Paulus auf dem Areopag.
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Weise abhängig ist. Es heißt V. 26. 27 έποίησέν τε έξ ενός παν έθνος
άνθρώπων κατοικεί ν έπΐ παντός προσούπου τής γης, όρίσας προστεταγμέ-
νους καιρούς και τάς οροθεσίας τής κατοικίας αυτών, ζητεΐν τον θεόν, εί
άρα γε ψηλαφήσειαν αύτόν καί εύροιεν, καί γε ού μακράν άπό ενός έκά-
στου ημών υπάρχοντα. Der Text ist nicht ganz zweifelsfrei überliefert.
Zwei Stellen dürfen trotz sachlich wichtiger Varianten in dem hier
gegebenen Text als gesichert gelten1. An zwei andern Stellen (έξ
ενός und καί τάς οροθεσίας) kann das Textproblem nur in Zusam-
menhang mit der Erklärung gelöst werden.
Es ist die Rede von der einheitlichen Abstammung des
Menschengeschlechts; aus einem sind alle entstanden. Aber wer
sind diese „alle“ ? παν έθνος άνθρόίπων wird man zunächst auf „jedes
Volk der Menschen“ beziehen. Aber auch die Übersetzung „das
ganze menschliche Geschlecht“ ist möglich; denn daß der Artikel
bei πας „ganz“ fehlen kann, ist in dieser Gräcität durchaus erhört2,
und gleich die Fortsetzung liefert einen Beleg, denn das altüber-
lieferte έπί παντός προσώπου τής γής (später zu παν τό πρ. korri-
giert) heißt natürlich „auf der ganzen Erdoberfläche“. Aber von
wessen Existenz auf der Erdoberfläche will der Verfasser sprechen,
meint er die Völker oder das Menschengeschlecht, redet er von der
Welt der Nationen oder von der universalen Menschheit? Denkt
er geschichtlich im Sinne des Alten Testaments, das eine Familie
— erst Adams, dann, nach der großen Flut, Noahs Familie — als
das Stammhaus der vielen verschiedenartigen Völker betrachtet,
oder denkt er hellenistisch im Sinn der Aufklärungsphilosophie, die
kosmopolitisch die Menschheit als Summe der Erdbewohner vor
1 Statt προστεταγμένους ist in D (aber nicht in d!) und änderen, nicht
bedeutsamen Zeugen προτεταγμένους überliefert. Wahrscheinlich ist dies eine
Änderung, die den Sinn des Satzes eindeutig ..geschichtlich“ festlegen soll;
denn nur wenn καιροί die Völkerepochen bedeuten, hat die „Vorausbestim-
mung“ einen Sinn. — Statt τον θεόν haben die Abendländer τό θειον und die
entsprechende Korrektur V. 27 Ende. Aber die abendländischen Zeugen sind
in der Umrahmung des Wortes nicht einig und die sog. Koine bietet τόν
κύριον: also hat wohl θειον wie κύριον ein ursprüngliches θεόν zur Voraus-
setzung, und das Neutrum θειον stammt aus V. 29. Dort'gehört es hin; hier,
wo vom wahren, persönlichen Gott die Rede ist, paßt das Maskulinum besser.
2 Vgl. Act. 2, 36 πας οίκος Ισραήλ, Rom. 11, 26 πας Ισραήλ, und, wenn
diese Beispiele wegen Hebraismus abgelehnt werden, Eph. 2, 21 πασα οικοδομή
und die Inschrift des Antiochus von Commagene, Dittenberger, Orientis
inscr. I 3 8 3 87 αϊτινες . . . βασιλείαι πάσηι κοινών άγαθών αίτίαι κατέστησαν. Wei-
teres in meinem Kommentar zu Eph. 2, 21.
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Weise abhängig ist. Es heißt V. 26. 27 έποίησέν τε έξ ενός παν έθνος
άνθρώπων κατοικεί ν έπΐ παντός προσούπου τής γης, όρίσας προστεταγμέ-
νους καιρούς και τάς οροθεσίας τής κατοικίας αυτών, ζητεΐν τον θεόν, εί
άρα γε ψηλαφήσειαν αύτόν καί εύροιεν, καί γε ού μακράν άπό ενός έκά-
στου ημών υπάρχοντα. Der Text ist nicht ganz zweifelsfrei überliefert.
Zwei Stellen dürfen trotz sachlich wichtiger Varianten in dem hier
gegebenen Text als gesichert gelten1. An zwei andern Stellen (έξ
ενός und καί τάς οροθεσίας) kann das Textproblem nur in Zusam-
menhang mit der Erklärung gelöst werden.
Es ist die Rede von der einheitlichen Abstammung des
Menschengeschlechts; aus einem sind alle entstanden. Aber wer
sind diese „alle“ ? παν έθνος άνθρόίπων wird man zunächst auf „jedes
Volk der Menschen“ beziehen. Aber auch die Übersetzung „das
ganze menschliche Geschlecht“ ist möglich; denn daß der Artikel
bei πας „ganz“ fehlen kann, ist in dieser Gräcität durchaus erhört2,
und gleich die Fortsetzung liefert einen Beleg, denn das altüber-
lieferte έπί παντός προσώπου τής γής (später zu παν τό πρ. korri-
giert) heißt natürlich „auf der ganzen Erdoberfläche“. Aber von
wessen Existenz auf der Erdoberfläche will der Verfasser sprechen,
meint er die Völker oder das Menschengeschlecht, redet er von der
Welt der Nationen oder von der universalen Menschheit? Denkt
er geschichtlich im Sinne des Alten Testaments, das eine Familie
— erst Adams, dann, nach der großen Flut, Noahs Familie — als
das Stammhaus der vielen verschiedenartigen Völker betrachtet,
oder denkt er hellenistisch im Sinn der Aufklärungsphilosophie, die
kosmopolitisch die Menschheit als Summe der Erdbewohner vor
1 Statt προστεταγμένους ist in D (aber nicht in d!) und änderen, nicht
bedeutsamen Zeugen προτεταγμένους überliefert. Wahrscheinlich ist dies eine
Änderung, die den Sinn des Satzes eindeutig ..geschichtlich“ festlegen soll;
denn nur wenn καιροί die Völkerepochen bedeuten, hat die „Vorausbestim-
mung“ einen Sinn. — Statt τον θεόν haben die Abendländer τό θειον und die
entsprechende Korrektur V. 27 Ende. Aber die abendländischen Zeugen sind
in der Umrahmung des Wortes nicht einig und die sog. Koine bietet τόν
κύριον: also hat wohl θειον wie κύριον ein ursprüngliches θεόν zur Voraus-
setzung, und das Neutrum θειον stammt aus V. 29. Dort'gehört es hin; hier,
wo vom wahren, persönlichen Gott die Rede ist, paßt das Maskulinum besser.
2 Vgl. Act. 2, 36 πας οίκος Ισραήλ, Rom. 11, 26 πας Ισραήλ, und, wenn
diese Beispiele wegen Hebraismus abgelehnt werden, Eph. 2, 21 πασα οικοδομή
und die Inschrift des Antiochus von Commagene, Dittenberger, Orientis
inscr. I 3 8 3 87 αϊτινες . . . βασιλείαι πάσηι κοινών άγαθών αίτίαι κατέστησαν. Wei-
teres in meinem Kommentar zu Eph. 2, 21.