IX. Das logische Problem der Metaphysik.
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Damit käme dann der Begriff der „adäquatio“, der in der Er-
kenntnistheorie und Ontologie aller Zeiten eine große Rolle spielt,,
ins Wanken, und ganz neue Probleme drängten sich auf, die sich
weder auf dem Boden von Humes diesseitiger, noch auf dem Boden
von Platons jenseitiger Ontologie lösen lassen.
Doch wir können Gedanken dieser Art hier nur andeuten.
Ihre weitere Verfolgung würde uns über unser Thema hinaus
zur positiven Stellungnahme und zur Entscheidung wichtiger onto-
logischer Probleme auf erkenntnistheoretischer Grundlage führen.
Davon aber müssen wir in dieser Abhandlung überall absehen.
Es galt nur, das allgemeinste Prinzip aufzuzeigen, auf dem die
notwendige Verbindung von Logik und Ontologie an einem beson-
dern Punkte beruht, d. h. klarzustellen, weshalb eine wahrhaft
umfassende Ontologie’ ohne eine ebenso umfassende Logik des
Prädikats im allgemeinen, wie des Prädikats „sein“ im besonderen,
wissenschaftlich nicht durchführbar ist.
Noch einmal: ehe wir nicht eingesehen haben, daß „Sein“,
abgesehen von der Gopula als einem bloßen „Dazwischen“, logisch
stets Prädikat und nur Prädikat, d.h. nie bloß Subjekt (u7coxetgsvov)
ist, und ehe wir die Mannigfaltigkeit der Bedeutungen, die das
Wort „sein“ als Prädikat haben kann, nicht kennen, dürfen wir
auch nicht hoffen, zu einer Kenntnis dessen vorzudringen, was
man das Sein der „Welt“ oder das Sein „des Seienden überhaupt“
nennt, also Ontologie als Wissenschaft zu treiben.
IX.
Das logische Problem der Metaphysik.
Nachdem so die Unentbehrlichkeit einer logischen Grund-
legung für die allgemeine Ontologie zum Bewußtsein gebracht
ist, die mehr umfassen will als nur die Lehrevom „Ansichseienden“
oder vom Jenseits der Welt, können wir endlich auch von dem
Verhältnis sprechen, das die Logik zur „Metaphysik“ im engeren
Sinne, d. h. zu jener besonderen Ontologie hat, die sich von
vorneherein mit dem Diesseits, mag man es auch noch so umfassend
nehmen, nicht begnügt, sondern alles unmittelbar Zugängliche der
Welt für bloße „Erscheinung“ eines „dahinter“ liegenden, jen-
seitigen oder „an sich seienden“ und deshalb erst „wahren“ Seins
erklärt.
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Damit käme dann der Begriff der „adäquatio“, der in der Er-
kenntnistheorie und Ontologie aller Zeiten eine große Rolle spielt,,
ins Wanken, und ganz neue Probleme drängten sich auf, die sich
weder auf dem Boden von Humes diesseitiger, noch auf dem Boden
von Platons jenseitiger Ontologie lösen lassen.
Doch wir können Gedanken dieser Art hier nur andeuten.
Ihre weitere Verfolgung würde uns über unser Thema hinaus
zur positiven Stellungnahme und zur Entscheidung wichtiger onto-
logischer Probleme auf erkenntnistheoretischer Grundlage führen.
Davon aber müssen wir in dieser Abhandlung überall absehen.
Es galt nur, das allgemeinste Prinzip aufzuzeigen, auf dem die
notwendige Verbindung von Logik und Ontologie an einem beson-
dern Punkte beruht, d. h. klarzustellen, weshalb eine wahrhaft
umfassende Ontologie’ ohne eine ebenso umfassende Logik des
Prädikats im allgemeinen, wie des Prädikats „sein“ im besonderen,
wissenschaftlich nicht durchführbar ist.
Noch einmal: ehe wir nicht eingesehen haben, daß „Sein“,
abgesehen von der Gopula als einem bloßen „Dazwischen“, logisch
stets Prädikat und nur Prädikat, d.h. nie bloß Subjekt (u7coxetgsvov)
ist, und ehe wir die Mannigfaltigkeit der Bedeutungen, die das
Wort „sein“ als Prädikat haben kann, nicht kennen, dürfen wir
auch nicht hoffen, zu einer Kenntnis dessen vorzudringen, was
man das Sein der „Welt“ oder das Sein „des Seienden überhaupt“
nennt, also Ontologie als Wissenschaft zu treiben.
IX.
Das logische Problem der Metaphysik.
Nachdem so die Unentbehrlichkeit einer logischen Grund-
legung für die allgemeine Ontologie zum Bewußtsein gebracht
ist, die mehr umfassen will als nur die Lehrevom „Ansichseienden“
oder vom Jenseits der Welt, können wir endlich auch von dem
Verhältnis sprechen, das die Logik zur „Metaphysik“ im engeren
Sinne, d. h. zu jener besonderen Ontologie hat, die sich von
vorneherein mit dem Diesseits, mag man es auch noch so umfassend
nehmen, nicht begnügt, sondern alles unmittelbar Zugängliche der
Welt für bloße „Erscheinung“ eines „dahinter“ liegenden, jen-
seitigen oder „an sich seienden“ und deshalb erst „wahren“ Seins
erklärt.