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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0084
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Hugo Koch:

Pelagius einnehmen ließ und den Afrikanern schrieb, sie sollten
ihre Meinung ändern oder innerhalb zweier Monate ihre Anklagen
vor ihm beweisen und der erste Ankläger Paulinus solle in Rom
erscheinen (Epp. 3 u. 4), da antwortete ihm dieser, er werde nicht
nach Rom kommen, da die Sache bereits entschieden sei (Zosim.
ep. 10); und die Afrikaner beharrten auf der karthagischen Winter-
synode 417 und auf dem großen Plenarkonzil 418 durchaus auf
ihrem Standpunkt und belegten jede Berufung nach Rom mit
dem Banne (Mansi III, 810sq.). Die Folge war, daß der Papst
sich zum Rückzug genötigt sah* 1. Noch im sogen. Dreikapitel-
streite schloß die afrikanische Kirche den Papst Vigilius wegen
seines ,,Iudicatum“ geradezu aus ihrer Gemeinschaft aus, bis er
Buße tue. So wenig kannte man in Afrika noch im 6. Jahrhundert
ein ^Roma locuta, causa finita.“
d) Auch Optatus von Mileve, der nach Chapman (Rev.
Bened., 1910, 463) den Cyprian aufwiegen soll, ändert an dieser
Sachlage nichts2 *. Es klingt allerdings um einen Ton petrinischer
und römischer, wenn er Gontr. Parm. Don. II, 2 (ed. Ziwsa,
GSEL. XXVI, 36) schreibt: lgitur negare non potes scire te in
urbe Romana Petro primo cathedram episcopalem esse con-
latam, in qua sederit omnium apostolorum caput, unde et Cephas
est appellatus, in qua una cathedra unitas ab omnibus
servaretur, ne ceteri apostoli singulas sibi quique defenderent,
ut jam scismaticus et peccator esset, qui contra singulärem
cathedram alteram conlocaret, oder VII, 3 (p. 170sq.): Sed
exempla in evangelio lecta proponere noluistis, ut est lectio de
persona beatissimi Petri, ex qua forma unitatis retinendae
vel faciendae descripta recitatur . . . . bono unitatis beatus
fasten nichts gesagt (n. 25), darum könne jede Kirche bei ihrem Brauche
bleiben und der einzelne solle sich dem Brauche seines jeweiligen Aufenthalts-
ortes anschließen, wie auch Ambrosius gesagt habe, zu Mailand faste er am
Samstag nicht, zu Rom faste er (n. 32). „In his enim rebus, de quibus nihil
certi statuit scriptura divina, mos populi Dei vel instituta majorum pro lege
tenenda sunt“ (n. 2). Maßgebend ist also nicht die römische Kirche, sondern
die hl. Schrift, und wo diese nichts Bestimmtes vorschreibt, da herrscht
Freiheit, da kann jede Kirche ihrer Überlieferung folgen.
1 Zur causa Zosimi papae vgl. Reuter, Augustin. Studien, S. 314ff.,
Langen, Geschichte der römischen Kirche, S. 745 ff.; Harnack, Lehrbuch
der Dogmengeschichte4 III, 182ff.
2 Vgl. Langen, Geschichte der römischen Kirche, 1881,857 ff.; Michaud,
Rev. internat. de theolog., 1908, 238 ff.; An am, Tüb. theol. Quartalschrift,
1912, 215 ff.; Harnack, DG.4, 1910, III, 46.
 
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