Die Hausschwelle.
35
des Ennius), vor allem praecipitare1 neben praecipitem dare, die
gewiß oft im Zusammenhang mit sublimen -Wendungen gebraucht
worden sind, wie dies ja auch Ter. Ad. 316 f. geschehen ist (S. 12).
Ohne weitere Prüfung des Materials würde man wohl für
wahrscheinlich halten, daß aus dem terenzianischen sublimem und
dem catonischen sublimiter in der klassischen Prosa sublimis sich
entwickelt habe. Aber das Wahrscheinliche erweist sich hier
nicht als das Richtige. Die Prosa der Redner und Plistoriker, in
der sonst die Sprache von Cato und Terenz weiterlebt, hat unser
Wort nicht weitergebildet, und die entscheidenden Neuerungen
sind schon vor Terenz und wohl auch vor den genannten Schriften
Catos gemacht worden. Ihr Schöpfer ist der größte Neuerer, der
jemals die lateinische Sprache umgestaltet hat, Quintus Ennius.
Die Fragmente geben folgende Belege:
1. Es ist mit gutem Grund vermutet worden1 2, daß die
Phrase sublimem rapere, die Livius und Ovid in der Erzählung
von der Entrückung des Romulus gebrauchen, wie die ganze Er-
zählung aus Ennius genommen ist. Auch Vergil kennt sie (a 5, 255).
2. Varro 1. 1. VII, 73 führt in einem Abschnitt über zeit-
bestimmende Worte an (Sc. 215 V.2):
'quid noctis videtur? In altisono
caeli clipeo temo superat
stellas sublime[n] agens etiam atque
etiäm noctis iter (^) — u ^ —
Der Sinn der ganzen Stelle läßt sich nicht sicher feststellen3, da
der Dichter hier vom Original wohl weit abgewichen ist4. Temo
wird gewiß identisch sein mit septentriones, denen es Varro 1.1. VII,
74 gleichsetzt. Die Änderung sublime[n] agens (so Buecheler) ist
1 Transitiv Cato agr. 33, 2, öfter intransitiv.
2 Ehwald, Progr. Gotha 1892, S. 12, Norden, Aenei's VI2, 309.
3 Einen beachtlichen Deutungsversuch hat Skutsch gemacht (Kl. Sehr. 296),
aber ist etiam atque etiam richtig?
4 Aus welcher Tragödie die Verse stammen, ist nicht bezeugt; Vahlen und
Ribbeck setzen sie in die aulische Iphigenie. Vergleichbar ist auch eine Stelle
aus dem Rhesus, auf die mich Roll aufmerksam gemacht hat (v. 527 f.): τίνος
ά φύλακα; τις άμειβα τάν έμάν; πρώτα δύεται σημεία καί έπτάποροι Πλειάδες
αίθέριαι, μέσα δ’ αίετός ουρανού ποτάται.
3*
35
des Ennius), vor allem praecipitare1 neben praecipitem dare, die
gewiß oft im Zusammenhang mit sublimen -Wendungen gebraucht
worden sind, wie dies ja auch Ter. Ad. 316 f. geschehen ist (S. 12).
Ohne weitere Prüfung des Materials würde man wohl für
wahrscheinlich halten, daß aus dem terenzianischen sublimem und
dem catonischen sublimiter in der klassischen Prosa sublimis sich
entwickelt habe. Aber das Wahrscheinliche erweist sich hier
nicht als das Richtige. Die Prosa der Redner und Plistoriker, in
der sonst die Sprache von Cato und Terenz weiterlebt, hat unser
Wort nicht weitergebildet, und die entscheidenden Neuerungen
sind schon vor Terenz und wohl auch vor den genannten Schriften
Catos gemacht worden. Ihr Schöpfer ist der größte Neuerer, der
jemals die lateinische Sprache umgestaltet hat, Quintus Ennius.
Die Fragmente geben folgende Belege:
1. Es ist mit gutem Grund vermutet worden1 2, daß die
Phrase sublimem rapere, die Livius und Ovid in der Erzählung
von der Entrückung des Romulus gebrauchen, wie die ganze Er-
zählung aus Ennius genommen ist. Auch Vergil kennt sie (a 5, 255).
2. Varro 1. 1. VII, 73 führt in einem Abschnitt über zeit-
bestimmende Worte an (Sc. 215 V.2):
'quid noctis videtur? In altisono
caeli clipeo temo superat
stellas sublime[n] agens etiam atque
etiäm noctis iter (^) — u ^ —
Der Sinn der ganzen Stelle läßt sich nicht sicher feststellen3, da
der Dichter hier vom Original wohl weit abgewichen ist4. Temo
wird gewiß identisch sein mit septentriones, denen es Varro 1.1. VII,
74 gleichsetzt. Die Änderung sublime[n] agens (so Buecheler) ist
1 Transitiv Cato agr. 33, 2, öfter intransitiv.
2 Ehwald, Progr. Gotha 1892, S. 12, Norden, Aenei's VI2, 309.
3 Einen beachtlichen Deutungsversuch hat Skutsch gemacht (Kl. Sehr. 296),
aber ist etiam atque etiam richtig?
4 Aus welcher Tragödie die Verse stammen, ist nicht bezeugt; Vahlen und
Ribbeck setzen sie in die aulische Iphigenie. Vergleichbar ist auch eine Stelle
aus dem Rhesus, auf die mich Roll aufmerksam gemacht hat (v. 527 f.): τίνος
ά φύλακα; τις άμειβα τάν έμάν; πρώτα δύεται σημεία καί έπτάποροι Πλειάδες
αίθέριαι, μέσα δ’ αίετός ουρανού ποτάται.
3*