Metadaten

Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 2. Abhandlung): Paulus auf dem Areopag — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41997#0016
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

Martin Dibelius:

Die Beziehungen des einleitenden Motivs, der Anknüpfung an die
Inschrift eines Altars, sind von Eduard Norden1 nach verschie-
denen Richtungen untersucht worden. In der kritischen Diskussion
mit ihm2 wurden die Fragen, wen diese Altarinschrift meine und
welche Bedeutung ihr hier zukomme, weiter geklärt. Das Ergebnis
der Debatte kann in wenigen Sätzen zusammengefaßt werden.
1) Eine Altar-Inschrift „Einem unbekannten Gott“ oder auch
„Dem unbekannten Gott“ ist uns nicht überliefert. Dagegen ist
literarisch3 und wahrscheinlich auch inschriftlich4 bezeugt, daß es
auf der Straße von Phaleron nach Athen, in Olympia und vielleicht
auch in Pergamon Altäre gegeben hat, die „unbekannten Göttern“
geweiht waren.
Hervorzuheben ist, daß auch christliche Schriftsteller, die die
Apostelgeschichte kennen5, die Inschrift in der pluralischen Form
zitieren, also nicht nur aus der Areopagrede von ihr wissen6.
1 Norden, Agnostos Theos (1913), 31—56.
2 Reitzenstein, Neue Jahrb. f. d. klass. Altertum 1913, 147. 394ff.;
W. W. Jaeger, Gött. gel. Anz. 1913, 606if.; Weinreich, Dt. Lit.-Ztg. 1913.
2953f.; Harnack, Ist die Rede des Paulus in Athen ein ursprüngl. Bestand-
teil der Apg. ? (Texte u. Unters. 39), 1913; Corssen, Ztschr. f. neutestamentl.
Wiss. 1913, 309ff.; Birt, Rhein. Museum f. Philol. 1914, 342ff.; Plüss, Fest-
gabe f. Hugo Blümner, 1914, 36ff. (dazu meine Anzeige, Wochenschr. f. klass.
Philol. 1915, 108f.); Weinreich, Arch. f. Relig. Wiss. 1915,1 ff.; Ed. Meyer,
Hermes 1917, 371 ff.; Zahn, Die Apostelgesch. des Lukas (Kommentar), 1919,
870—882; Wikeniiauser, Die Apostelgesch. und ihr Geschichtswert, 1921,
369—390; Lake, The Beginnings of Christianity I, vol. V, 1933, 240—246.
3 Pausanias 11, 4 (auf dem Weg von Phaleron nach Athen) βωμοί θεών
τε όνομαζομένων άγνωστων καί ηρώων καί παίδων των Θήσεως καί Φαλήρου; Pau-
-sanias V 14, 8 (Olympia).
4 θεοΐς άγ(νώστοις?) Καπίτ(ων) δαδοΰχο(ς) Altarinschrift in Pergamon
(Hepding, Athen. Mitteilungen 35, 1910, 454ff.; Deissmann, Paulus2, 226ff.).
5 Tertullian Ad nationes II 9 nam et Athenis ara est inscripta: ignotis
■deis und Adv. Marcionem I 9 invenio plane ignotis deis aras prostitutas, sed
Altica idololatria est . . Hieronymus Comment. in Titum 1, 12, VII 707
Vallarsi nach dem Zitat Act. 17, 23: inscriptio autem arae non ita erat, ut
Paulus asseruit, 'ignoto deo\ sed ita: cDiis Asiae et Europae et Africae düs
ignotis et peregrinis’; Didymus-Fragment bei Mai Nova Bibliotheca Patrum
IY 2, 139 zu II. Kor. 10, 5: ουτω γάρ τό Άθήνησιν άνακείμενον βωμώ επίγραμμα
έμφαΐνον πολλών θεών νόημα έλκύσας ό ταΰτα γραφών μετήνεγκεν εις τον μόνον
αληθινόν θεόν ....
6 Bornhäuser, Studien zur Apostelgeschichte, 1934, 143, ist der Mei-
nung, es handele sich um einen Jahve-Altar. Das Wort εύσεβεΐν verrate,
daß allein der (im Sinn des Paulus) rechtmäßige Gott gemeint sein könne!
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften