Paulus auf dem Areopag.
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monarchianischen, sondern auch des arianischen Streits, der von
der Behauptung des άγέννητον είναι, für Gott seinen Ausgang nahm.
All diese theologischen Kämpfe sind nicht denkbar ohne die philo-
sophisch-hellenistische Umbildung des Gottesgedankens. Erstes
Anzeichen dieser Umbildung aber — mitten im Neuen Testament
— ist die Areopagrede.
V.
Mitten im Neuen Testament — darin liegt ein weiteres Pro-
blem, ein Problem literarischer Art. Wenn die Areopagrede ein
Fremdling ist im Neuen Testament, ist sie dann etwa auch ein
Fremdkörper in dem Buch der Apostelgeschichte, geschaffen von
einem Bearbeiter, dessen Spuren man an allen möglichen Stellen
des Werkes zu erkennen hat ?
Die Bede steht innerhalb eines Berichts vom Auftreten des
Paulus in Athen, der ebenfalls als einzigartig bezeichnet werden
darf, vor allem wegen seiner Schilderung der Athener; bei keiner
Missionsstation des Paulus hat der Verf. ein so farbenreiches Bild
der zu Missionierenden gegeben. Agora und Areopag, Epikureer
und Stoiker werden erwähnt. Die Athener werden in attizistischen
Wendungen beschrieben als Leute, die „für nichts anderes Zeit
haben als immer Neues zu reden oder zu hören“* 1; den Apostel
Paulus nennen sie — und auch dies scheint bezeichnend für die
Αττικοί zu sein -— einen Klugschwätzer2, und in dem Vorwurf, er
bringe fremde Götter, klingt wahrscheinlich die Beschuldigung
wieder, die einst gegen Sokrates erhoben worden war3. Fürwahr,
1938, §§ 5. 13. 14. Ernst Hoffmann weist mich darauf hin, daß bezeichnender-
weise Nikolaus von Cues seine Schrift De quaerendo Deum mit dem Hinweis
auf das ζητεΐν der Areopagrede beginnt.
1 ή λέγειν τε ή άκούειν καινότερον. Norden Agnostos Theos, 334 f.
hat eine Menge von Belegen für den Komparativgebrauch bei „etwas Neues“
gegeben und den entsprechenden Nachweis auch für λέγειν ή άκούειν er-
bracht.
2 So versuche ich die hier wahrscheinlich maßgebende Bedeutung von
σπερμολόγος zu verdeutschen: gemeint ist einer, der die gängigen Schlag-
worte auf dem Markt aufpickt wie eine Saatkrähe, und dann in scheinbar
klugem Geschwätz verwendet; vgl. Eusthatius zu Homer Od. V490 (154753ff.)
und wohl auch Athenaeus Deipnosoph. VIII 344c. Das Wort kann aber auch
einfach „Schwätzer“ bedeuten (Demosthenes XVIII 127 neben περίτριμμ’
άγορας). Vgl. dazu Norden, Agnostos Theos 333 und vor allem Ed. Meyer,
Ursprung und Anfänge des Christentums III 91 Anm.
3 Vgl. Act. 17, 18 ξένων δαιμόνιων δοκεΐ καταγγελεύς είναι mit Xeno-
phon, Commentarii I 1 x αδικεί Σωκράτης ους μέν ή πόλις νομίζει θεούς ού νομί-
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monarchianischen, sondern auch des arianischen Streits, der von
der Behauptung des άγέννητον είναι, für Gott seinen Ausgang nahm.
All diese theologischen Kämpfe sind nicht denkbar ohne die philo-
sophisch-hellenistische Umbildung des Gottesgedankens. Erstes
Anzeichen dieser Umbildung aber — mitten im Neuen Testament
— ist die Areopagrede.
V.
Mitten im Neuen Testament — darin liegt ein weiteres Pro-
blem, ein Problem literarischer Art. Wenn die Areopagrede ein
Fremdling ist im Neuen Testament, ist sie dann etwa auch ein
Fremdkörper in dem Buch der Apostelgeschichte, geschaffen von
einem Bearbeiter, dessen Spuren man an allen möglichen Stellen
des Werkes zu erkennen hat ?
Die Bede steht innerhalb eines Berichts vom Auftreten des
Paulus in Athen, der ebenfalls als einzigartig bezeichnet werden
darf, vor allem wegen seiner Schilderung der Athener; bei keiner
Missionsstation des Paulus hat der Verf. ein so farbenreiches Bild
der zu Missionierenden gegeben. Agora und Areopag, Epikureer
und Stoiker werden erwähnt. Die Athener werden in attizistischen
Wendungen beschrieben als Leute, die „für nichts anderes Zeit
haben als immer Neues zu reden oder zu hören“* 1; den Apostel
Paulus nennen sie — und auch dies scheint bezeichnend für die
Αττικοί zu sein -— einen Klugschwätzer2, und in dem Vorwurf, er
bringe fremde Götter, klingt wahrscheinlich die Beschuldigung
wieder, die einst gegen Sokrates erhoben worden war3. Fürwahr,
1938, §§ 5. 13. 14. Ernst Hoffmann weist mich darauf hin, daß bezeichnender-
weise Nikolaus von Cues seine Schrift De quaerendo Deum mit dem Hinweis
auf das ζητεΐν der Areopagrede beginnt.
1 ή λέγειν τε ή άκούειν καινότερον. Norden Agnostos Theos, 334 f.
hat eine Menge von Belegen für den Komparativgebrauch bei „etwas Neues“
gegeben und den entsprechenden Nachweis auch für λέγειν ή άκούειν er-
bracht.
2 So versuche ich die hier wahrscheinlich maßgebende Bedeutung von
σπερμολόγος zu verdeutschen: gemeint ist einer, der die gängigen Schlag-
worte auf dem Markt aufpickt wie eine Saatkrähe, und dann in scheinbar
klugem Geschwätz verwendet; vgl. Eusthatius zu Homer Od. V490 (154753ff.)
und wohl auch Athenaeus Deipnosoph. VIII 344c. Das Wort kann aber auch
einfach „Schwätzer“ bedeuten (Demosthenes XVIII 127 neben περίτριμμ’
άγορας). Vgl. dazu Norden, Agnostos Theos 333 und vor allem Ed. Meyer,
Ursprung und Anfänge des Christentums III 91 Anm.
3 Vgl. Act. 17, 18 ξένων δαιμόνιων δοκεΐ καταγγελεύς είναι mit Xeno-
phon, Commentarii I 1 x αδικεί Σωκράτης ους μέν ή πόλις νομίζει θεούς ού νομί-