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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 15. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft, 2: Historische Einführung und Dhātupātha — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37692#0054
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Bruno Liebich:


Merkmal hinzugefügt ist’. Als Leistung Späterer besitzt sie für
Kaiyata nicht die gleiche Autorität, bedarf vielmehr selbst der
Kontrolle durch Sütra und Bhäsya. Ähnlich sagt Haradatta,
nachdem er ausgeführt hat, daß nach dem Wortlaut des Sütra
der Pronominalstamm yä (Fern, von yad) und andre Nomina auch
als Wurzeln angesehen und behandelt werden könnten: na ca
präpanädir artho niyämako ’närsatväd abhiyuktair uttarakälanir-
distatvät die Bedeutungen präpane usw. (vgl. Dh. II, 40) hindern
dies nicht, da sie nicht vom Rsi herrühren, sondern von Sach-
kennern später festgestellt worden sind’.1
64 Kätyäyana fordert in seinen Anmerkungen die Beifügung von
Bedeutungen zu den Wurzeln nicht, aber wir werden immerhin
annehmen dürfen, daß seine Värttika’s mittelbar den Anstoß zu
dieser Neuerung gegeben haben, da durch Einschaltung von Be-
deutungen zugleich seine Forderung der deutlichen Zerlegung des
Textes in die einzelnen Wurzeln erfüllt wurde. Den wahrschein-
lichen Zeitpunkt dieser Neuerung können wir in ziemlich enge
Grenzen einschließen. Daß sie erst nach Patanjali vorgenommen
wurde, geht aus seiner Zustimmung zu Vä. 2 hervor. Daß andrer-
seits Candragomin den Päniniya-Dh. in der heutigen Gestalt kannte,
ergibt der Vergleich mit seinem eigenen mit voller Sicherheit.
Aber wir können wohl noch einen Schritt weiter gehen. Auch
der alte, von Durgasimha reformierte Kätantra-Dhätupätha, der
bisher nur im Tanjur Nr. 3723 nachgewiesen ist (Nachr. d. Gött.
Ges. 1895, S. 316), zeigt deutlich seinen Ursprung aus einem Dh.,
der die Einrichtung und die Bedeutungen aufwies, wie wir sie bei
Maitreyaraksita und Säyana finden. Wenn dieser Dh., wie wahr-
scheinlich, auf Sarvavarman selbst zurückgeht, so ist dadurch der
Päniniya-Dhätupätha mitsamt seinen eingeschalteten Bedeutungen
auf die Zeit zwischen 100 vor und etwa ebensoviel nach Chr.
festgelegt.
Natürlich sind diese Bedeutungen auch damals nicht erst er-
funden oder neu aufgestellt, sondern nur aus der mündlichen
Überlieferung, die den Dh. bis dahin begleitete, in den offiziellen
Text mit aufgenommen worden. Darauf beschränkte sich jeden-
falls im wesentlichen die Tätigkeit der 'Sachkenner’.
1 In der Ausgabe der Bibi. lad. von NägojI’s Mahäbhäsyapradlpoddyota,
einem wahren Monstrum von Planlosigkeit, finde ich noch folgende Notiz,
deren Quelle sich aus den mir bisher vorliegenden Bänden noch nicht erkennen
läßt (Sabdakaustubha?): Bhlmasen ädayo hy artharn nirdidisur iti smarvate
(vgl. Teil III, § 5).
 
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