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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0009
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Zur Einführung in die ind. einh. Sprachw. II. • 5
die aber im Sänkhäyana- und Satapatha-Brähmana erscheint. Wir
erinnern uns, daß das Altgermanische einen ähnlichen Bedeutungs-
wechsel aufweist.1 Die Zerlegung des Satzes in kleinere Teile, die
Vorstufe und Vorbedingung aller grammatischen Erkenntnis, hat
in Indien am Vers, an den Hymnen des Rgveda, begonnen, und
indem man die am Ohr vorüberziehende Sprache als das Dahin-
schreiten eines göttlichen Wesens, der Väc oder SarasvatI, auf-
faßte, betrachtete man die durch den Rhythmus gegebenen natür-
lichen Abschnitte des Verses als die einzelnen Schritte der Göttin,
nannte sie demgemäß pada und sprach von der dreischrittigen
(tripadä) GäyatrI, der vierschrittigen Anustubh usw. Als man dann
diese Betrachtung auch auf die prosaische Rede übertrug, kam
man dazu, andere, auf dem Sinne fußende Zerlegungen zu ver-
suchen, für die man den Ausdruck pada beibehielt, und langte so
schließlich bei dem späteren, definitiven Begriff dieses Terminus
an. Da man nunmehr für den Versstollen einen neuen Namen
brauchte, wählte man hierfür in Anlehnung an ein anderes Bild
das Mask. pada 'Fuß', nämlich in Analogie des vierstolligen Verses
mit einem vierfüßigen Tier.
Nach der bis in die rgvedische Epoche hinaufreichenden Ent-
wicklung der Metrik ist es die Bedeutungslehre und ein besonderer
Teil von ihr, die Etymologie, die zunächst, nämlich schon in den
ältesten Brähmana’s erscheint und hier einen breiteren Raum
einnimmt als andre grammatische Dinge. Offensichtlich ent-
zündet sich diese Seite der Sprachbetrachtung an einzelnen dem
Verständnis entschwindenden oder entschwundenen Worten der
Lieder, die deshalb von Mahidäsa durch die seinerzeit dafür ge-
bräuchlichen, also durch Glossen, erläutert werden. So bemerkt
er I, 13, 20 zu der Verszeile sa nah ksapäbhir ahabhis ca jinvatu
('er rege uns an durch Tag und Nacht’, Rv. IV, 53,7): ahäni vä
ahäni, rätrayah ksapäh. Gayasphänah wird I, 13, 23 mit gaväiii
sphävayitä 'Mäster der Kühe’ glossiert, duryäh 24 mit grhäh, cara-
thäya II, 2, 21 mit caranäya, väjasya sanitä |II, 2, 16 mit väjasani
und dhanasä, welche Worte beide zu Panini’s Zeit selbst schon
wieder obsolet geworden wTaren (vgl. P. III, 2, 27 und 67).
Wie naiv Mahidäsa sprachlichen Fragen noch gegenübersteht,
ersieht man an dem wiederholt vorkommenden Satz: yad vai de-

1 'Altgermanisch nennt man den Vers 'Wort’, = ags. word, anord. orct’
(Kluge et. Wb. unter Reim).
 
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