VIII. Ontologie und Metaphysik.
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man sonst sagen will, um die direkte Zugänglichkeit eines etwas
zum Ausdruck zu bringen. Ein absolut unzweideutiger Terminus
fehlt hier. Am besten sagen wir vielleicht: man sollte alles das
„Erfahrung“ nennen, was unmittelbar „anschaulich gegeben“ ist,
und sich also vorurteilslos in der Welt „umsehen“, was man in
diesem Sinne des Wortes alles „erfährt“. Dann wird ein univer-
saler „Empirismus“ den Sensualismus bekämpfen. So und so
allein gewinnt man die sich unter diesen Umständen notwendig
pluralistisch gestaltende Basis für eine allgemeine Lehre vom
Sein der Welt, die nicht bei leeren Denkformen stehen bleibt.
Lediglich das eine ist schon bei der Frage nach der Basis
einer umfassenden Wissenschaft vom Sein der Welt zu berück-
sichtigen: man darf die Aufmerksamkeit auch hier nicht allein
auf die anschaulichen Weltinhalte lenken, wie der Intuitionismus
das tut oder zu tun behauptet, sondern man muß stets von vorne-
herein sogleich auch die den verschiedenen Arten des erfahrenen
Materials zukommenden Formen berücksichtigen, die als jedes-
mal identische Prädikate zu den verschiedenen Gruppen von
inhaltlich mannigfaltig bestimmten, in der Welt Vorgefundenen
Inhalten gehören. Kurz, man muß auch in der Erfahrung stets
sowohl das Subjekt als auch das Prädikat der wahren Sätze dar-
über, sowohl den Inhalt als auch die Form der wahren Sinngebilde,
sowohl die Anschauung als auch den Begriff, unter den man sie
bringt, beachten.
Weiter brauchen wir diese Gedanken nicht zu verfolgen. Die
Frage, welche verschiedenen Arten von anschaulichen Inhalten
es gibt, und welche verschiedenen Prädikate es sind, die einer
umfassenden Erfahrung dementsprechend als Urprädikate ent-
gegentreten, oder vollends die Frage, ob es sich bei den früher
genannten Urprädikaten „sinnlich wirklich“, „unsinnlich geltend“,
„ideal existierend“ usw. in Wahrheit durchweg um Urprädikate
handelt, oder ob nicht vielleicht das eine von ihnen, wie z. B. das
„ideale (mathematische) Existieren“ sich auf andere Urprädikate
zurückführen läßt, und welche Prädikate wir dann schließlich übrig
behalten, um sie als letzte, nicht mehr aufeinander zurückführbare
Urprädikate dem Aufbau einer allgemeinen Ontologie zugrunde-
zulegen — das alles sind Fragen, die nicht die Logik der Ontologie,
sondern nur die Ontologie selbst beantworten kann.
Zu diesen Fragen gehört selbstverständlich auch das Problem,
ob es so etwas wie ein „letztes“ Urprädikat gibt, das zur „Welt
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man sonst sagen will, um die direkte Zugänglichkeit eines etwas
zum Ausdruck zu bringen. Ein absolut unzweideutiger Terminus
fehlt hier. Am besten sagen wir vielleicht: man sollte alles das
„Erfahrung“ nennen, was unmittelbar „anschaulich gegeben“ ist,
und sich also vorurteilslos in der Welt „umsehen“, was man in
diesem Sinne des Wortes alles „erfährt“. Dann wird ein univer-
saler „Empirismus“ den Sensualismus bekämpfen. So und so
allein gewinnt man die sich unter diesen Umständen notwendig
pluralistisch gestaltende Basis für eine allgemeine Lehre vom
Sein der Welt, die nicht bei leeren Denkformen stehen bleibt.
Lediglich das eine ist schon bei der Frage nach der Basis
einer umfassenden Wissenschaft vom Sein der Welt zu berück-
sichtigen: man darf die Aufmerksamkeit auch hier nicht allein
auf die anschaulichen Weltinhalte lenken, wie der Intuitionismus
das tut oder zu tun behauptet, sondern man muß stets von vorne-
herein sogleich auch die den verschiedenen Arten des erfahrenen
Materials zukommenden Formen berücksichtigen, die als jedes-
mal identische Prädikate zu den verschiedenen Gruppen von
inhaltlich mannigfaltig bestimmten, in der Welt Vorgefundenen
Inhalten gehören. Kurz, man muß auch in der Erfahrung stets
sowohl das Subjekt als auch das Prädikat der wahren Sätze dar-
über, sowohl den Inhalt als auch die Form der wahren Sinngebilde,
sowohl die Anschauung als auch den Begriff, unter den man sie
bringt, beachten.
Weiter brauchen wir diese Gedanken nicht zu verfolgen. Die
Frage, welche verschiedenen Arten von anschaulichen Inhalten
es gibt, und welche verschiedenen Prädikate es sind, die einer
umfassenden Erfahrung dementsprechend als Urprädikate ent-
gegentreten, oder vollends die Frage, ob es sich bei den früher
genannten Urprädikaten „sinnlich wirklich“, „unsinnlich geltend“,
„ideal existierend“ usw. in Wahrheit durchweg um Urprädikate
handelt, oder ob nicht vielleicht das eine von ihnen, wie z. B. das
„ideale (mathematische) Existieren“ sich auf andere Urprädikate
zurückführen läßt, und welche Prädikate wir dann schließlich übrig
behalten, um sie als letzte, nicht mehr aufeinander zurückführbare
Urprädikate dem Aufbau einer allgemeinen Ontologie zugrunde-
zulegen — das alles sind Fragen, die nicht die Logik der Ontologie,
sondern nur die Ontologie selbst beantworten kann.
Zu diesen Fragen gehört selbstverständlich auch das Problem,
ob es so etwas wie ein „letztes“ Urprädikat gibt, das zur „Welt