Metadaten

Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0019
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Hausschwelle.

19

Das sind die Belege für Urnen in dem in Frage stehenden
weiteren Sinn, die das republikanische Latein1 *, abgesehen von
den Dichtern seit Lucilius, aufzuweisen hat. Dem aufmerksamen
Leser wird es nicht entgangen sein, daß dieser Gebrauch von
Urnen eng begrenzt ist. Zunächst fällt auf, daß nur das "herein"
und 'heraus’, nicht das 'drinnen’ und 'draußen’ mit Hilfe von
Urnen bezeichnet wird und daß die Urnen-Wendungen sich nur
da finden, wo Personen über die Schwelle gehen oder über die
Schwelle getragen werden. Es sind dieselben Grenzen, in denen
Plautus und Naevius sublimen gebrauchen. Man pflegt im alten
Latein zu sagen sub Urnen rapere, intra Urnen ferre, Unten intrare,
Urnen exire, acUtu et limine privare usw., wenn das Subjekt und
gegebenenfalls auch das Objekt eine Person oder als Person ge-
dacht ist (wie Mars, Vita beata), nicht afier intra Urnen esse, auch
nicht intra (sub) Urnen ferre, wenn etwa Sachen hinein- oder
heraustransportiert werden sollen. In solchen Fällen hat man
andere Ausdrücke verwendet; es heißt z. B. einerseits domi sola
sum (Gas. 167), Lesbonicum si domi est, foras [ejvocate (Tri. 1174),
intus narrabo tibi et hoc et alia (Tri. 1101), (Consilium■) intus medi-
tati sumus (Mi. 612), andererseits ecfer mihi machaeram huc intus
(Mi. 459), argentum iubebo iam intus ecferri foras (Ba. 95), natürlich
auch quicquid domi est, id quod domi est, divitiae (agni et porci
sacres) domi sunt usw. Auch das, was vor der Türe sich vollzieht,
wird nie mit Urnen bezeichnet, wenn nicht der Gedanke des
Überschreitens dabeiliegt, man sagt vielmehr Quis ad fores est
(Am. 1021), accedere (adire sequi) ad fores (Tru. 289. Cu. 145 u. a.),
concede huc a foribus (Men. 158), a foribus pellere (Am. 269 u. a.),
observo foris (Mi. 328), men censes potuisse omnia intellegere extra
ostium, intus quae inter sese ipsi egerint? (Ter. Ph. 875), natürlich
auch ara Veneris haec est ante horunc fores (Cu. 71), solitudo ante
ostium (Ter. Andr. 362). In der Audria läßt der kecke Sklave
Davus den neugeborenen Knaben der vermeintlichen Hetäre durch
deren Magd 'auf die Schwelle des Chremes niederlegen’ — so
1 Aus der späteren Zeit sei das Tempelgesetz aus Rom, Dessau II 4915 an-
geführt: Extra hoc Urnen aliquid de sacro Silvani efferre fas non est. Bei den
Griechen lautet die entsprechende Vorschrift των be κρεών μή είναι έκφορήν
ε£ω του τεμένεος (Dittenberger Syll.3 1004, 31 f.) oder ähnlich; Ada Thomsen,
Arch. Rel. 12, 1909, 466 f., Boll, ebd. 13, 1910, 575, 2. — Plin. ep. 7, 27, 8
(von einem Gespenst) adventare et iam ut in limine, iam ut intra Urnen audiri
(Mitteilung von Fehrle).

2*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften