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Zweiter ontologischer Teil.

lieh ist, ohne erkenntnistheoretische Grundlegung, die klar macht,
was in der Erkenntnis Inhalt und was Form, was Anschauung
und was Begriff ist, zu wissenschaftlich begründeten Ergebnissen
zu gelangen, weshalb die Ontologie also die Logik des Seins nicht
nur nicht ignorieren darf, sondern in ihr eigenes Arbeitsgebiet
mit einbeziehen muß.
Schon anfangs stellten wir die Frage, ob die Wissenschaft, die
nach dem Wesen des Seins der Welt fragt, von vorneherein so an
die „Sache“ selbst gehen kann, wie der Spezialforscher das tut,
der sich auf einen Teil des Seienden beschränkt. Dies Problem
hängt, wie man leicht einsehen wird, mit der Lehre von den zwei
Faktoren, die zu jeder Erkenntnis gehören, dem inhaltlichen und
dem formalen, dem anschaulichen und dem begrifflichen, und mit
der Frage, in welchem Verhältnis sie beide zueinander stehen, aufs
engste zusammen. Achtet man nämlich nur auf das Verfahren
einer Spezialwissenschaft als Teil Wissenschaft, so kann man in
der Tat sagen, erkenntnistheoretische Begriffe wie die des Prädikats
als Form im Unterschied vom anschaulichen Erkenntnisinhalt,
brauchen für den Spezialforscher nicht wesentlich zu werden.
Wer sich von vorneherein auf einen bestimmten Teil der Welt
beschränkt, interessiert sich meist nur für den Inhalt seiner
Gegenstände oder für die Prädikate, die wir als die „sekundären“
bezeichneten. Woran liegt das ? Es versteht sich für ihn in der
Regel von selbst, welches Urprädikat die Gegenstände haben,
die er inhaltlich erkennen will, oder welche Erkenntnis-Form des
Seins ihnen zukommt. Darin sieht er kein Problem.
Beispiele machen das leicht klar. Der Physiker weiß von
vorneherein, daß seine Objekte zur Sinnenwelt gehören, genauer:
als „wirklich“ sich im Raum ausdehnen. Er braucht deshalb nicht
ausdrücklich daran zu denken, daß ihnen das Prädikat „sinnlich
wirklich“ gebührt. Ein Satz wie: „der Mond ist wirklich“, erscheint
ihm zwar gewiß nicht als falsch, aber als sehr überflüssig. Das
steht von vorneherein fest. Das ist Voraussetzung. Und ähnlich
liegt es in allen Wissenschaften von der Körperwelt. Höchstens
wenn man Begriffe von nicht mehr sinnlich wahrnehmbaren Gegen-
ständen bildet, die doch körperlich sein sollen, kommen die Dis-
ziplinen, die es mit ihnen zu tun haben, auch wegen des Prädikats
„wirklich“ in Schwierigkeiten und sehen sich dann genötigt, zu
logischen Überlegungen zu greifen, z. B. wenn die „Wirklichkeit“
der „Atome“ in Frage steht. Doch sind das Ausnahmefälle, die
 
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