Metadaten

Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0025
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Cues und die griechische Sprache. 17

auch aus gelegentlicher Einsichtnahme in Werke des Nikolaus von
Cues den Eindruck gewonnen, der Cusaner sei mit dem Griechi-
schen vertraut — eine Folgerung, deren sachliche Berechtigung wir
noch zu prüfen haben werden. Es ist aber auch nicht unmöglich,
daß das erwähnte Zeugnis lediglich den Ausdruck einer weit ver-
breiteten Meinung darstellt. Jedenfalls dürfen wir es nicht ganz
beiseite schieben, wenngleich der Zeuge selbst als nicht besonders
zuverlässiger Berichterstatter bezeichnet worden ist51. Denn es be-
deutet sicherlich einen Beleg dafür, daß Nicolaus Cusanus von Zeit-
genossen als Kenner der griechischen Sprache angesehen worden ist.
Ist jedoch dieses Zeugnis in seinem Wortlaut nicht restlos klar,
so spricht sich ganz unzweideutig ein anderer Zeitgenosse des Cu-
sanus aus. Es ist der Magister Johannes Keck, der 1445/47
Prior in Tegernsee war und 1450 als päpstlicher Pönitentiar in Rom
gestorben ist. In einem Briefe, den er Anfang 1450 aus Rom an
Nicolaus Cusanus richtete, finden wir nämlich eine Stelle, an der
es heißt: . . . sapientia Graecorum, quorum linguae peritia fulciris52.
Er scheint allerdings den Cusaner niemals persönlich kennengelernt
zu haben; auch gesteht er, dessen ,,Docta Ignorantia“ nicht ge-
lesen zu haben. Sein Ausspruch wird sich also auf die Aussage
anderer Zeitgenossen stützen, aus deren Bekundungen Magister
Keck auch jene Hochachtung vor den lateinischen und griechischen
Literaturkenntnissen des Cusanus geschöpft haben wird, die sich
in dem gleichen Briefe ausspricht. Die Bezeugung griechischer
Sprachfertigkeit des Cusaners durch seinen Zeitgenossen Keck steht
also nicht auf völlig gesichertem Boden.
Die nächste Aussage, die angeführt werden kann, verliert von
vornherein an Wert durch den zeitlichen Abstand zu der Lebens-
zeit des Nikolaus von Cues. Sie stammt von Johannes Trit-
hemius (1462—1519), der sich wiederholt in gleicher Weise zu un-
serer Frage geäußert hat. Ihm ist Cusanus trium linguarum, hebrai-
cae, graecae et latinae, peritus53. Auf Johannes Trithemius beruft
51 Fechner 9 9ff.
52 Virgil Redlich, Tegernsee und die deutsche Geistesgeschichte im
15. Jahrhundert. Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte IX, 1931,198.
53 Johannes Trithemius, Catalogus illustrium virorum Germaniam
suis ingeniis et lucubrationibus omnifariam exornantium (o. Ort u. Jahr: Hain
15, 615; Vorrede des Verfassers von 1491, des Herausgebers von 1494),
S. XLIVr: trium linguarum principalium ... (= Opera historica, Frankfurt
1601, I 157). Ders., Catalogus scriptorum ecclesiasticorum sive illustrium
2 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1937/3S. 2. Abh.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften