Metadaten

Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 4. Abhandlung): Die Umbrisch-sabellischen und die roemischen Tribus — Heidelberg, 1930

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39957#0015
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die umbrisch-sabellischen und die römischen Tribus.

1

zu den Tribus in Rom und Iguvium bezieht. In Iguvium gab es
zehn mit Namen benannte Curien1, von denen acht verdoppelt
und eine verdreifacht war2. Die zehn Curien der tribus Iguvina
entsprechen den zehn Curien jeder der drei römischen Tribus3. In
dieser Gleichheit könnte ein Hinweis auf die Entstehung aus der-
selben Wurzel liegen, und dies könnte uns veranlassen, die Zehn-
teilung der Tribus auch für das Vestiner- und das Paelignerland
vorauszusetzen. Tatsächlich finden wir die den Curien entsprechen-
den „Zehntel“ wenigstens an einer Stelle des oskischen Sprach-
gebiets, in Pompei4, und entsprechend im latinischen Sprachgebiet
noch an einer Stelle, in Lanuvium, die Curien5. Aber für eine
Schlußfolgerung reicht dieses geringe Material nicht hin.
Eine andere Schlußfolgerung muß abgelehnt werden. Rosen-
berg6 hat versucht, allerdings ohne sich zu entscheiden, die Möglich-
keit zu erschließen, daß auf diesem Wege der Vervielfältigung die
drei römischen Tribus entstanden sind. Die palatinische Stadt
wäre dann, wie Iguvium, ursprünglich nur eine Tribus gewesen.
Ich will mich dagegen nicht auf den bisher geführten Beweis berufen,
weil es sich auch von Iguvium her widerlegen läßt: denn das Ent-
scheidende ist doch, daß hier auf diesem Wege eine zweite Tribus
nicht entstanden ist, sondern die Gleichung trifu- = tota- bestehen
blieb. Von dieser Tatsache ausgehend, müssen wir vielmehr sagen,
daß eine Verdoppelung der Tribus unmöglich war, weil sie zu einer
Verdoppelung der Gemeinde hätte werden müssen. Weil aber nach
der alten Korrelation eine nominelle Vermehrung der Curien offen-
bar auch nicht möglich war, hat man bei wachsender Zahl in einer
1 Man müßte sagen: mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit als Curien
gedeutete Verbände, umbr. tekvias, osk. dekviarim, d. h. 'Zehntel’. Wilh.
Schulze, Zur Geschichte lat. Eigennamen, in den Abhandl. d. Gotting.
Ges. d. Wiss. V 5 (1904), S. 218. 581; Rosenberg, Staat d. alt. Italiker, S.121L
2 Casilas, altera Casilas, tertia Casilas u. ä.
3 Hervorgehoben von Rosenberg S. 123. Die 'Zehntel’ sind wie die
'Drittel’ lokal. Im Gegensatz dazu führt curia = volsk. covehriu „vereinigte
Männerschaft“ (Kretschmer, Glotta X 1920 S. 147 ff.) auf gentilicische Glie-
derung, und da Curien und Tribus zusammengehören, wird dasselbe auch für
die Tribus wahrscheinlich. Der Übergang von der lokalen zur gentilicischen
Gliederung würde mit dem Übergang von den Tribusgemeinden zu Gemeinde-
dritteln zusammenfallen.
4 Conway, a. a. O. nr. 39; Buck, a. a. O. S. 135.
5 C. XIV 2114. 2120. 2126, Dessau 6201. 6199. 6202, wenn diese Curien
auf altlatinische zurückgehen, wie Rosenberg a. a. O. S. 127 annimmt.
6 a. a. O. S. 125 f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften