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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0033
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Cusanus: Studien: II. Nikolaus von Gues und die griechische Sprache. 25
hat im Cod. Laur. 28, 13 ein derartiges Werk nachgewiesen, das
höchstwahrscheinlich aus dem Besitze Isidors stammt84. Es ent-
hält u. a. das πρόχειρον περσικόν (des Abramios) mit der Zusatz-
bezeichnung Tabulae persarum. Da der Verf. dieser Zeilen aber
nicht in der Lage war, diese Hs. einzusehen, so ist er leider zu
einem abschließenden Urteil nicht imstande.
Wenn man aber andere Ostertabellen zum Vergleich heran-
zieht, so wird man vielleicht sagen dürfen, daß der von Nicolaus
Cusanus hergestellte Auszug von Osterterminen und seine latei-
nische Übertragung der Tabulae persicae wohl keine besonders
große Übersetzungsleistung bedeutet haben werden. Denn es han-
delte sich dabei im wesentlichen um die lateinische Transskription
der griechischen Zahlzeichen und Monatsnamen85. Daß damit je-
doch das letzte Wort über diese Angelegenheit noch nicht gespro-
chen sein kann, liegt auf der Hand, wenn wir uns auch für den vor-
liegenden Zweck mit dieser vorläufigen Antwort werden begnügen
müssen86.
Ein zweites Selbstzeugnis des Cusaners ist von Vansteen-
berghe beigebracht worden87. In einem Briefe an Abt Caspar
Aindorffer und den Konvent von Tegernsee, datiert aus Bran-
zoll (bei Bozen) vom 14. Sept. 145388, behandelt Nikolaus von Cues
die affirmative und die negative Theologie des Pseudo-Dionysius
84 G. Mercati 31 98f.; vgl. 52.
85 Daß Nicolaus Cusanus mit der Bedeutung der als Zahlen verwendeten
griechischen Buchstaben vertraut war, zeigt eine (vielleicht von seiner Hand
herrührende) Zusammenstellung dieser Zahlwerte im Cod. Cus. 9 63v. Die in
der byzantinischen chronologischen Literatur vorkommenden Monatsnamen
pflegen mit den lateinischen übereinzustimmen (vgl. etwa A. Mentz, Beiträge
zur Osterfestberechnung bei den Byzantinern. Philos. Diss. Königsberg 1906,
S. 130).
86 Wenn Marx (29a 143, 29b 15) von einer „Übersetzung griechischer
Werke“ durch Cusanus spricht, so hat er offensichtlich das im Auge, was
Nikolaus von Cues in der Reparatio Kalendarii bekundet; denn von anderen
Versuchen solcher Art ist uns nichts bekannt. Man darf übrigens nicht über-
sehen, daß die oben angeführte Äußerung des Ambrogio Traversari, die hin-
sichtlich der griechischen Sprachkenntnisse des Cusaners so merkwürdig
schweigsam ist, aus dem gleichen Jahre 1435 stammt.
87 Vansteenberghe 57 28, A. 5.
88 Mitgeteilt bei Edm. Vansteenberghe, Autour de la docte ignorance.
Une controverse sur la theologie mystique au XVe siede (Beiträge zur Ge-
schichte der Philosophie des Mittelalters, Bd. XIV, Heft 2—-4), 1915, S. 113
bis 117.
 
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