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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 1. Abhandlung): Rechtssprachgeographie — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38921#0043
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Rechtssprachgeographie.

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im Norden und Osten, sind gleichfalls genügend Zeugnisse für das
Weiterleben des Wortes anzuführen, im Dänischen und Schwedi-
schen einerseits (mit den Formen lidkob, led-, ley-, lej-, let-, lig-,
lige-, M-, Zfk/i-, locke-, ZZ//-)83, in den slavischen Sprachen 84 ander-
seits (tschechisch85, sorbisch und polnisch86 litkup, dial. lindkup,
litkowe, litek, kleinruss. iytkup, russ. dial. ZZ£/cZ, sloven. likof, Zu/cZ/)
und schließlich im Litauischen lihkohps87. Eine bunte Fülle von
Lautveränderungen, volkstümlichen Anlehnungen an andere Wör-
ter, Umdeutungen und Entstellungen hat 'Leitkauf auch im deut-
schen Sprachgebiet zu erdulden gehabt. Es wurde, wie aus unserer
Karte ersichtlich, sogar zu leih-, lein-, ZZeZn, leib-, leid-, leut-, lehen-,
lint- umgeformt88. Dazu kommen dann mundartliche Neben-
formen, z. B. leipsch, lipfig, ZZc/c/, lim], liedkauf, leekauf89. Im Wörter-
buch der deutschen Sprache des oberungarischen Berglandes ver-
zeichnet Schröer nicht nur leitkauf als den Bestätigungstrunk,
sondern auch leikop und leipock für 'Schankwirt’90.
Woher läßt sich das Fehlen bzw. Verschwinden von litkop
im niederdeutschen Sprachgebiet erklären? Durch das Vordringen
des Wortes weinkauf, das im ganzen Westen Deutschlands, am
Rhein und seinem Hinterland herrschte. Überdies wurde diese
Lücke auch durch das seltenere Bierkauf, das häufige Gottes-
pfennig u. a. ausgefüllt. Die deutsche Libersetzung des dänischen

83 Kalkar, Ordb. til det aeldre danske Sprog II, 789.
84 Berneker, Slav.-etym. W.-B. I, 724f. Miklosich, Etym. W.-B. d.
slav. Sprachen (1886), 169.
85 Z. B. steht in der tschechischen Übersetzung des österr. Allg. BGB.
(1811) § 909 für "Reugeld’ litkup. Im Brünner Schöffenbuch stehen eine
tschechische und eine deutsche Glosse nebeneinander: mercipotum, quod vul-
gariter litkup, leichauf dicitur.
86 Ein Eintrag im Posener Stadtbuch von 1425 bringt sogar die polnisch-
deutsche Form lytkupgikowff.
87 Gutzeit, Livl. Wortschatz II, 164.
88 Gobler, Statutenbuch 1558, S. 23, hat leugkauff.
89 Müller-Fraureuth, Obersächs. W.-B. II, 163f. leihgoft John
Sitte und Brauch in Westböhm. 209.
93 Unter den Ableitungen von leitkauf ist litcoufar 1192 aus Regensburg
der älteste Beleg. Es begegnet weiters 1221 in Wien (leitcheufser), 1243 in
Brünn (litcoufer). Dann ist im slawischen bzw. slawischdeutschen Osten und
in Mitteldeutschland leitkaufsleute (lin-, ling-, lynth-, ley- u. a.), lateinisch
litcopiales gebräuchlich. Aus Hildesheim kennen wir litcopespenninge von 1347,
während in Steiermark bei Dienstbotenwechsel in der Neuzeit noch Wörter
wie leitkauf tag, leitkaufsonntag, leitkauftanz in Gebrauch sind.

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