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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0095
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Kallist und Tertullian.

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geschah es, weil man sachlich damit einverstanden war, nicht, weil
man ihn als solchen für ausschlaggebend gehalten hätte1.
2. Ein weiterer Primatsbeweis wird in De pud. c. 21 gefunden:
,,De tua nunc sententia quaero, unde hoc jus ecclesiae usurpes:
si quia dixerit Petro Dominus: ,super hanc petram aedificabo
ecclesiam meam, tibi dedi claves regni caelestis‘, vel: ,quaecum-
que adligaveris vel solveris in terra, erunt adligata vel soluta in
caelis', idcirco praesumis et ad te derivasse solvendi et
adligandi postatem id est ad omnem ecclesiam Petri pro-
p in quam:2 qualis es, evertens atque commutans manifestum
Domini intentionem personaliter hoc Petro conferentem ?“
Daß Kallist damit ausgesprochen habe, die Lösegewalt sei
auf jede durch Petrus gegründete Gemeinde übergegangen, infolge-
dessen habe er als Vertreter der Gemeinde, deren petrinischer
Ursprung über jeden Zweifel erhaben sei, sicher diese Lossprechungs-
gewalt (Rolffs, Das Indulgenzedikt Kallists, 1893, 57f.), ist natür-
lich ausgeschlossen. Das wäre, vollends für das dritte Jahrhundert,
ein unmöglicher Gedanke, und Esser bemerkt dagegen mit Recht:
,,Eine solche Beweisführung hätte seinem Gegner leichtes Spiel
geboten und würde im dritten Jahrhundert mit denselben Emp-
findungen wie heute aufgenommen worden sein“ (Katholik, 1902,
II, 211). Esser selber ist sich aber in der Erklärung der Stelle
nicht gleichgeblieben. Früher, als er noch in Kallist den von Ter-
tullian angeredeten Bischof erblickte, faßte er das ,,omnem eccle-
siam“ als „alle Einzelkirchen, insofern sie in ihrer Einheit die
ecclesia ausmachen“, als „alle Kirchen in ihrer Gesamtheit und
Einheit“, und „propinquam“ bezeichnet ihm „jene geistige Gemein-
schaft in Glaube, Sitte, Disziplin und Kultus, jene durch den
Besitz gleicher geistiger Güter gegebene Verwandtschaft und Ein-
heit, durch welche die Kirche eine familiaritas und fraternitas aus-
macht, welche nicht Produkt zufälliger Bildung oder zeitgeschicht-
lich bedingter Konföderation ist, sondern auf dem lebendigen
Zusammenhang mit dem apostolischen Ursprung der Kirche
beruht.“ Die direkte Abhängigkeit des Genetivs „Petri“ von,,propin-
quam“ („in Verbindung mit Petrus stehend“) läßt er als möglich
1 Daß Cyprian Ep. 55, 21 die Zeit vor Kallist im Auge hätte, wie
d’Ales (L’edit de Calliste, 1914, 240 A. 1) meint, halte ich für ausgeschlossen.
Vgl. meine Bemerkungen in der Theol. Litztg., 1914, 588.
2 So interpungiert richtig Rauschen; das Fragezeichen ist erst nach
„conferentem“ am Platze (vgl. auch Esser, BKV., Tertullian II, 465 A. 2).
 
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