Zur Einführung in die ind. einh. Sprachw. II. 51
Aus dem Bhäsya zu Vä. 2 erhielten wir die unmittelbare Be-
stätigung dafür, daß zu Patanjali’s Zeit ebenso wie heute edh die
zweite Wurzel im Dh. war.1 Aus seinen Bemerkungen zu Yä. 7
desselben Sütra erfahren wir auch von einigen Wurzeln die Be-
deutung in der damals traditionellen Form. Wenn es dort heißt:
tisthatiti vrajikriyäyä nivrttih 'W. sthä bezeichnet die Abkehr von
der Tätigkeit des Gehens5, so erkennen wir darin leicht das Pro-
totyp des späteren sthä gatinivrttau. Erheblicher sind die Unter-
schiede bei drei andern Wurzeln; hier sehen wir zugleich au
Patanjali’s Ausdrucksweise, daß er nicht aus einem geschlossenen
Text zitiert: 'W. vap wird in der Bedeutung des Ausstreuens wahr-
genommen (vapih prakirane drstah, Dh. vap bljasaiiitäne), W. Id
in den Bedeutungen preisen, ermuntern uncL bitten (idih stutico-
danäyäcfläsu drstah, Dh. ich stutau), W. kr. in der Bedeutung:
Sichtbarwerden von etwas (zuvor) nicht Vorhandenem5 (karotir
abhütaprädurbhäve drstah, im Dh. einfach kr karane).
65 Für die Aufstellung des Dh. durch Panini wrerden von
Kätyäyana in Vä. 12 und 13 drei Gründe namhaft gemacht, zwei
technische, auf die wir unten näher zu sprechen kommen, und
sodann als der für uns wichtigste: der Ausschluß von Palismen
wie änapayati 'befehlen5, vattati 'existieren5, vaddhati 'wachsen5,
also Peinhaltung der Hochsprache, der Umgangssprache der
Gebildeten und der Literatursprache, von Dialektformen,
Provinzialismen, Vulgarismen. Der durch den Zeitunter-
schied bedingte, etwas abweichende Standpunkt, den Patanjali hier
gegenüber Panini und Kätyäyana ein nimmt, ist in anderm Zu-
sammenhang zu erörtern.
66 Bis hierher konnte sich unsere Skizze auf festem Boden be-
wegen. Fragen wir aber schließlich, worin Panini’s eigene Leistung,
soweit der Dhätupätha in Betracht kommt, bestanden hat, so kann
die Antwort beim Fehlen aller eigentlichen Vorstufen nur mit dem
nötigen Vorbehalt und vermutungsweise gegeben werden.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß Panini diese Listen in-
haltlich im großen und ganzen unverändert von seinen Vorgängern
übernommen hat. Die Einteilung in zehn Klassen nach dem
Präsensstamm rührte, wie wir (Teil III, § 49) sehen werden, wahr-
scheinlich nicht erst von ihm her. Gewiß sind auch diese Listen
langsam und gleichsam organisch, durch die Arbeit von Gene-
1 Ähnlich erfahren wir aus dem Bhäsya zu 111,1,79, daß die Tan-Klasse
wie jetzt mit W. kr abschloß.
Aus dem Bhäsya zu Vä. 2 erhielten wir die unmittelbare Be-
stätigung dafür, daß zu Patanjali’s Zeit ebenso wie heute edh die
zweite Wurzel im Dh. war.1 Aus seinen Bemerkungen zu Yä. 7
desselben Sütra erfahren wir auch von einigen Wurzeln die Be-
deutung in der damals traditionellen Form. Wenn es dort heißt:
tisthatiti vrajikriyäyä nivrttih 'W. sthä bezeichnet die Abkehr von
der Tätigkeit des Gehens5, so erkennen wir darin leicht das Pro-
totyp des späteren sthä gatinivrttau. Erheblicher sind die Unter-
schiede bei drei andern Wurzeln; hier sehen wir zugleich au
Patanjali’s Ausdrucksweise, daß er nicht aus einem geschlossenen
Text zitiert: 'W. vap wird in der Bedeutung des Ausstreuens wahr-
genommen (vapih prakirane drstah, Dh. vap bljasaiiitäne), W. Id
in den Bedeutungen preisen, ermuntern uncL bitten (idih stutico-
danäyäcfläsu drstah, Dh. ich stutau), W. kr. in der Bedeutung:
Sichtbarwerden von etwas (zuvor) nicht Vorhandenem5 (karotir
abhütaprädurbhäve drstah, im Dh. einfach kr karane).
65 Für die Aufstellung des Dh. durch Panini wrerden von
Kätyäyana in Vä. 12 und 13 drei Gründe namhaft gemacht, zwei
technische, auf die wir unten näher zu sprechen kommen, und
sodann als der für uns wichtigste: der Ausschluß von Palismen
wie änapayati 'befehlen5, vattati 'existieren5, vaddhati 'wachsen5,
also Peinhaltung der Hochsprache, der Umgangssprache der
Gebildeten und der Literatursprache, von Dialektformen,
Provinzialismen, Vulgarismen. Der durch den Zeitunter-
schied bedingte, etwas abweichende Standpunkt, den Patanjali hier
gegenüber Panini und Kätyäyana ein nimmt, ist in anderm Zu-
sammenhang zu erörtern.
66 Bis hierher konnte sich unsere Skizze auf festem Boden be-
wegen. Fragen wir aber schließlich, worin Panini’s eigene Leistung,
soweit der Dhätupätha in Betracht kommt, bestanden hat, so kann
die Antwort beim Fehlen aller eigentlichen Vorstufen nur mit dem
nötigen Vorbehalt und vermutungsweise gegeben werden.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß Panini diese Listen in-
haltlich im großen und ganzen unverändert von seinen Vorgängern
übernommen hat. Die Einteilung in zehn Klassen nach dem
Präsensstamm rührte, wie wir (Teil III, § 49) sehen werden, wahr-
scheinlich nicht erst von ihm her. Gewiß sind auch diese Listen
langsam und gleichsam organisch, durch die Arbeit von Gene-
1 Ähnlich erfahren wir aus dem Bhäsya zu 111,1,79, daß die Tan-Klasse
wie jetzt mit W. kr abschloß.