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Erster logischer Teil.
beiden dieselbe, ja in bezug auf das Subjekt und die Copula stimmen
die Sätze sogar dem Wortlaut nach überein. Nur durch ihr Prädikat
weichen sie sprachlich voneinander ab. Dieses wird einmal durch
das Wort ,, Kugel“, das andere Mal durch das Wort „wirklich“
bezeichnet. Doch bedeutet, abgesehen davon, daß einmal ein Sub-
.stantivum, das andere Mal ein Adjektivum dasteht, eine solche
Differenz gewiß keinen grammatischen Struktur-Unterschied in
bezug auf Subjekt und Prädikat.
Können wir dagegen vielleicht trotzdem, wenn wir auf den
Erkenntnis-Sinn achten, einen wesentlichen logischen Struktur-
Unterschied in den zwei wahren Sinngebilden konstatieren, welche
durch die beiden in ihrer grammatischen Struktur übereinstimmen-
den Sätze zum sprachlichen Ausdruck kommen ? Damit hätten
wir viel erreicht bei dem Bestreben, die logische Struktur des Sinnes
von der grammatischen Struktur des Satzes abzulösen und ihr
.„rein“ logisches Wesen zu erfassen.
Zu einer Antwort hierauf werden wir dadurch gelangen, daß
wir feststellen: der logische Sinn des zweiten Satzes ist bereits in
dem logischen Sinn des ersten Satzes mit enthalten, sobald wir
nämlich voraussetzen, daß auch der erste Satz eine wahre Er-
kenntnis über einen Gegenstand, nicht nur einen wahren „Ge-
danken“, zum Ausdruck bringt', und diese Voraussetzung wird in
jedem wissenschaftlichen oder rein theoretischen Zusammenhang
gemacht, in dem der Satz: „Der Mond ist eine Kugel“ vorkommt.
Der Satz hat dann als Träger einer gegenständlichen Erkenntnis
notwendig den Sinn, daß er etwas über den wirklichen Mond
aussagt, den er als Kugel erkennt. Sonst wäre er „gegenstandslos“.
Es steckt also implicite in seinem logischen Erkenntnis-Sinn
bereits der logische Sinn des zweiten Satzes: „der Mond ist wirk-
lich“. Sprachlich vollentwickelt würde demnach der erste Satz
lauten können, ohne daß sein Erkenntnis-Sinn sich dadurch
änderte: „der wirkliche Mond ist eine Kugel“. Insofern muß
trotz der übereinstimmenden grammatischen Struktur der Sinn
des ersten Satzes komplizierter genannt werden, als der im Ver-
gleich zu ihm einfachere Sinn des zweiten Satzes: „der Mond ist
wirklich“.
In anderer Weise können wir dasselbe auch so zum Ausdruck
bringen. Der erste Satz: „der Mond ist eine Kugel“ enthält, auf
seinen logischen Erkenntnis-Sinn hin betrachtet, nicht nur das
Prädikat „Kugel“, sondern auch noch das Prädikat „wirklich“,
Erster logischer Teil.
beiden dieselbe, ja in bezug auf das Subjekt und die Copula stimmen
die Sätze sogar dem Wortlaut nach überein. Nur durch ihr Prädikat
weichen sie sprachlich voneinander ab. Dieses wird einmal durch
das Wort ,, Kugel“, das andere Mal durch das Wort „wirklich“
bezeichnet. Doch bedeutet, abgesehen davon, daß einmal ein Sub-
.stantivum, das andere Mal ein Adjektivum dasteht, eine solche
Differenz gewiß keinen grammatischen Struktur-Unterschied in
bezug auf Subjekt und Prädikat.
Können wir dagegen vielleicht trotzdem, wenn wir auf den
Erkenntnis-Sinn achten, einen wesentlichen logischen Struktur-
Unterschied in den zwei wahren Sinngebilden konstatieren, welche
durch die beiden in ihrer grammatischen Struktur übereinstimmen-
den Sätze zum sprachlichen Ausdruck kommen ? Damit hätten
wir viel erreicht bei dem Bestreben, die logische Struktur des Sinnes
von der grammatischen Struktur des Satzes abzulösen und ihr
.„rein“ logisches Wesen zu erfassen.
Zu einer Antwort hierauf werden wir dadurch gelangen, daß
wir feststellen: der logische Sinn des zweiten Satzes ist bereits in
dem logischen Sinn des ersten Satzes mit enthalten, sobald wir
nämlich voraussetzen, daß auch der erste Satz eine wahre Er-
kenntnis über einen Gegenstand, nicht nur einen wahren „Ge-
danken“, zum Ausdruck bringt', und diese Voraussetzung wird in
jedem wissenschaftlichen oder rein theoretischen Zusammenhang
gemacht, in dem der Satz: „Der Mond ist eine Kugel“ vorkommt.
Der Satz hat dann als Träger einer gegenständlichen Erkenntnis
notwendig den Sinn, daß er etwas über den wirklichen Mond
aussagt, den er als Kugel erkennt. Sonst wäre er „gegenstandslos“.
Es steckt also implicite in seinem logischen Erkenntnis-Sinn
bereits der logische Sinn des zweiten Satzes: „der Mond ist wirk-
lich“. Sprachlich vollentwickelt würde demnach der erste Satz
lauten können, ohne daß sein Erkenntnis-Sinn sich dadurch
änderte: „der wirkliche Mond ist eine Kugel“. Insofern muß
trotz der übereinstimmenden grammatischen Struktur der Sinn
des ersten Satzes komplizierter genannt werden, als der im Ver-
gleich zu ihm einfachere Sinn des zweiten Satzes: „der Mond ist
wirklich“.
In anderer Weise können wir dasselbe auch so zum Ausdruck
bringen. Der erste Satz: „der Mond ist eine Kugel“ enthält, auf
seinen logischen Erkenntnis-Sinn hin betrachtet, nicht nur das
Prädikat „Kugel“, sondern auch noch das Prädikat „wirklich“,