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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0034
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26

Martin Honecker:

Areopagita und legt dar, daß diese im Sinne einer Überhöhung
durch die theologia mystica zu verstehen seien89. In diesem Zu-
sammenhänge sagt er: ... si quis leg(er)it textum graece et latine,
videbit sic Dionysium meo iudicio intelligendum?0. Gegen Ende des
Briefes91 bemerkt der Cusaner ferner, er werde den Mönchen von
Tegernsee Kommentarliteratur über Pseudo-Dionys, nämlich V er -
cellensem, Linconiensem etc.92 (zum Abschreiben) zusenden, macht
aber darauf aufmerksam, daß die Hs. nicht gut revidiert sei; er
selbst habe sie nicht viel benutzt. Dann fährt er fort: Habeo textum
Dionysii proxime optime per quendam amicissimum meum trans-
Zatam93, qui mihi sufficit. Misi similiter pro libro meo greco Floren-
tiam; talis est textus Dionysii in greco, quod non opus habet glossis;
ipse seipsum multipliciter explanat.
Gehen wir zunächst von dem zuletzt erwähnten griechischen
(Pseudo-)Dionys-Texte aus, der dem Cusanus gehört hat. Die Hs.
befand sich also damals (1453) in Florenz. Man wird kaum fehl-
gehen mit der Vermutung94, dieses Manuskript sei zu jenen griechi-
schen Codices zu rechnen, die Nikolaus von Cues aus Konstanti-
nopel mitgebracht95 und die er den Konzilsvätern von Ferrara und
Florenz für ihre Verhandlungen mit den Griechen zur Verfügung
gestellt hat. Dann wird aber Nicolaus Cusanus selbst den Text nur
während der Überfahrt von Konstantinopel nach Venedig, die vom
27. Nov. 1437 bis zum 8. Febr. 1438 dauerte, in der Hand gehabt
haben.

89 Nikolaus von Cues meint damit seine eigene Lehre von der docta
ignorantia.
90 Vansteenberghe 56 115.
91 Ebd. 56 1161.
92 Es handelt sich um Cod. Cus. 45. Dieser enthält (vgl. Marx 28 40 ff.):
einen Auszug aus den 4 Werken des Pseudo-Dionys, hergestellt von Thomas
Gallo von Vercelli; die Hierarchia caelestis und die Theologia mystica in der
Übersetzung des Robert Grosseteste von Lincoln; den Kommentar des Hugo
von St. Viktor zur Theologia mystica auf der Grundlage der Übertragung des
Johannes Scotus Eriugena; die Pseuclo-Dionys-Briefe und den Kommentar
des Hugo von St. Viktor zur Hierarchia caelestis. ■— Vgl. Vansteenberghe
56 116, A. 9.
93 Gemeint ist die Übersetzung des Ambrogio Traversari in Cod. Cus. 43.
Sie ist laut Explicit am 18. März 1436 beendet worden. Tommaso Paren-
tucelli, der spätere Papst Nikolaus V., der 1442 mit dem Cusaner in Frank-
furt zusammengetroffen war, ließ ihm 1443 die Hs. durch Paolo del Pozzo
Toscanelli überreichen (Vansteenberghe 56 114, A. 1).
94 Auch Vansteenberghe äußert sich in diesem Sinne (56 117, A. 1).
95 Vgl. darüber weiter unten (S. 54).
 
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