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Studien zur Spätscholastik. 1.

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vorhersieht, den er der Gnade vorschieben wird. Ausschließlich
Gottes freier Wille und nichts anderes ist Motiv der Erwählung wie
der Verwerfung. Das sola gratia ist das A und 0 dieser Theologie.
Der Geist Augustins, der sie durchdringt, in Verbindung mit den
philosophischen Elementen der nominalistischen Erkenntnislehre
war auch das Kennzeichen der theologischen Bildung, die dereinst
das Denken Martin Luthers in den Anfängen seiner theologischen
Lehrtätigkeit beherrschen sollte.

Es ist ein langer und vielverschlungener Gedankenpfad, den
wir haben verfolgen müssen, durch alle Höhen und Tiefen schola-
stischer Wissenschaft hindurch. Zuweilen hat er durch ein Stück
Wüste geführt, und nicht einmal alle Dornen, die am Wege standen,
sind hier sichtbar geworden. Aber das ist schließlich die Eigenart
aller Wissenschaft, daß ihre bleibenden Ideen nicht ohne einen
Haufen vergänglichen Schuttes ans Licht gefördert werden können.
Wieviel des Fruchtbaren, geschichtlich Wirksamen in dem Staub
dieser alten Folianten verborgen liegt, wird immer wieder mit
l berraschung wahrnehmen, wer sich an ihr Studium heranwagt.
Man wird angesichts des wissenschaftlichen Weltbildes, das sich
uns soeben entrollt hat, geneigt sein, von Eklektizismus zu sprechen.
Auf erhebliche Teile des Ganzen trifft das sicherlich zu. Aber für
den philosophischen Kern, die Versöhnung des Nominalismus mit
der aristotelischen Metaphysik, für die Willenslehre und ihre Ver-
bindung mit den wichtigsten Teilen der Theologie möchte ich doch
eine gewisse Originalität in Anspruch nehmen, solange nicht auch
hierfür Vorbilder nachgewiesen sind. Was ist freilich Originalität
im Schulbetrieb des Mittelalters! Kaum eine Wendung, kaum ein
Gedanke in diesen Riesenkompilationen, der nicht irgendwo sein
Vorbild fände! Nicht, die Selbständigkeit des Denkens in modernem
Sinn, sondern die Fähigkeit umfassendster Systembildung mit Hilfe
rein logischer, vielfach noch primitiver wissenschaftlicher Hilfs-
mittel ist der eigentümliche Vorzug dieser Denker. Und ich gestehe
gern, daß mich nicht selten die geistige Energie mit Bewunderung
erfüllt hat, die unsern Autor befähigt, auf den verschiedensten
 
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