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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0056
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52 Hugo Koch:
2. Einen Satz Hippolyts hat Esser ganz übergangen: επί
τούτου πρώτως τετόλμηται δεύτερον αύτοΐς βάπτισμα. Was will
dieser Vorwurf besagen ?
Keinesfalls wollte Hippolyt, wie Ernst (Ztschr. f. kath. Theol.,
1905, 265ff.) mit Berufung auf cyprianische Stellen meinte, als
Anhänger der Taufwiederholung bei Übertretenden die Anerken-
nung der Ketzertaufe als Anerkennung einer „zweiten Taufe“
bloßstellen. Der Wortlaut weist deutlich genug nicht auf ein
bloßes Geltenlassen, sondern auf eine bestimmte Handlung, die
Wiederholung eines liturgischen Vorganges hin. Auch ist nicht,
wie bei Cyprian (Ep. 71, 1), von ,,duo baptismata“, einer Taufe
in und einer Taufe außerhalb der Kirche, sondern einfach von
einem δεύτερον βάπτισμα die Rede. Zudem spricht derselbe Cyprian
gerade mit Bezug auf die Nichtanerkennung der Ketzertaufe und
die Taufwiederholung von einem „secundus baptismus“, wenn er
Ep. 73, 24 sagt, man solle ja nicht glauben, daß dieses Wort die
Ketzer von der Rückkehr zur Kirche abhalten könnte.
Sollte wirklich die Wiederholung der Wassertaufe bei Be-
kehrten gemeint sein?1 Der von d’Ales (L’edit de Calliste 225 f.)
dagegen erhobene Einwand, daß nach dem Berichte Cyprians
(Ep. 74, 1) 35 Jahre später Papst Stephan die Überlieferung seiner
Kirche gegen die Wiedertaufe ins Feld führte, wird kaum als
durchschlagend betrachtet werden können. Im zweiten Osterfeier-
streit kündigte Papst Viktor den einer abweichenden Sitte huldi-
genden Kleinasiaten die kirchliche Gemeinschaft und er mußte
sich von Bischof Irenäus von Lyon an die erst unter Soter, seinem
zweiten Vorgänger, erfolgte Änderung der römischen Paschasitte
erinnern lassen (Euseb. Η. E. V, 24, 14f.). Überhaupt zeigt die
älteste römische Kirche eine ziemliche Neigung zum Versuchen und
Wechseln (vgl. Ztschr. f. wiss. Theol., 1913, 310). So ist es gar
nicht ausgeschlossen, daß man unter Kallist anfing, bei Über-
tretenden die Taufe zu wiederholen, später aber diese Sitte zu-
gunsten der älteren wieder aufgab2. Daß sich mit Kallists An-
1 So Adam a. a. O. S. 25 und 61.
2 Auch Harnack bezieht die Worte Hippolyts „auf die Ungültigkeit
der Ketzertaufe“ (Lehrb. der Dogmengesch.4 1, 442 A. 1). Hans Achelis,
der die Wiedertaufe überhaupt als die älteste Übung betrachtet, schreibt:
„Noch Kallistus hatte die Wiedertaufe für notwendig gehalten“ (Das Christen-
tum in den ersten drei Jahrhunderten, 1912, 11, 221). Das „noch“ steht aber
im Widerspruch mit Hippolyts Bericht und es ist nicht wahrscheinlich, daß
das, doch auch auf christologischen Abweichungen beruhende, hippolytische
 
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