese verwirklicht und bei Restitutionen wiederhergestellt
wird, zu überpersönlicher Ganzheit, wie Phvlogenie und Geschichte
sie schon auf dem Boden empirischer Wirklichkeitslogik anneh-
men müssen, ist eine der dunkelsten Sachen, welche es für das
Denken gibt. Dennoch müssen hier gewisse Aufhellungen wenig-
stens versucht werden, schon allein wegen der großen Bedeutung,
welche das Verhältnis des Persönlichen zum Überpersönlichen für
die Metaphysik besitzt. Doch soll hier das eigentlich Metaphy-
sische selbst nur in Andeutungen behandelt, es soll nur logisch
vorbereitet und geklärt werden.
a) Die Entelechie der Formgestaltung, als unraumhafter, un-
anschaulicher Faktor der empirischen Wirklichkeit — (ebenso
empirisch-,,wirklich" wie eine ,,Kraft" oder eine ,,potentielle
Energie") —, äußert sich an der Materie in der Verwirklichung
von organischen Personen. Frage: Ist Entelechie für sich ge-
i Ebenda, Seite 152 f.
s Ebenda, Seite 254 ff.