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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 16. Abhandlung): Stiftung und Kultsatzungen eines Privatheiligtums in Philadelpheia in Lydien — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37693#0065
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Stiftung und Kultsatzungen eines Privatheiligtums in Philadelpheia. 63
III. AGDISTIS HÜTERIN DES HAUSES, DIE ÜBER DIE
GESINNUNG DER KULTGENOSSEN WACHT.
Z. 51. ’Άγγδιστιν [την άγιωτάτην]. § 97.
Dies wohl richtig ergänzte Epitheton kommt als neuer Beleg
zu den von mir Arch. f. Rel. Wiss. XVIII 1915 S. 32 (=De Dis
ignotis), gesammelten Inschriften hinzu, ebenso die oben § 75
zitierte Inschrift und KPr. III 138 [τη άγι]ωτάτη Άρτέμιδι.
Die Zeugnisse für den Kult der Agdistis, der sich von Phrygien
aus in der alten Welt verbreitet hat (Kleinasien, Ägypten,
Südrußland), hat zuletzt J. Keil, Österr. Jahreshefte XVIII
1915 S. 76 gesammelt. Es ist ein im phrygisch-kleinasiatischen
Meterkult wurzelndes Gottwesen, auch mannweiblich gedacht
(pessinuntischer Attismythos) und ursprünglich, wie Keil mit
Recht betont, wohl nichts anderes als die Göttermutter selbst.
Wenn sie hier als hochheilige Hüterin und Herrin des Kultlokals
bezeichnet wird, so liegt die Folgerung nahe, die KPr. gezogen
haben, ,,daß das heilige Haus des Dionysios ursprünglich ein
einheimisches Metroon war, in welchem später die großen helle-
nischen Götter und Personifikationen segensreicher und sittlicher
Mächte Kultstätten erhielten. Religiöse Spekulation, die durch
ein Traumgesicht in besondere Bahnen gelenkt wurde, mag dann
dem Retter Zeus das Übergewicht gegeben und dem höchsten Gott
der Hellenen die Gebote zugeschrieben haben, deren eigentliche
Wurzeln in die tieferen Bedürfnisse orientalischer Religiosität
hinabreichen.“
Daß sich Agdistis mit den Theoi Soteres (vgl. § 12) gut ver-
bindet, zeigt auch eine phrygische Inschrift CIG. 3993, wo wir
θεούς σωτήρας τήν τε ’Άγγδιστιν vereint finden.
Einen Altar hatte Agdistis offenbar nicht (vgl. § 66), Altäre
haben die hellenischen Götter des οίκος. Aber in der Allianz
kommt Agdistis doch nicht zu kurz, sie war doch hochgeehrt als
Herrin und Hüterin des οίκος, der doppelt beschützt ist, durch
Hestia als hellenische (s. §11) und Agdistis als epichorische Hüterin.
Daß die hellenischen Gottheiten auch als sittliche Mächte § 98.
wirken, zeigt ja schon Αρετή. Aber auch Agdistis wird großer Ein-
fluß beigelegt, sie soll
Z. 52f. άγαθ-άς διανοίας ποιείτω άνδράσι καί γυναιξίν κτλ.
 
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