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Wilhelm Jänecke:
heitlichkeit ist bei genauerer Betrachtung nur eine scheinbare und
kann daher weder das Ergebnis einheitlicher Planung noch ein-
heitlicher Ausführung sein. Nachdem schon 1855 Isabelle auf
die zwischen beiden Geschossen mangelnde Harmonie hingewiesen
hatte, habe ich schon 1911 gewichtige Gründe angeführt, die zu
dem zwingenden Schlüsse führen,daß Untergeschoß undObergeschoß,
in Aufbau und Einzelformen so verschieden, nicht in einem Zuge
errichtet sein können, sondern einer längeren Bauzeit mit wech-
selnden Bauabsichten ihre Entstehung verdanken.
Als näheren geschichtlichen Anhalt besitzen wir über die Bau-
geschichte nur die beiden kurzen Bemerkungen des im zweiten
Teile zwischen 546—552 in Ravenna geschriebenen sog. Anonymus
Valesianus1 und dann die fast 300 Jahre später entstandene Chronik
des Presbyters Agnellus von etwa 8402. Beide sprechen nicht be-
stimmt aus, daß Theoderich sein Grabmal zu seinen Lebzeiten
fertiggestellt hätte. Der Valesianus sagt (§ 94 ss): se autem vivo
fecit sibi monimentum ex lapide quadrato mirae magnitudinis opus
et saxum ingentem quem superponeret inquisivit.“ Daß Theoderich
den Riesenstein, den er suchte, auch gefunden habe, wird mit dem
Konjunktiv „superponeret“ nicht gesagt. Agnellus schreibt:
,,Theodericus autem post XXXIV annos regni sui (also 524—526)
coepit claudere ecclesias Dei et coartare christianos et subito
ventris fluxum incurrens mortuus est sepultusque est in Mauso-
leum, quod ipse aedificare iussit extra portas Artemetoris.“ Die
erste Bemerkung bezieht sich auf die kirchlichen Streitigkeiten
seiner letzten Lebensjahre, in deren Verfolg er den Papst Johannes I.
(523—526) ins Gefängnis warf, wo dieser starb3. Die Tore „Arte-
metoris“ wurden von dem Byzantiner Artemidor, einem Verwandten
des Kaisers Zeno erbaut, der Theoderich ständig begleitete und
unter ihm Stadtpräfekt von Ravenna war4. Heute noch steht
das Denkmal ja außerhalb Ravennas vor der westlichen Porta
Serrata der Stadt. Auch Agnellus sagt nur, daß Theoderich befohlen
habe, sein Grabdenkmal dort zu erbauen, nicht daß er die Be-
endigung dieses Baues erlebte.
1 Über die Anlehnung desselben an seine Vorgänger s. Holder-Egcer
in Neues Archiv f. die ält. deutsche Geschichtskunde, I. 343, 1876.
2 Liber pontificalis ed. Holer-Egger, Mon. Germ. Script, rer. Lango-
bard. p. 205 ff., aus der Chronik des Bischofs Maximian (546—556/7) schöp-
fend, die auch der Valesianus benutzte.
3 Siehe Dahn, III., S. 237.
4 Siehe Dahn, III., S. 283.
Wilhelm Jänecke:
heitlichkeit ist bei genauerer Betrachtung nur eine scheinbare und
kann daher weder das Ergebnis einheitlicher Planung noch ein-
heitlicher Ausführung sein. Nachdem schon 1855 Isabelle auf
die zwischen beiden Geschossen mangelnde Harmonie hingewiesen
hatte, habe ich schon 1911 gewichtige Gründe angeführt, die zu
dem zwingenden Schlüsse führen,daß Untergeschoß undObergeschoß,
in Aufbau und Einzelformen so verschieden, nicht in einem Zuge
errichtet sein können, sondern einer längeren Bauzeit mit wech-
selnden Bauabsichten ihre Entstehung verdanken.
Als näheren geschichtlichen Anhalt besitzen wir über die Bau-
geschichte nur die beiden kurzen Bemerkungen des im zweiten
Teile zwischen 546—552 in Ravenna geschriebenen sog. Anonymus
Valesianus1 und dann die fast 300 Jahre später entstandene Chronik
des Presbyters Agnellus von etwa 8402. Beide sprechen nicht be-
stimmt aus, daß Theoderich sein Grabmal zu seinen Lebzeiten
fertiggestellt hätte. Der Valesianus sagt (§ 94 ss): se autem vivo
fecit sibi monimentum ex lapide quadrato mirae magnitudinis opus
et saxum ingentem quem superponeret inquisivit.“ Daß Theoderich
den Riesenstein, den er suchte, auch gefunden habe, wird mit dem
Konjunktiv „superponeret“ nicht gesagt. Agnellus schreibt:
,,Theodericus autem post XXXIV annos regni sui (also 524—526)
coepit claudere ecclesias Dei et coartare christianos et subito
ventris fluxum incurrens mortuus est sepultusque est in Mauso-
leum, quod ipse aedificare iussit extra portas Artemetoris.“ Die
erste Bemerkung bezieht sich auf die kirchlichen Streitigkeiten
seiner letzten Lebensjahre, in deren Verfolg er den Papst Johannes I.
(523—526) ins Gefängnis warf, wo dieser starb3. Die Tore „Arte-
metoris“ wurden von dem Byzantiner Artemidor, einem Verwandten
des Kaisers Zeno erbaut, der Theoderich ständig begleitete und
unter ihm Stadtpräfekt von Ravenna war4. Heute noch steht
das Denkmal ja außerhalb Ravennas vor der westlichen Porta
Serrata der Stadt. Auch Agnellus sagt nur, daß Theoderich befohlen
habe, sein Grabdenkmal dort zu erbauen, nicht daß er die Be-
endigung dieses Baues erlebte.
1 Über die Anlehnung desselben an seine Vorgänger s. Holder-Egcer
in Neues Archiv f. die ält. deutsche Geschichtskunde, I. 343, 1876.
2 Liber pontificalis ed. Holer-Egger, Mon. Germ. Script, rer. Lango-
bard. p. 205 ff., aus der Chronik des Bischofs Maximian (546—556/7) schöp-
fend, die auch der Valesianus benutzte.
3 Siehe Dahn, III., S. 237.
4 Siehe Dahn, III., S. 283.