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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 1. Abhandlung): Rechtssprachgeographie — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38921#0042
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Frh. v. Künssberg:

Dieser wird in der Hauptsache sofort ausgefüllt, wenn man das
Deckblatt 6 (Halseisen) noch dazu nimmt. Das Wort ‘Halseisen’
war auch beinahe zu erraten: es steht ja in der Karolina neben
Pranger79. Das Verbreitungsgebiet des Wortes Halseisen beschränkt
sich freilich nicht auf den Südwesten; es greift in die Zonen der
Synonyma über. Vereinzelt scheint trotz gleichzeitigem Vorkom-
men doch ein Unterschied gemacht worden zu sein80. Gegenüber
'Pranger’ war Halseisen widerstandsfähiger als die anderen Syno-
nymen.

2. Die Leitkauf-Gruppe (Deckblätter 7—9).
a) Leitkauf, Weinkauf81 (Deckblätter 7, 8).
Die Wortkarte Leitkauf weist als ältesten Beleg einen steiri-
schen von 1160 auf (litechouf), aus einer lateinischen Admonter
Urkunde, die sich auf Wirflach bei Neunkirchen (in Niederösterr.)
bezieht. Der nächste Beleg (1163) ist gleichfalls steirisch. 1192
litcoufar in Regensburg ist der älteste Beleg für Leitkäufer. Dann
folgen Stellen aus dem 13. Jahrhundert, die aus Lübeck (litkop)
und Korneuburg stammen. Zur Lübecker Stelle muß man aller-
dings ein Fragezeichen setzen, denn sie ist der Revaler Handschrift
des Lubischen Rechts als Glosse eingefügt. Weiters ist anzureihen
das Vorkommen von lithkop im dänischen Text des Flensburger
Stadtrechtes aus dem 13. Jahrhundert. Aber während im Süd-
osten das Wort ganz geläufig bleibt, nur mit dem Lautwandel zu
leitkauf, und von hier aus über Bayern und Böhmen vorstößt,
scheint es im Nordwesten auszusterben. Das ist um so auffälliger,
als in den Niederlanden und in Flandern bis heute in französisches
Gebiet hinein lifcop, lijfcoop, liccop, afrz. lifecop, livecop82 durch-
aus gebräuchlich sind und bleiben. Und in den andern Richtungen,
79 Siehe oben S. 31.
80 Klöntrupp, Alphab. Handbuch der Rechte des Stiftes Osnabrück II,
134, erwähnt Halseisen neben dem ehrlichen Pfahl und dem unehrlichen Kak.
81 Hier soll nur wortgeographisch von den Wörtern die Rede sein. Zur
Sache vgl. Stobbe in der Zeitschr. f. Rechtsgesch. 13 (1877), S. 231 ff. Bernt-
Burdach, Ackermann aus Böhmen, S. 289f. Götze, Weinkauf (D. W.-B.
XIV. 1, S. 944ff.). Verdam, Lijfcoop (Tijdschr. voor Nederl. Taal- en Letterk. ,
Leiden 11 [1892],) 237ff. Schullerus, Siebenbürg.-sächs. W.-B. 1, 76ff. -
Auch auf die verschiedenen Bedeutungen des Wortes gehe ich hier nicht ein.
82 Godefroy IV 779 verzeichnet einen Beleg lifecop aus S. Omer vom
Jahre 1280. Meyer-Lübke, Romanisch-etymol. W.-B. Nr. 5039.
 
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