228
Zweiter ontologischer Teil.
Nichts geschieht ein solches Hinausgehen über das Seiende als
Seiendes im Ganzen“. Auch dagegen ist gewiß nichts einzuwenden.
Verstehen wir unter dem Seienden im Ganzen nur das Diesseits,
dann kommt diese Problemstellung auf dasselbe hinaus, was wir
vorher ausführten1. Doch wir müssen nun in rein logischer Weise
untersuchen: wie stellt sich in dem metaphysischen Gedanken-
zusammenhang Heideggers der Begriff des „Nichts“ genauer dar ?
Zunächst klingen die Ausführungen auffallend an Hegel an.
Ja es sieht beinah so aus, als wolle auch Heidegger, trotz seiner
Versicherung, die Logik sei nicht die entscheidende Instanz, hier
auf Logik und nur auf Logik, insbesondere auf eine Art „Dia-
lektik“ hinaus. Er sagt: „Schon der erste Anlauf zu dieser Frage
(nach dem Nichts) zeigt etwas Ungewöhnliches. In diesem Fragen
setzen wir im vorhinein das Nichts als etwas an, das so und so
„ist“ — alsein Seiendes. Davon ist es aber gerade doch schlecht-
hin unterschieden. Das Fragen nach dem Nichts — was und wie es,
das Nichts, sei— verkehrt das Befragte in sein Gegenteil.
Die Frage beraubt sich selbst ihres eigenen Gegenstandes.“ Dafür
beruft sich Heidegger ausdrücklich auf Hegels Logik: „Das reine
Sein und das reine Nichts ist also dasselbe“. Dieser Satz besteht
nach Heidegger „zu Becht“.
Doch dabei können wir, gerade weil wir hier nur logisch Vor-
gehen wollen, nicht stehen bleiben. Ja, diese Gedanken sind für
uns an dieser Stelle völlig unwesentlich. Es sind nicht Heideggers
Gedanken. In Wahrheit meint er mit seinem Begriff des Nichts
etwas ganz anderes als Hegel. Wäre es nicht so, dann hätten
wir keinen Grund, uns mit seinem Nichts hier zu beschäftigen.
Wir können in unserer Terminologie geradezu sagen: Heidegger
meint das Andere des Hegel sehen Nichts, nämlich das Etwas,
dem (in unserer Sprache) zwar nicht die allgemeinste Denkform des
Seins fehlt, dem aber alle die Erkenntnisformen des Seins fehlen,
die etwas zu einem „Gegenstand“ oder zu einem Etwas machen,
das in der Welt ist, und das dann nach unseren Darlegungen
entweder „sinnlich wirklich“ ist oder „unsinnlich gilt“ oder „ideal
existiert“ oder eine andere, aber notwendig besondere Art des
Seins haben muß. Auch die „übersinnliche“ Wirklichkeit können
wir nach Heidegger von diesem Etwas, das er Nichts nennt, nicht
aussagen, obwohl er selbst es „transzendent“ nennt. Nichts be-
deutet hier mit andern Worten das Andere jedes Seins, das von
Vgl. oben S. 185 ff.
Zweiter ontologischer Teil.
Nichts geschieht ein solches Hinausgehen über das Seiende als
Seiendes im Ganzen“. Auch dagegen ist gewiß nichts einzuwenden.
Verstehen wir unter dem Seienden im Ganzen nur das Diesseits,
dann kommt diese Problemstellung auf dasselbe hinaus, was wir
vorher ausführten1. Doch wir müssen nun in rein logischer Weise
untersuchen: wie stellt sich in dem metaphysischen Gedanken-
zusammenhang Heideggers der Begriff des „Nichts“ genauer dar ?
Zunächst klingen die Ausführungen auffallend an Hegel an.
Ja es sieht beinah so aus, als wolle auch Heidegger, trotz seiner
Versicherung, die Logik sei nicht die entscheidende Instanz, hier
auf Logik und nur auf Logik, insbesondere auf eine Art „Dia-
lektik“ hinaus. Er sagt: „Schon der erste Anlauf zu dieser Frage
(nach dem Nichts) zeigt etwas Ungewöhnliches. In diesem Fragen
setzen wir im vorhinein das Nichts als etwas an, das so und so
„ist“ — alsein Seiendes. Davon ist es aber gerade doch schlecht-
hin unterschieden. Das Fragen nach dem Nichts — was und wie es,
das Nichts, sei— verkehrt das Befragte in sein Gegenteil.
Die Frage beraubt sich selbst ihres eigenen Gegenstandes.“ Dafür
beruft sich Heidegger ausdrücklich auf Hegels Logik: „Das reine
Sein und das reine Nichts ist also dasselbe“. Dieser Satz besteht
nach Heidegger „zu Becht“.
Doch dabei können wir, gerade weil wir hier nur logisch Vor-
gehen wollen, nicht stehen bleiben. Ja, diese Gedanken sind für
uns an dieser Stelle völlig unwesentlich. Es sind nicht Heideggers
Gedanken. In Wahrheit meint er mit seinem Begriff des Nichts
etwas ganz anderes als Hegel. Wäre es nicht so, dann hätten
wir keinen Grund, uns mit seinem Nichts hier zu beschäftigen.
Wir können in unserer Terminologie geradezu sagen: Heidegger
meint das Andere des Hegel sehen Nichts, nämlich das Etwas,
dem (in unserer Sprache) zwar nicht die allgemeinste Denkform des
Seins fehlt, dem aber alle die Erkenntnisformen des Seins fehlen,
die etwas zu einem „Gegenstand“ oder zu einem Etwas machen,
das in der Welt ist, und das dann nach unseren Darlegungen
entweder „sinnlich wirklich“ ist oder „unsinnlich gilt“ oder „ideal
existiert“ oder eine andere, aber notwendig besondere Art des
Seins haben muß. Auch die „übersinnliche“ Wirklichkeit können
wir nach Heidegger von diesem Etwas, das er Nichts nennt, nicht
aussagen, obwohl er selbst es „transzendent“ nennt. Nichts be-
deutet hier mit andern Worten das Andere jedes Seins, das von
Vgl. oben S. 185 ff.