38
Martin Honecker:
37. μυστήριον = mysterium:
Pred. ,,Pangue lingua gloriosi“ (Brixen 1457), Exc. X — V2 276v:
mistirium; p II 186r, b 675: μυστήριον.
38. παντότροφος κτίστης = omnium nutritor conditorque. In der Accus.-
F orm:
Pred. „In principio erat verbum“ (Trier 1443?), Exc. I — C 220
57r, Vx 37vb: panto profton(!) ktistin; p II 13r, b 360: παντότροφον
κτίστην.
Eine kritische Betrachtung des bisher vorgelegten Mate-
rials -wird sich nach Möglichkeit an die jeweils ältesten Varianten
halten müssen, d. h. also an die Hss., die entweder (wie der größere
Teil von Cod. Cus. 220) unmittelbar von der Hand des Cusanus
stammen oder doch mindestens frühe Abschriften darstellen. Da-
bei ist besonders zu beachten, daß diejenigen Blätter von Cod. Cus.
220, welche die für unsere Zwecke besonders wichtige Predigt „In
principio erat Verbum“ enthalten (fol. 56rff.), höchstwahrschein-
lich das Autographon des Cusanus darstellen118.
Ferner wird man von allen Veränderungen der Wortbilder ab-
sehen müssen, die durch die lateinische Transskription grie-
chischer Ausdrücke entstanden und dabei durch die damals übliche
byzantinische Aussprache des Griechischen, die vorwiegend durch
den sog. Itazismus gekennzeichnet ist, bedingt sind.
Schließlich soll zunächst noch von allen auffallenden Erschei-
nungen in der Schreibweise der Wörter abgesehen werden.
Veranstalten wir unter diesen Gesichtspunkten eine erste Über-
sicht, so läßt sich eine gewisse Vertrautheit des Nikolaus von Cues
mit dem griechischen Wortschatz nicht ableugnen. Bemerkenswert
ist z. B., wie gut er mit den mannigfachen Bedeutungen von λόγος
(Nr. 28) Bescheid weiß, wenngleich die philosophisch-theologische
Diskussion über dieses Wort ihm dabei nicht wenig vorgearbeitet
haben wird.
Nicht ganz korrekt ist die Interpretation von αΐρεσις = divi-
sio (Nr. 32), die offenbar durch die in der theologischen Literatur
übliche Verwendung von haeresis (= Häresie) veranlaßt ist.
Aber es fehlt auch nicht an unverstandenen Ausdrücken. So
mag zwar (Nr. 5) die Wiedergabe von ένδεκάς und έννεακαιδε-
καετηρίς in den (vom Zusammenhang nicht erforderten) Casus-
118 Jos. Koch bezweifelt dies allerdings (in einer schriftlichen Mittei-
lung an den Verf.); jedoch glauben wir auf Grund eines eingehenden Schrift-
vergleiches gerade dieses Stück mit ziemlicher Sicherheit der ITand des Cusanus
zu weisen zu dürfen.
Martin Honecker:
37. μυστήριον = mysterium:
Pred. ,,Pangue lingua gloriosi“ (Brixen 1457), Exc. X — V2 276v:
mistirium; p II 186r, b 675: μυστήριον.
38. παντότροφος κτίστης = omnium nutritor conditorque. In der Accus.-
F orm:
Pred. „In principio erat verbum“ (Trier 1443?), Exc. I — C 220
57r, Vx 37vb: panto profton(!) ktistin; p II 13r, b 360: παντότροφον
κτίστην.
Eine kritische Betrachtung des bisher vorgelegten Mate-
rials -wird sich nach Möglichkeit an die jeweils ältesten Varianten
halten müssen, d. h. also an die Hss., die entweder (wie der größere
Teil von Cod. Cus. 220) unmittelbar von der Hand des Cusanus
stammen oder doch mindestens frühe Abschriften darstellen. Da-
bei ist besonders zu beachten, daß diejenigen Blätter von Cod. Cus.
220, welche die für unsere Zwecke besonders wichtige Predigt „In
principio erat Verbum“ enthalten (fol. 56rff.), höchstwahrschein-
lich das Autographon des Cusanus darstellen118.
Ferner wird man von allen Veränderungen der Wortbilder ab-
sehen müssen, die durch die lateinische Transskription grie-
chischer Ausdrücke entstanden und dabei durch die damals übliche
byzantinische Aussprache des Griechischen, die vorwiegend durch
den sog. Itazismus gekennzeichnet ist, bedingt sind.
Schließlich soll zunächst noch von allen auffallenden Erschei-
nungen in der Schreibweise der Wörter abgesehen werden.
Veranstalten wir unter diesen Gesichtspunkten eine erste Über-
sicht, so läßt sich eine gewisse Vertrautheit des Nikolaus von Cues
mit dem griechischen Wortschatz nicht ableugnen. Bemerkenswert
ist z. B., wie gut er mit den mannigfachen Bedeutungen von λόγος
(Nr. 28) Bescheid weiß, wenngleich die philosophisch-theologische
Diskussion über dieses Wort ihm dabei nicht wenig vorgearbeitet
haben wird.
Nicht ganz korrekt ist die Interpretation von αΐρεσις = divi-
sio (Nr. 32), die offenbar durch die in der theologischen Literatur
übliche Verwendung von haeresis (= Häresie) veranlaßt ist.
Aber es fehlt auch nicht an unverstandenen Ausdrücken. So
mag zwar (Nr. 5) die Wiedergabe von ένδεκάς und έννεακαιδε-
καετηρίς in den (vom Zusammenhang nicht erforderten) Casus-
118 Jos. Koch bezweifelt dies allerdings (in einer schriftlichen Mittei-
lung an den Verf.); jedoch glauben wir auf Grund eines eingehenden Schrift-
vergleiches gerade dieses Stück mit ziemlicher Sicherheit der ITand des Cusanus
zu weisen zu dürfen.