Jungfrauensohn und Krippenkind.
4:
ihr nicht eher verkehrt, als bis sie alle Eigenschaften des Weibes
verloren habe und wieder zum Rang einer reinen Jungfrau zurück-
gekehrt sei (De Cherubim 501). Daß es sich nicht um Gelegenheits-
gedanken handelt, zeigen andere Stellen. In einer Deutung der
Sara als der άρχουσά μου τής ψυχής αρετή, wird von ihrem Gebären
für Gott gesagt (unter Anwendung des eigentlich auf die Lea bezüg-
lichen Ausdrucks ήνοιξεν την μήτραν αυτής Gen. 29, 31): τάς άπαρχάς
ών έτυχεν άγαμων εύχαρίστως άποδιδοΰσα τω την άειπάρ-θ-ενον
μήτραν, ώς φησι Μωυσής, άνοίξαντι (De congressu eruditionis
gratia 7). Vom Verkehr der Seelen mit Gott heißt es, daß sie
dabei aus Weibern Jungfrauen werden (Quaestiones in Exo-
dum II 3), und selbst von der Jungfrau, die der Hohe-
priester nach gesetzlicher Vorschrift Lev. 21, 13 zum Weib
nimmt, heißt es, daß sie niemals Frau werde (De Somniis II 185).
Hinter all diesen Ausführungen steht trotz verschiedener Orien-
tierung doch zweifellos der eine Gedanke, daß allein die Jungfrau
der Verbindung mit Gott fähig und würdig sei.
Es ist nicht ein Gedanke jüdischen Ursprungs. Und da er uns
bei Philo begegnet, liegt es nahe, seinen Ursprung in Ägypten zu
vermuten. Wenn uns dort in christlicher Zeit heidnische Feste
bezeugt werden, die die Geburt eines Götterkindes durch eine Jung-
frau verherrlichen2, so wird die Vermutung wahrscheinlich, daß
1 Philo De Cherubim 50 άμιάντω γάρ καί άψαύστω και καθαρά φύσει, τή προς
αλήθειαν παρθένω, διαλέγεσθαι πρεπώδες θεόν, έναντίως ήμΐν· άνθρώπων μέν γάρ ή έπί
γενέσει τέκνων σύνοδος τάς παρθένους γυναίκας άποφαίνει· δταν δέ όμιλεΐν άρξηται ψυχή
θεός, πρότερον αύτήν ούσαν γυναίκα παρθένον αύθις άποδείκνυσιν .... Σάρρα γοΰν
ού διαλέξεται, πριν έκλιπεΐν εκείνην τά γυναικεία πάντα καί άναδραμεΐν εις άγνευούσης
παρθένου τάξιν. Die Stelle, auf die hier angespielt ist, lautet Gen. 18, 11:
έξέλειπεν δέ Σάρρα γίνεσθαι τά γυναίκια. Auf diese Stelle bezieht sich Philo
auch bei der im Text weiter unten zitierten Bemerkung über den Hohepriester
De somniis II 185 (παρθένου) ουδέποτε γυναικομένης, άλλ’ έμπαλιν τά γυναικεία
κατά την προς τον άνδρα ομιλίαν έκλιπούσης — ein Beweis, daß hier wie dort die
gleiche Vorstellung zugrunde liegt.
2 Es handelt sich um zwei Feiern. Ein (heidnisches) Fest des Aion, das
in der Nacht vom 5. zum 6. Januar im Koreion zu Alexandria gefeiert wurde,
hatte seinen Höhepunkt in dem Umzug eines Götterbildes. Nach dem Sinn
der Feier gefragt antworten die Wissenden, 6τι ταύτη τή ώρα σήμερον ή Κόρη
(τουτέστιν ή παρθένος) έγέννησε τον Αιώνα (Epiphanius, Panarion haer. 51,
22, 8ff.). Außerdem beging man in Ägypten am 25. Dezember ein Winter-
sonnenwendfest (in Alexandria Κυκέλλια geheißen Epiphanius haer. 51, 22, 5;
auch Dittenberger, Orient, inscr. I 56, 64), bei dem die Feiernden riefen:
ή παρθένος ετεκεν, αυξει φώς (Scholion zu Gregor v. Nazianz in einem Bodlei-
anus, das aus dem Kommentar des Kosmas zu Gregor stammt; vgl. Holl,
Ursprung des Epiphanienfestes, Berliner Sitzungsber. 1917, 426ff.).
4:
ihr nicht eher verkehrt, als bis sie alle Eigenschaften des Weibes
verloren habe und wieder zum Rang einer reinen Jungfrau zurück-
gekehrt sei (De Cherubim 501). Daß es sich nicht um Gelegenheits-
gedanken handelt, zeigen andere Stellen. In einer Deutung der
Sara als der άρχουσά μου τής ψυχής αρετή, wird von ihrem Gebären
für Gott gesagt (unter Anwendung des eigentlich auf die Lea bezüg-
lichen Ausdrucks ήνοιξεν την μήτραν αυτής Gen. 29, 31): τάς άπαρχάς
ών έτυχεν άγαμων εύχαρίστως άποδιδοΰσα τω την άειπάρ-θ-ενον
μήτραν, ώς φησι Μωυσής, άνοίξαντι (De congressu eruditionis
gratia 7). Vom Verkehr der Seelen mit Gott heißt es, daß sie
dabei aus Weibern Jungfrauen werden (Quaestiones in Exo-
dum II 3), und selbst von der Jungfrau, die der Hohe-
priester nach gesetzlicher Vorschrift Lev. 21, 13 zum Weib
nimmt, heißt es, daß sie niemals Frau werde (De Somniis II 185).
Hinter all diesen Ausführungen steht trotz verschiedener Orien-
tierung doch zweifellos der eine Gedanke, daß allein die Jungfrau
der Verbindung mit Gott fähig und würdig sei.
Es ist nicht ein Gedanke jüdischen Ursprungs. Und da er uns
bei Philo begegnet, liegt es nahe, seinen Ursprung in Ägypten zu
vermuten. Wenn uns dort in christlicher Zeit heidnische Feste
bezeugt werden, die die Geburt eines Götterkindes durch eine Jung-
frau verherrlichen2, so wird die Vermutung wahrscheinlich, daß
1 Philo De Cherubim 50 άμιάντω γάρ καί άψαύστω και καθαρά φύσει, τή προς
αλήθειαν παρθένω, διαλέγεσθαι πρεπώδες θεόν, έναντίως ήμΐν· άνθρώπων μέν γάρ ή έπί
γενέσει τέκνων σύνοδος τάς παρθένους γυναίκας άποφαίνει· δταν δέ όμιλεΐν άρξηται ψυχή
θεός, πρότερον αύτήν ούσαν γυναίκα παρθένον αύθις άποδείκνυσιν .... Σάρρα γοΰν
ού διαλέξεται, πριν έκλιπεΐν εκείνην τά γυναικεία πάντα καί άναδραμεΐν εις άγνευούσης
παρθένου τάξιν. Die Stelle, auf die hier angespielt ist, lautet Gen. 18, 11:
έξέλειπεν δέ Σάρρα γίνεσθαι τά γυναίκια. Auf diese Stelle bezieht sich Philo
auch bei der im Text weiter unten zitierten Bemerkung über den Hohepriester
De somniis II 185 (παρθένου) ουδέποτε γυναικομένης, άλλ’ έμπαλιν τά γυναικεία
κατά την προς τον άνδρα ομιλίαν έκλιπούσης — ein Beweis, daß hier wie dort die
gleiche Vorstellung zugrunde liegt.
2 Es handelt sich um zwei Feiern. Ein (heidnisches) Fest des Aion, das
in der Nacht vom 5. zum 6. Januar im Koreion zu Alexandria gefeiert wurde,
hatte seinen Höhepunkt in dem Umzug eines Götterbildes. Nach dem Sinn
der Feier gefragt antworten die Wissenden, 6τι ταύτη τή ώρα σήμερον ή Κόρη
(τουτέστιν ή παρθένος) έγέννησε τον Αιώνα (Epiphanius, Panarion haer. 51,
22, 8ff.). Außerdem beging man in Ägypten am 25. Dezember ein Winter-
sonnenwendfest (in Alexandria Κυκέλλια geheißen Epiphanius haer. 51, 22, 5;
auch Dittenberger, Orient, inscr. I 56, 64), bei dem die Feiernden riefen:
ή παρθένος ετεκεν, αυξει φώς (Scholion zu Gregor v. Nazianz in einem Bodlei-
anus, das aus dem Kommentar des Kosmas zu Gregor stammt; vgl. Holl,
Ursprung des Epiphanienfestes, Berliner Sitzungsber. 1917, 426ff.).