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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 9. Abhandlung): Vom goettlichen Wohlgeruch — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37686#0013
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Vom göttlichen Wohlgeruch.

13

Besprengung mit Nektar oder Ambrosia1. Ich führe nur einige
Beispiele an. So salbte Demeter den Demophoon2, Thetis den
Achilleus3, um ihn unsterblich zu machen, Aphrodite den Adonis4,
um ihn mit göttlicher Schönheit zu begaben. Venus besprengt
bei Vergil5 den schwerverwundeten Aeneas mit heilender ambrosi-
scher Salbe; und bei Ovid6 wandelt Ambrosia, mit Nektar ge-
mischt, den Aeneas zum Gott. Es ist bezeichnend, daß in allen
solchen Beispielen7 immer betont wird, welchen Wohlgeruch die
ambrosische Salbe ausströmt; auch bei diesen sagenhaften Wunder-
wirkungen bleibt die Anschauung lebendig, daß der Duft Träger
und Wirker göttlichen Lebens sei.
Neben dieser Vorstellung, daß göttliche Kräfte durch Salbung
mit Ambrosia auf den Menschen magisch übertragen werden, ist
eine andere erhalten geblieben, die dem Gedanken des Wolli-
ger uches lebendiger entspricht, Gott teile dem Menschen durch
Anhauch göttliches Leben und Kraft mit. Eugen Fehrle hat in
seinem Buche über kultische Keuschheit im Altertume8 eine Fülle
von Beispielen gegeben, wie durch göttlichen Anhauch die Kraft
der Gottheit in den Menschen einströmt und in ihm die Gott-
begeisterung, den Enthusiasmus, wecke. Es ist bezeichnend, daß
1 Vgl. zum folgenden besonders Roscher, Nektar und Ambrosia 1883,
und Mythol. Lex. I, 1 sub voce Ambrosia.
2 Hom. Iiymn. in Dem. 236f.:
κατά δ’ ήμαρ
χρίεσκ’ άμβροσίη ώστεί -9-εοϋ έκγεγαώτα
ήδύ καταπνείουσα.
3 Apoll. Rhet. IV, 869; Apollod. III, 13, 6.
4 Nossis, Anth. Gr. VI, 275:
. άδύ τι νέκταρος όζει
του, τω καί τήνα (Aphrodite) καλόν ’Άδωνα χρίει.
δ Verg. Aen. XII, 416:
hoc Venus obscuro faciem circumdata nimbo
Detulit, hoc fusum labris splendentibus amnem,
In fielt occulte medicans spargitque salubris
Ambrosiae sucos et odoriferam panaceam.
6 Ov. Met. 14, 606:
Lustratum genitrix divino corpus odore
unxit et ambrosia cum dulci nectare mixta
Contigit os fecitque deum.
7 Weitere Beispiele bei Roscher, Nektar und Ambrosia, S. 46f.
8 a. a. O. S. 80 ff. Ich verweise auf die dort beigebrachten Beispiele.
 
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