Die Kenntnis des Sütra von Panini mit der Käsikä Vrtti
des Jayäditya und dem Mahäbhä$ya von Patanjali würde, trotz
der überragenden Bedeutung dieser drei Werke, eine etwas un-
zureichende Vorstellung von dem Wesen der indischen Grammatik
vermitteln ohne Hinzunahme wenigstens eines der zahlreichen
späteren Systeme, die sich zu Panini etwa verhalten wie Priscian
zu Varro’s großem Werk de lingua Latina, die man also unter
dem Namen elementare oder Schulgrammatiken zusammenfassen
kann, da sie in Behandlung und Anordnung des Stoffes deutlich
auf den Standpunkt des Lernenden, des Schülers Rücksicht nehmen.
Aus eben diesem Grunde eignet sich ein solches System auch für
uns grade zur ersten Einführung in das Vyäkarana^ästra.
Die älteste dieser Eiementürgrammatiken, von der wir Kunde
haben, ist das Kätantra des Sarvavarman, das seine Aufgabe in
recht praktischer Weise löst und uns, weit entfernt von der Wort-
algebra des Panini und Candra, in schlichter, mehr nach Ver-
ständlichkeit als nach Kürze strebender Sprache doch mit einer
Menge von technischen Ausdrücken und mit der speziellen gram-
matischen Redeweise, also dem unentbehrlichen Handwerkszeug
des Vaiyäkarana, bekannt macht. 1
Die früheste Erwähnung des Kätantra in den Anfang des
12. Jahrh. n. Chr. zu setzen, wie Böhtlingk in seinem Artikel
'Über die Grammatik Kätantra’ (ZDMG 41) noch 1887 tat, geht
jetzt nicht mehr an. Zunächst findet sich die bekannte Bade-
szene, wo der König Sätavähana seine Damen mit Konfekt (mo-
daka) bewirft, weil er den Sandhi von mä udaka zu modaka miß-
verstanden hat, — die den Anlaß zur Abfassung des Werkes
gegeben haben soll, nicht nur in Somadeva’s Kathäsaritsägara,
sondern, wie das ganze Buch Kathäpltha, auch in Ksemendra’s
1 Vgl. auch das Urteil von Aufrecht, Catalogus codd. Oxon. p. 169: Pe-
gulae ipsae vel sine commentario perspicuae sunt, ncque ea brevitate et
obscuritate laborant, quibus Panini ejusque schola studuerunt. Literae au-
xiliäres (anubandha) rarissime usurpantur.
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des Jayäditya und dem Mahäbhä$ya von Patanjali würde, trotz
der überragenden Bedeutung dieser drei Werke, eine etwas un-
zureichende Vorstellung von dem Wesen der indischen Grammatik
vermitteln ohne Hinzunahme wenigstens eines der zahlreichen
späteren Systeme, die sich zu Panini etwa verhalten wie Priscian
zu Varro’s großem Werk de lingua Latina, die man also unter
dem Namen elementare oder Schulgrammatiken zusammenfassen
kann, da sie in Behandlung und Anordnung des Stoffes deutlich
auf den Standpunkt des Lernenden, des Schülers Rücksicht nehmen.
Aus eben diesem Grunde eignet sich ein solches System auch für
uns grade zur ersten Einführung in das Vyäkarana^ästra.
Die älteste dieser Eiementürgrammatiken, von der wir Kunde
haben, ist das Kätantra des Sarvavarman, das seine Aufgabe in
recht praktischer Weise löst und uns, weit entfernt von der Wort-
algebra des Panini und Candra, in schlichter, mehr nach Ver-
ständlichkeit als nach Kürze strebender Sprache doch mit einer
Menge von technischen Ausdrücken und mit der speziellen gram-
matischen Redeweise, also dem unentbehrlichen Handwerkszeug
des Vaiyäkarana, bekannt macht. 1
Die früheste Erwähnung des Kätantra in den Anfang des
12. Jahrh. n. Chr. zu setzen, wie Böhtlingk in seinem Artikel
'Über die Grammatik Kätantra’ (ZDMG 41) noch 1887 tat, geht
jetzt nicht mehr an. Zunächst findet sich die bekannte Bade-
szene, wo der König Sätavähana seine Damen mit Konfekt (mo-
daka) bewirft, weil er den Sandhi von mä udaka zu modaka miß-
verstanden hat, — die den Anlaß zur Abfassung des Werkes
gegeben haben soll, nicht nur in Somadeva’s Kathäsaritsägara,
sondern, wie das ganze Buch Kathäpltha, auch in Ksemendra’s
1 Vgl. auch das Urteil von Aufrecht, Catalogus codd. Oxon. p. 169: Pe-
gulae ipsae vel sine commentario perspicuae sunt, ncque ea brevitate et
obscuritate laborant, quibus Panini ejusque schola studuerunt. Literae au-
xiliäres (anubandha) rarissime usurpantur.
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