VI. Sein als Erkenntnisprädikat, als Denkprädikat u. als Copula. 141
den. Insofern ist „Sein“ unentbehrliches Denkprädikat. Sobald wir
aber etwas erkennen wollen und den Unterschied von Denkform
und Erkenntnisform auch auf das „Sein“ als Prädikat anwenden,
wird deutlich, weshalb zwar in der „formalen“ Logik als bloßer
Denklehre der Satz „etwas ist seiend“ gewiß brauchbar wäre, um
die logische Struktur des einfachsten wahren Gedankens überhaupt,
der noch keine gegenständliche Erkenntnis zu geben vermag, zum
Ausdruck zu bringen, weshalb jedoch diese Formel ebenso gewiß der
Erkenntnistheorie oder der „transzendentalen Logik“ zur Kenn-
zeichnung des einfachsten gegenständlich wahren Sinngebildes noch
nicht genügt.
Um das einzusehen, dürfen wir nur das eine nicht vergessen:
niemals erkennen wir allein ein „Etwas überhaupt“, das ledig-
lich ein „Inhalt überhaupt“ in der Form der Identität ist (das
können wir nur „denken“). Sondern, mag der Gegenstand noch
so partikulär oder noch so umfassend, d. h. mag er ein Teil der Welt
oder „die Welt“ sein, es ist immer dieser oder jener Inhalt,
über den wir eine Wahrheit aussagen wollen, und sobald wir dabei
als Urprädikat nur das allgemeinste „Sein“ verwenden, ist uns
das noch nicht gelungen. Wir haben damit zwar gewiß nichts
Falsches gedacht, aber ebenso gewiß noch keine gegenständ-
liche Wahrheit erkannt und zum Ausdruck gebracht.
Sobald vielmehr dieser oder jener, d. h. irgendein anschau-
lich bestimmter Inhalt vorliegt, müssen wir, um auch nur ein
Minimum an gegenständlicher Wahrheit über ihn zu erhalten,
eine der besonderen Arten des Seins als Prädikat benutzen. Die
Wahrheit einer solchen Erkenntnis beruht dann, anders aus-
gedrückt, darauf, daß unter den A^erschiedenen Urprädikaten eines
ausgewählt ist, das zu diesem oder jenem und nur zu diesem
oder jenem Inhalt paßt. Es nötigt uns eben jeder Inhalt, der
dieser oder jener Inhalt ist, dazu, ihn, wenn wir ihn erkennen
wollen, nicht nur in der allgemeinsten Denkform des Seins über-
haupt, sondern außerdem in einer besonderen Erkenntnisform zu
denken, die eine bestimmte Art des Seins bedeutet.
Um diesen Gedanken und die Probleme, die er entstehen
läßt, etwas näher zu bringen, führen wir ihn noch einen Schritt
weiter. Wir kommen mit dem Hinweis auf eine notwendige Ver-
knüpfung besonderer Inhalte mit besonderen Erkenntnis-
formen von neuem zu dem zurück, was wir bereits einmal berührt
haben, als wir darauf hinwiesen, daß das Bild der „Form“ im Unter-
den. Insofern ist „Sein“ unentbehrliches Denkprädikat. Sobald wir
aber etwas erkennen wollen und den Unterschied von Denkform
und Erkenntnisform auch auf das „Sein“ als Prädikat anwenden,
wird deutlich, weshalb zwar in der „formalen“ Logik als bloßer
Denklehre der Satz „etwas ist seiend“ gewiß brauchbar wäre, um
die logische Struktur des einfachsten wahren Gedankens überhaupt,
der noch keine gegenständliche Erkenntnis zu geben vermag, zum
Ausdruck zu bringen, weshalb jedoch diese Formel ebenso gewiß der
Erkenntnistheorie oder der „transzendentalen Logik“ zur Kenn-
zeichnung des einfachsten gegenständlich wahren Sinngebildes noch
nicht genügt.
Um das einzusehen, dürfen wir nur das eine nicht vergessen:
niemals erkennen wir allein ein „Etwas überhaupt“, das ledig-
lich ein „Inhalt überhaupt“ in der Form der Identität ist (das
können wir nur „denken“). Sondern, mag der Gegenstand noch
so partikulär oder noch so umfassend, d. h. mag er ein Teil der Welt
oder „die Welt“ sein, es ist immer dieser oder jener Inhalt,
über den wir eine Wahrheit aussagen wollen, und sobald wir dabei
als Urprädikat nur das allgemeinste „Sein“ verwenden, ist uns
das noch nicht gelungen. Wir haben damit zwar gewiß nichts
Falsches gedacht, aber ebenso gewiß noch keine gegenständ-
liche Wahrheit erkannt und zum Ausdruck gebracht.
Sobald vielmehr dieser oder jener, d. h. irgendein anschau-
lich bestimmter Inhalt vorliegt, müssen wir, um auch nur ein
Minimum an gegenständlicher Wahrheit über ihn zu erhalten,
eine der besonderen Arten des Seins als Prädikat benutzen. Die
Wahrheit einer solchen Erkenntnis beruht dann, anders aus-
gedrückt, darauf, daß unter den A^erschiedenen Urprädikaten eines
ausgewählt ist, das zu diesem oder jenem und nur zu diesem
oder jenem Inhalt paßt. Es nötigt uns eben jeder Inhalt, der
dieser oder jener Inhalt ist, dazu, ihn, wenn wir ihn erkennen
wollen, nicht nur in der allgemeinsten Denkform des Seins über-
haupt, sondern außerdem in einer besonderen Erkenntnisform zu
denken, die eine bestimmte Art des Seins bedeutet.
Um diesen Gedanken und die Probleme, die er entstehen
läßt, etwas näher zu bringen, führen wir ihn noch einen Schritt
weiter. Wir kommen mit dem Hinweis auf eine notwendige Ver-
knüpfung besonderer Inhalte mit besonderen Erkenntnis-
formen von neuem zu dem zurück, was wir bereits einmal berührt
haben, als wir darauf hinwiesen, daß das Bild der „Form“ im Unter-