Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892.
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vermittelte — gut; — verlegte man sie, so hatte er durch das
Resultat der Sondierung den Beweis in der Hand, was geschehen
war, und konnte diese Tatsache veröffentlichen, wie dies in der
Münchner Allgemeinen nachher wirklich geschah. Was der Fürst
an Kaiser Franz Joseph sagen wollte, konnte ein solcher Mann
auch indirekt an ihn gelangen lassen, und bei Verweigerung der
Audienz fiel die Blamage vor der ganzen Welt auf diejenigen, „die
ihn nicht liebten und was er ihnen vergalt“, — vielleicht war die
vorauszusetzende Aufregung groß genug, um einen Kurswechsel zu
erzwingen. Freilich war Berlin nur Durchgangsstation und Wien
Reiseziel, und wie oft war der Entamtete schon durch Berlin ohne
Aufenthalt durchgefahren; aber man denke an die Empfindungen
in Rom, an Vatikan und Quirinal hei fürstlichen Besuchen! Wie
schmerzlich für die Machthaber an der Spree, wenn der nächste
Freund und Bundesgenosse des deutschen Kaisers den Fürsten sah
und sie die Audienz hatten vermitteln müssen!
So ist denn bei Bismarcks Ankunft ihm die Audienz verlegt,
das „Botschaftspersonal“, die Damen und Herren derselben
bleiben Von den Feierlichkeiten ausgeschlossen, und der Botschafter,
der durch wirkliche Krankheit (Blasenkatarrh) verhindert war, den
Bismarckurlaub anzutreten, ist mit dem Auswärtigen Amte kräftig
verzankt. Wenn wirklich im Auswärtigen Amt ein Dämon saß,
der seine Zwangsvorstellungen in Taten umsetzen konnte, so würde
er hier den Doppelzweck erreicht haben: Bismarck zu boykottieren
und zu brüskieren, und die Wiener Botschaft für Eulenburg
sturmreif zu machen — wer dabei letzten Endes verlor, ist eine
andere Frage.
4. Bismarck in Wien.
Wer sich einen sanftmütigen Bismarck wünscht, kann sich
vorstellen, es habe dieser den beleidigenden Fehler seiner Gegner
mit dem Mantel der Liebe zugedeckt — mancher wird sich ja auch
einen besonnenen Teil vorstellen1. Der Bismarck der Wirklich-
1 Man hat auch gefragt, ob denn Bismarck 1890 nicht mit Bebel
sich hätte verständigen können: Bismarck aber verhandelte wohl mit
Lassalle, wie er denn auch mit Lord Beaconsfield gut auskam, für Napoleon III.
etwas übrig hatte, -— dem er sogar deutsche Gemütseigenschaften zuschrieb
(vielleicht waren es holländische) —, und Crispi und Andrassy, die ge-
wesenen Hochverräter, waren seine nächsten Freunde in den Dreibund-
staaten: er bevorzugte diejenigen Führer, die an ihre Leute mehr äußer-
lich angelöthet waren.
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vermittelte — gut; — verlegte man sie, so hatte er durch das
Resultat der Sondierung den Beweis in der Hand, was geschehen
war, und konnte diese Tatsache veröffentlichen, wie dies in der
Münchner Allgemeinen nachher wirklich geschah. Was der Fürst
an Kaiser Franz Joseph sagen wollte, konnte ein solcher Mann
auch indirekt an ihn gelangen lassen, und bei Verweigerung der
Audienz fiel die Blamage vor der ganzen Welt auf diejenigen, „die
ihn nicht liebten und was er ihnen vergalt“, — vielleicht war die
vorauszusetzende Aufregung groß genug, um einen Kurswechsel zu
erzwingen. Freilich war Berlin nur Durchgangsstation und Wien
Reiseziel, und wie oft war der Entamtete schon durch Berlin ohne
Aufenthalt durchgefahren; aber man denke an die Empfindungen
in Rom, an Vatikan und Quirinal hei fürstlichen Besuchen! Wie
schmerzlich für die Machthaber an der Spree, wenn der nächste
Freund und Bundesgenosse des deutschen Kaisers den Fürsten sah
und sie die Audienz hatten vermitteln müssen!
So ist denn bei Bismarcks Ankunft ihm die Audienz verlegt,
das „Botschaftspersonal“, die Damen und Herren derselben
bleiben Von den Feierlichkeiten ausgeschlossen, und der Botschafter,
der durch wirkliche Krankheit (Blasenkatarrh) verhindert war, den
Bismarckurlaub anzutreten, ist mit dem Auswärtigen Amte kräftig
verzankt. Wenn wirklich im Auswärtigen Amt ein Dämon saß,
der seine Zwangsvorstellungen in Taten umsetzen konnte, so würde
er hier den Doppelzweck erreicht haben: Bismarck zu boykottieren
und zu brüskieren, und die Wiener Botschaft für Eulenburg
sturmreif zu machen — wer dabei letzten Endes verlor, ist eine
andere Frage.
4. Bismarck in Wien.
Wer sich einen sanftmütigen Bismarck wünscht, kann sich
vorstellen, es habe dieser den beleidigenden Fehler seiner Gegner
mit dem Mantel der Liebe zugedeckt — mancher wird sich ja auch
einen besonnenen Teil vorstellen1. Der Bismarck der Wirklich-
1 Man hat auch gefragt, ob denn Bismarck 1890 nicht mit Bebel
sich hätte verständigen können: Bismarck aber verhandelte wohl mit
Lassalle, wie er denn auch mit Lord Beaconsfield gut auskam, für Napoleon III.
etwas übrig hatte, -— dem er sogar deutsche Gemütseigenschaften zuschrieb
(vielleicht waren es holländische) —, und Crispi und Andrassy, die ge-
wesenen Hochverräter, waren seine nächsten Freunde in den Dreibund-
staaten: er bevorzugte diejenigen Führer, die an ihre Leute mehr äußer-
lich angelöthet waren.