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Zweiter ontologischer Teil.
platonische. Dann sehen wir leicht: sie läßt sich nur verstehen,
wenn man weiß, wie sie aus der Logoslehre, die man dem Sokrates
zuschreibt, erwachsen ist, und sie kann auch sachlich ohne ein
logisches oder erkenntnistheoretisches Fundament nicht gedacht
werden. Insofern bestätigt sie unsere These-über die Untrennbar-
keit der Ontologie von der Logik.
Gewiß begnügte sich Platon nicht mit der logischen Einsicht,
daß ein „Logos“, um allgemeingültige Erkenntnis zu geben, im
Unterschied von den individuellen Wahrnehmungen der Sinnen-
welt als Begriff oder als „Gedanke“ selber „allgemein“ sein müsse,
sondern er fragte sogleich weiter nach den Gegenständen der
wahren Erkenntnis und damit nach dem Sein der Welt. Er trieb
also Ontologie. Aber er konnte ohne eine logische Grundlegung
nicht einmal die Frage seiner Ontologie stellen, und er bestimmte
dann weiter auch das „Wesen“ des Seins als Gegenstand der
wahren Erkenntnis ganz unter logischen oder erkenntnistheoreti-
schen Gesichtspunkten. Er ging dabei davon aus, daß die Er-
kenntnis den Sinn habe, ihren Gegenstand abzubilden: Gleiches
läßt sich nur durch Gleiches erkennen. Da nun aber die dies-
seitige Sinnenwelt, die wir wahrnehmen, keine Gegenstände von
der Art zeigt, daß sie mit Rücksicht auf die Allgemeinheit ihres
Seins dem stets allgemeinen wahren „Logos“ gleichen, sind wir
genötigt, als Gegenstand der Erkenntnis eine völlig andere Art des
Seins als das der Sinnenwelt anzunehmen, ein jenseitiges, trans-
zendentes Sein, das als Urbild für die es abbildenden allgemeinen
Begriffe zu verstehen ist.
Darin haben wir, so kurz wie möglich gesagt, den logischen
oder erkenntnistheoretischen „Ursprung“ von Platons Ideerilehre,
und wir sehen unzweideutig: es sind logische oder erkenntnis-
theoretische Gründe, die ihn veranlassen, das Sein der Welt in
ein „aistheton“ und ein „noeton“, in phänomena und noumena, in
relatives und absolutes, diesseitiges und jenseitiges Sein zu spalten,
um mit diesen Dualismen das Fundament seiner Ontologie zu legen,
und dann der Philosophie die Aufgabe zu stellen, über die sinnliche
Welt hinaus, die bloße „Erscheinung“ ist, zum übersinnlichen
ontos on vorzudringen. Um in unserer Terminologie zu sprechen:
aus seinem Begriff des gegenständlich wahren Erkennens folgert
Platon: wir kommen beim Erkennen des Seins der Welt mit dem
Prädikat „sinnlich seiend“ nicht aus, sondern wir brauchen eine
andere, übersinnliche Art des Seins als Prädikat, um das „Wesen“
der Welt oder des wahrhaft Seienden zu kennzeichnen.
Zweiter ontologischer Teil.
platonische. Dann sehen wir leicht: sie läßt sich nur verstehen,
wenn man weiß, wie sie aus der Logoslehre, die man dem Sokrates
zuschreibt, erwachsen ist, und sie kann auch sachlich ohne ein
logisches oder erkenntnistheoretisches Fundament nicht gedacht
werden. Insofern bestätigt sie unsere These-über die Untrennbar-
keit der Ontologie von der Logik.
Gewiß begnügte sich Platon nicht mit der logischen Einsicht,
daß ein „Logos“, um allgemeingültige Erkenntnis zu geben, im
Unterschied von den individuellen Wahrnehmungen der Sinnen-
welt als Begriff oder als „Gedanke“ selber „allgemein“ sein müsse,
sondern er fragte sogleich weiter nach den Gegenständen der
wahren Erkenntnis und damit nach dem Sein der Welt. Er trieb
also Ontologie. Aber er konnte ohne eine logische Grundlegung
nicht einmal die Frage seiner Ontologie stellen, und er bestimmte
dann weiter auch das „Wesen“ des Seins als Gegenstand der
wahren Erkenntnis ganz unter logischen oder erkenntnistheoreti-
schen Gesichtspunkten. Er ging dabei davon aus, daß die Er-
kenntnis den Sinn habe, ihren Gegenstand abzubilden: Gleiches
läßt sich nur durch Gleiches erkennen. Da nun aber die dies-
seitige Sinnenwelt, die wir wahrnehmen, keine Gegenstände von
der Art zeigt, daß sie mit Rücksicht auf die Allgemeinheit ihres
Seins dem stets allgemeinen wahren „Logos“ gleichen, sind wir
genötigt, als Gegenstand der Erkenntnis eine völlig andere Art des
Seins als das der Sinnenwelt anzunehmen, ein jenseitiges, trans-
zendentes Sein, das als Urbild für die es abbildenden allgemeinen
Begriffe zu verstehen ist.
Darin haben wir, so kurz wie möglich gesagt, den logischen
oder erkenntnistheoretischen „Ursprung“ von Platons Ideerilehre,
und wir sehen unzweideutig: es sind logische oder erkenntnis-
theoretische Gründe, die ihn veranlassen, das Sein der Welt in
ein „aistheton“ und ein „noeton“, in phänomena und noumena, in
relatives und absolutes, diesseitiges und jenseitiges Sein zu spalten,
um mit diesen Dualismen das Fundament seiner Ontologie zu legen,
und dann der Philosophie die Aufgabe zu stellen, über die sinnliche
Welt hinaus, die bloße „Erscheinung“ ist, zum übersinnlichen
ontos on vorzudringen. Um in unserer Terminologie zu sprechen:
aus seinem Begriff des gegenständlich wahren Erkennens folgert
Platon: wir kommen beim Erkennen des Seins der Welt mit dem
Prädikat „sinnlich seiend“ nicht aus, sondern wir brauchen eine
andere, übersinnliche Art des Seins als Prädikat, um das „Wesen“
der Welt oder des wahrhaft Seienden zu kennzeichnen.