Metadaten

Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0041
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Hausschwelle.

41

einstimmung der Milesstelle mit der späteren Bedeutung schwerlich
Zufall ist, nehme ich an, daß Plautus hier ein Wortspiel bringt.
Die Volksschichten, auf deren Sprache die seine im wesentlichen
aufgebaut ist, gebrauchten jene sublimen-Wendungen nur im alten
Sinn, und diesen Sinn wird der ahnungslose Hörer zunächst ver-
stehen. Aber in der Sprache der Tragödie oder des Epos hatte
sublimen bereits die Bedeutung empor zur (Himmels)höhe’ erhalten;
diese zu verstehen, w7ird dem Hörer durch das folgende facite inter
terram atque caelum nahegelegt. In der Überraschung liegt das
Komische. Daß Plautus und sein Publikum solche Wortwitze
geliebt haben, ist bekannt1, und der unsere ist gewiß nicht der
einzige, mit dem er auch seine modernen Erklärer zum besten
gehabt hat.
Nun zu den formalen Neuerungen bei Ennius. Neben sub-
limen, das in der alten Wendung sublimen rarere (1) und in den
neuen Verbindungen sublimen agens (2), hoc sublime[n) candens (3)
belegt ist, finden wir die Form sublime 'in die Höhe’, das schon
besprochene Sublimat und das Adjektiv sublim.as (subices).
sublime hat sich neben das in seiner Form ganz isolierte sub-
limen gesetzt, begünstigt durch zahlreiche Adverbia auf -e, be-
sonders durch peregre einerseits und durch sublimem sublimiter
andrerseits, mit denen sublime assoziiert und als substantiviertes
Neutrum aufgefaßt werden konnte.
Der Ursprung von sublimas (subices) ist wohl in sublimare zu
suchen. Es ist zwar im Altlatein das weitaus Häufigere, daß um-
gekehrt das Adjektivum der Ausgangspunkt des Verbums wird,
aber es gibt einige Belege dafür, daß die 'rückläufige’ (retrograde,
postverbale) Bildungsweise von Adjektiva, die in der Sprache der
augusteischen Dichter und später häufig wrird2, schon früher vor-
gekommen ist: Vermutlich werden die vorwiegend poetischen vagus

5 So spielt er Cure. 151 mit einem Doppelsinn von sussilire, Cas. 521. 527
mit vacare (ähnlich wie vocare gesprochen), Mil. 770 ff. mit clari und accipere,
Trin. 418 mit ratio comparet und ratio cipparet, Capt. 888 mit hoiam (Boiam)
terit, Capt. 867 (u. ö.) mit patior, Men. 170 mit ölet (das meiste wird in den
Kommeutaren von Brix-Niemeyer erklärt). Ähnlich ist auch das S. 13 f. besprochene
Wortspiel mit Cora(n), das S. 32 erwähnte mit sup(p)arum.
2 Brugmann, Grundriß II, 1, 18 (wo aber purus purare gestrichen wer-
den muß, da letzteres Wort nicht beglaubigt ist), Stolz, Histor. Gramm., S. 588;
Franz Brender, Die rückläufige Ableitung im Lateinischen, Baseler Dissertation
(Lausanne 1920).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften