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Zweiter ontologischer Teil.
Ebenso wie wir das Copula-Sein von dem allgemeinen Prädikat-
Sein abtrennten, müssen wir auch das allgemeinste „Sein“ als
Prädikat von dem in dem Satz Tassos gemeinten „Sein“ sorg-
fältig unterscheiden und uns klar machen, daß das Wort, wenn es
in der Weise wie in Tassos Worten als Prädikat eines gegenständ-
lich wahren Sinnes auftritt, durchaus nicht mit dem allgemein-
sten Prädikat-Sein zusammenfällt, sondern bereits eine bestimmte
Differenzierung einschließt, die nur sprachlich nicht zum Ausdruck
gekommen ist, und daß daher hier eine besondere Bedeutung von
„Sein“ vorliegt, die es nicht mit den andern Arten des Seins teilt.
Diese Spezifizierung kann dadurch zum Ausdruck gebracht werden,
daß man von einem „wahren“ Sein redet, oder noch besser, daß
man an das denkt, was man griechisch „ontos on“ nennt. Sobald
ein solches besonderes Sein gemeint ist, hat das Prädikat „sein“
selbstverständlich schon die Fähigkeit, gegenständliche Erkenntnis
zu geben, aber nur deswegen, weil es, auch ohne daß sprachlich
irgend etwas hinzugefügt ist, gerade nicht das allgemeinste Prä-
dikat-Sein bedeutet, von dem wir vorher gesprochen haben, sondern
eine besondere Seinsart, und unter diesen Umständen wäre nur
noch danach zu fragen, ob das hier gemeinte „ontos on“ oder das
„wahre“ Sein gegenüber jedem der früher als Beispiele aufgezählten
Urprädikate etwas Neues ist, oder ob es nicht vielmehr, theoretisch
verstanden, mit dem besonderen Urprädikat zusammenfällt, das
wir früher als „übersinnlich wirklich“ bezeichnet haben.
Die letzte Frage können wir allerdings an dieser Stelle
nicht beantworten, denn wir stoßen damit auf ein Problem, das
eine nur logisch begründete Entscheidung überhaupt nicht zuläßt,
nämlich auf die Frage nach dem Wesen und dem Gegenstand der
Metaphysik. Allgemein gesprochen: wie viele Urprädikate es
gibt, die sich nicht aufeinander zurückführen lassen, vermag die
Logik für sich allein nicht zu sagen und vollends nicht zu ent-
scheiden, welches Urprädikat eventuell einen ontologischen Vorzug
vor den übrigen Begriffen des Seins von der Art besitzt, daß es
zum Gegenstand einer besonderen Wissenschaft, der Metaphysik,
gemacht werden muß. Es bleibt unentschieden, ob man einen
solchen ontologischen Vorzug überhaupt irgendeinem Urprädikat
zusprechen darf. Dies Problem, das dann mit dem des „Monismus“
oder „Pluralismus“ in der Ontologie zusammenhängt, wird die
Logik höchstens vorbereitend behandeln, indem sie davor warnt,
gerade das allgemeinste Sein, das in jedem Urprädikat als das
Zweiter ontologischer Teil.
Ebenso wie wir das Copula-Sein von dem allgemeinen Prädikat-
Sein abtrennten, müssen wir auch das allgemeinste „Sein“ als
Prädikat von dem in dem Satz Tassos gemeinten „Sein“ sorg-
fältig unterscheiden und uns klar machen, daß das Wort, wenn es
in der Weise wie in Tassos Worten als Prädikat eines gegenständ-
lich wahren Sinnes auftritt, durchaus nicht mit dem allgemein-
sten Prädikat-Sein zusammenfällt, sondern bereits eine bestimmte
Differenzierung einschließt, die nur sprachlich nicht zum Ausdruck
gekommen ist, und daß daher hier eine besondere Bedeutung von
„Sein“ vorliegt, die es nicht mit den andern Arten des Seins teilt.
Diese Spezifizierung kann dadurch zum Ausdruck gebracht werden,
daß man von einem „wahren“ Sein redet, oder noch besser, daß
man an das denkt, was man griechisch „ontos on“ nennt. Sobald
ein solches besonderes Sein gemeint ist, hat das Prädikat „sein“
selbstverständlich schon die Fähigkeit, gegenständliche Erkenntnis
zu geben, aber nur deswegen, weil es, auch ohne daß sprachlich
irgend etwas hinzugefügt ist, gerade nicht das allgemeinste Prä-
dikat-Sein bedeutet, von dem wir vorher gesprochen haben, sondern
eine besondere Seinsart, und unter diesen Umständen wäre nur
noch danach zu fragen, ob das hier gemeinte „ontos on“ oder das
„wahre“ Sein gegenüber jedem der früher als Beispiele aufgezählten
Urprädikate etwas Neues ist, oder ob es nicht vielmehr, theoretisch
verstanden, mit dem besonderen Urprädikat zusammenfällt, das
wir früher als „übersinnlich wirklich“ bezeichnet haben.
Die letzte Frage können wir allerdings an dieser Stelle
nicht beantworten, denn wir stoßen damit auf ein Problem, das
eine nur logisch begründete Entscheidung überhaupt nicht zuläßt,
nämlich auf die Frage nach dem Wesen und dem Gegenstand der
Metaphysik. Allgemein gesprochen: wie viele Urprädikate es
gibt, die sich nicht aufeinander zurückführen lassen, vermag die
Logik für sich allein nicht zu sagen und vollends nicht zu ent-
scheiden, welches Urprädikat eventuell einen ontologischen Vorzug
vor den übrigen Begriffen des Seins von der Art besitzt, daß es
zum Gegenstand einer besonderen Wissenschaft, der Metaphysik,
gemacht werden muß. Es bleibt unentschieden, ob man einen
solchen ontologischen Vorzug überhaupt irgendeinem Urprädikat
zusprechen darf. Dies Problem, das dann mit dem des „Monismus“
oder „Pluralismus“ in der Ontologie zusammenhängt, wird die
Logik höchstens vorbereitend behandeln, indem sie davor warnt,
gerade das allgemeinste Sein, das in jedem Urprädikat als das