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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 16. Abhandlung): Stiftung und Kultsatzungen eines Privatheiligtums in Philadelpheia in Lydien — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37693#0018
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16

O. Weinreich:

186 ηο. 242, eine Priesterin ιέρειαν Αρετής ehrt die βουλή von
Aphrodisias in Karien (GIG. 2786). Das wird jetzt niemand mehr
als Priesterin der römischen Yirtus auffassen, wie Wernicke noch
meinte, PW. II 678, dem der Kult der Αρετή noch nicht so viel-
fach bezeugt entgegentreten konnte.
Aus Pergamon, was uns wegen der Zusammenhänge zwischen
Philadelpheia und Pergamon so wichtig ist (§6 Ende), haben die
deutschen Ausgrabungen uns einen ιερέα τής Αρετής kennen
lehren (AM. 32, 1907, S. 312 no. 34) und vor allem zwei Altäre,
die Arete mit Sophrosyne verbunden zeigen. I. v. P. 310: Αρετή t,
καί Σωφροσύνη (sic) Ιουλία Πία ύπέρ Κλαυδίου Σί,λιανοΰ τού άνδρός
und AM. 35, 1910, S. 459 no. 41: ’ Αρετή ι καί Σωφροσύνη Λ. Ινα-
στρίκιος Παύλος μύστης κατ’ οναρ. Beide Altäre stammen aus dem
Propylon des Demeterbezirkes, vgl. Hepding AM. a. a. 0. 460;
Frankels Auffassung des damals einzig bekannten ersten
Altars als ,,Grabaltar, der den personifizierten Vorzügen des Ver-
storbenen geweiht ist“, ist damit natürlich erledigt. Wir sehen
also, daß auch in Pergamon ein Myste, durch ein Traumgesicht
veranlaßt, der Arete einen Altar weihen konnte. Doch ist der in
Philadelpheia wesentlich älter, wie ja auch in Pergamon der Kult
der Arete älter ist als diese Altarweihungen, denn jene eben
erwähnte Priesterinschrift gehört ins Jahr 147/6 v. Chr., ist also
unserer Inschrift annähernd gleichzeitig.
Wenn in Ephesos an der Bibliothek des Celsus sich eine
Statue der Αρετή befand (Ö. Jh. VII 1904, Beiblatt S. 53), so
dürfen wir darin jetzt auch eine wirkliche Gottheit, nicht nur eine
blasse Abstraktion erkennen. Aus Philadelpheia selbst ist nun
jenes äußerst interessante Denkmal anzuführen, das KPr. schon
in ihrem ersten Reisebericht veröffentlicht haben (I S. 34 no. 55).
Dargestellt ist im oberen Felde (zerstört) der Verstorbene, Pytha-
goras, unten rechts Αρετή, unten links Άσωτία, beide mit einer
Knabengestalt, die im ersten Falle mit einem undeutlichen Gegen-
stand begabt wird, im zweiten sich abwendet von der Άσωτία,
und darüber Szenen, die die beiden Lebenstypen veranschaulichen,
rechts in der Mitte ein Pflüger, oben der Mann nach getaner
Arbeit den Schlaf des Gerechten genießend, links unten ein Schwel-
ger mit seinem Mädchen auf der Kline, links oben kaum erkenn-
barer Rest eines Bildes, vielleicht der Untergang des Lasterhaften
(vgl. Brinckmann). Es ist jener oben § 16 schon berührte bild-
 
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