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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0098
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Hugo Koch:

spiritalem hominem“. Diese wird es aber in Wirklichkeit nicht
tun, gemäß der Mahnung des Parakleten: ,,Potest ecclesia donare
delictum, sed non faciam, ne et alia (alii ?) delinquant“1.
Aus unserer Stehe folgt also keineswegs, daß der darin be-
kämpfte Gedankengang von einem nichtrömischen Bischof stammen
müsse. Freilich geht aus c. 21 an sich auch nicht hervor, daß es
gerade den römischen Bischof im Auge hat. Auch das ,,apostolice“
ist — wie wir schon gesehen haben — dafür nicht beweisend,
ebensowenig wie die Berufung auf Petrus und Mt. 16, 18 oder das
,,benedictus papa“ in c. 13, 7. Das hat auch Esser schlagend
dargetan (Katholik, 1908, I, 103 A. 2; Schrift von 1914, 21 ff.).
Da aber 1, 6 allem nach ein römischer Bischof eingeführt wird
und über einen Wechsel in der Person des bekämpften bischöf-
lichen Gegners die ganze Schrift keine Andeutung enthält (vgl.
auch Jordan im Theol. Litbh, 1915, 104), so haben wir keinen
Grund, einen solchen Wechsel anzunehmen und in dem ,,bene-
dictus papa“ und ,,apostolicus“ einen andern als den ,,pontifex
maximus, quod est episcopus episcoporum“ zu sehen. Daß auch
die andern von Esser vorgebrachten Gründe keineswegs nötigen,
den karthagischen Bischof und seine Gemeinde als Angeredete
anzunehmen, haben wir oben (S. 59ff.) gezeigt.
Die 21, 9 ff. bekämpfte „sententia“ geht also auf den römischen
Bischof Kallist zurück. Dieser nimmt das Hecht der Sünden-
nachlassung für die Kirche in Anspruch2, indem er aus Mt. 16,
18f. folgert, daß die Binde- und Lösegewalt auf jede zu Petrus
1 Mit dem Satze „Secundum enim Petri personam spiritalibus potestas
ista conveniet: aut apostolo aut prophetae etc.“ vergleiche man Orig. De
orat. 28, 8: ,,'Ο δέ έμπνευσθείς υπό του Ιησού ώς οί απόστολου . . ώς
χωρήσας τό πνεύμα τό άγιον καί γενό μένος πνευματικός τω ύπό του πνεύ-
ματος άγεσθαι . . . άφίησιν ά εάν αφή ό θεός καί κρατεί τά άνίατα των αμαρτη-
μάτων, υπηρετών ώσπερ οί προφήται έν τω λέγειν ού τά ϊδια, άλλά τά του θείου
βουλήματος. 28,9: ούτω τοιγαροΰν καί οί απόστολοι καί οί τοις άποστόλοις
ώμοιωμένοι .... ίσασιν ύπό του πνεύματος διδασκόμενοι, περί ών χρή άναφέρειν
θυσίας άμαρτημάτων κτλ. 14, 6: εϊ τις εύρεθείη Παύλος ή Πέτρος, ϊνα
ώφελήσωσιν ημάς,άξιους ποιούντες του τυχεΐν τής δεδομένης αύτοΐς έξουσίας προς τό
αμαρτήματα άφιέναι.
2 Das bedeutet naGh dem ganzen Zusammenhang ,,unde hoc jus ecclesiae
usurpes“, nicht etwa „woher du dieses Recht der Kirche dir anmaßest“, wie
Friedrich (Zur ältesten Geschichte des Primates in der Kirche, 1879, 84),
Rolffs (Das Indulgenzedikt Kallists, 1893, 55f.), Batiffol und de Labri-
olle übersetzen. Hierin hat Esser (Schrift von 1905, 29 und Katholik, 1907,
II, 191) entschieden Recht.
 
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