5. Loquimini ad petram (n. 20—21).
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20. ,,Jesus sagt zu ihr: Weib, glaube mir, die Stunde
wird kommen, da ihr weder auf dem Berge noch in
Jerusalem den Vater anbeten werdet“; wenn man näm-
lich erkennt, daß Gott sich nicht von einem Ort umfassen läßt,
dann wird ein jeder in sein Kämmerlein gehen und im Verbor-
genen beten. ,,Ihr betet an, was ihr nicht kennt: wir beten
an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden.“
Ich habe (irgendwo > gelesen, daß die Alten den Verehrern des einen
unsichtbaren Gottes dies vorwarfen, daß sie nämlich einen Gott
anbeteten, den sie nicht kennten. Gott ist aber wahrlich allen un-
bekannt. Er sagt aber vielleicht: ,,ihr betet an“, das heißt ihr er-
bittet, ,,was ihr nicht kennt: wir aber“, die wir nämlich wahre
Juden sind und das geistige Verständnis des zukünftigen Lebens
haben, „beten an, was wir kennen“; wir erbitten nämlich das Heil.
„Das Heil aber ist aus den Juden“: denn von den Juden her kommt
die Kundgabe oder Offenbarung des Heiles.
21. „Es kommt aber die Stunde, und sie ist jetzt da,
da die wahren Anbeter den Vater in dem Geist und in
der Wahrheit anbeten.“ Seht, wie er sich selbst erklärt, näm-
lich sein früheres Wort: „wir beten an, was wir kennen“, wir, die
wir die Heilige Schrift geistig verstehen. Jene „Stunde kommt,
und sie ist jetzt da“, nämlich zur Zeit Christi selbst, da er und
seine „wahren Anbeter“ und die, die ihnen folgen, „den Vater in
dem Geist und in der Wahrheit anbeten werden“: dies bedeutet,
um das geistige Verständnis des Alten Testamentes wissen. „Denn
derVater sucht, die ihn anbeten.“ „Er sucht“, nämlich durch
mich, seinen Sohn, „die ihn anbeten“; das kann aber nur geschehen
„in dem Geist und in der Wahrheit“. Denn „Geist ist Gott“.
„Geist“ nennt er Gott, und Gott nennt er seinen Vater. „Und
die, die ihn anbeten, müssen ihn in dem Geist und in
der Wahrheit anbeten.“ Beachte, daß Gott nicht mit dem
Munde angebetet wird, sondern mit dem Geist, weil der Geist durch
incertum Deum, quem non inveniebat, quam nullum Deum dicere, cuius tam
magna documenta sentiebat. Ait enim: 'Et dedita sacris incerti Iudaea Dei’.“
Cf. M. A. LUCANUS Bellum Civile II 529seq.
14 et 21. Ioh. 4, 23. 23—26. Ioh. 4, 24.
26. cf. ECHARDUS Pr. XXXV 122, 22—26: „Daz man mit Worten
loben mac, daz ist ein kleine ding, oder mit dem munde betet. Wan unser
herre sprach ze einem male: 'ir betet, ir enwizzet aber niht, waz ir betet.
Ez koment noch wäre betere, die betent minen vater ane im geiste und in
der wärheit.“
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20. ,,Jesus sagt zu ihr: Weib, glaube mir, die Stunde
wird kommen, da ihr weder auf dem Berge noch in
Jerusalem den Vater anbeten werdet“; wenn man näm-
lich erkennt, daß Gott sich nicht von einem Ort umfassen läßt,
dann wird ein jeder in sein Kämmerlein gehen und im Verbor-
genen beten. ,,Ihr betet an, was ihr nicht kennt: wir beten
an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden.“
Ich habe (irgendwo > gelesen, daß die Alten den Verehrern des einen
unsichtbaren Gottes dies vorwarfen, daß sie nämlich einen Gott
anbeteten, den sie nicht kennten. Gott ist aber wahrlich allen un-
bekannt. Er sagt aber vielleicht: ,,ihr betet an“, das heißt ihr er-
bittet, ,,was ihr nicht kennt: wir aber“, die wir nämlich wahre
Juden sind und das geistige Verständnis des zukünftigen Lebens
haben, „beten an, was wir kennen“; wir erbitten nämlich das Heil.
„Das Heil aber ist aus den Juden“: denn von den Juden her kommt
die Kundgabe oder Offenbarung des Heiles.
21. „Es kommt aber die Stunde, und sie ist jetzt da,
da die wahren Anbeter den Vater in dem Geist und in
der Wahrheit anbeten.“ Seht, wie er sich selbst erklärt, näm-
lich sein früheres Wort: „wir beten an, was wir kennen“, wir, die
wir die Heilige Schrift geistig verstehen. Jene „Stunde kommt,
und sie ist jetzt da“, nämlich zur Zeit Christi selbst, da er und
seine „wahren Anbeter“ und die, die ihnen folgen, „den Vater in
dem Geist und in der Wahrheit anbeten werden“: dies bedeutet,
um das geistige Verständnis des Alten Testamentes wissen. „Denn
derVater sucht, die ihn anbeten.“ „Er sucht“, nämlich durch
mich, seinen Sohn, „die ihn anbeten“; das kann aber nur geschehen
„in dem Geist und in der Wahrheit“. Denn „Geist ist Gott“.
„Geist“ nennt er Gott, und Gott nennt er seinen Vater. „Und
die, die ihn anbeten, müssen ihn in dem Geist und in
der Wahrheit anbeten.“ Beachte, daß Gott nicht mit dem
Munde angebetet wird, sondern mit dem Geist, weil der Geist durch
incertum Deum, quem non inveniebat, quam nullum Deum dicere, cuius tam
magna documenta sentiebat. Ait enim: 'Et dedita sacris incerti Iudaea Dei’.“
Cf. M. A. LUCANUS Bellum Civile II 529seq.
14 et 21. Ioh. 4, 23. 23—26. Ioh. 4, 24.
26. cf. ECHARDUS Pr. XXXV 122, 22—26: „Daz man mit Worten
loben mac, daz ist ein kleine ding, oder mit dem munde betet. Wan unser
herre sprach ze einem male: 'ir betet, ir enwizzet aber niht, waz ir betet.
Ez koment noch wäre betere, die betent minen vater ane im geiste und in
der wärheit.“