Paulus auf dem Areopag.
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in Athen. Erst recht konnte er, falls er gehört hatte, in Athen
errichte man unbekannten Göttern Altäre (also die uns bei Philo-
stratus aufbewahrte Wendung, s. oben S. 18) meinen, der einzelne
Altar gehöre auch einem einzelnen unbekannten Gott.
Für den Areopagredner aber ist einzig der singularische Text
der Inschrift brauchbar, denn ihm gilt sie als Zeugnis für das un-
bewußte Ahnen des wahren Gottes bei den Athenern. Und nun
kann er sofort bei der Verkündigung dieses Gottes einsetzen. Sie
geschieht in alttestamentlichem Stil und proklamiert zunächst die
im Volk Israel seit den Propheten und dem Deuteronomium ver-
kündete Einsicht, daß der Schöpfer der Welt, der Herr des Him-
mels und der Erde nicht in Tempeln wohne. Alttest am entlieh ist
dabei die Prädikation Gottes als des Schöpfers; nicht alttestament-
lich, sondern hellenistisch ist es, wenn im ersten Glied κόσμος ge-
sagt wird, wo das Alte Testament von Himmel und Erde reden
würde1. Alttestamentlich, wenn auch erst spät alttestamentlich ist
der Gedanke, daß Gott nicht in Tempeln wohnt; nicht alttesta-
mentlich ist es, wenn das Wort χειροποίητος hier auf Tempel an-
gewandt wird, während die griechische Bibel es von den Götzen
braucht. Wohl aber entspricht die darin liegende Kritik an jedem
Tempel, auch dem in Jerusalem, dem hellenistischen Denken über
Gott — und so ist das Wort auch hei Philo und in der Apostel-
geschichte selbst (7, 48) von Tempeln gebraucht2 * *.
Das erste Motiv der Rede beruht also auf alttestamentlichen
Gedanken, die in modernisierter hellenistischer Sprache ausgedrückt
werden. Ein Heraustreten aus dem alttestamentlichen Gedanken-
kreise zeigt nun die Fortsetzung: Gott läßt sich nicht von Men-
schenhänden bedienen als ob er etwas brauche. Bei dem Dienst
Gottes ist hier zweifellos nicht an das Gebet gedacht, sondern an
die kultische Pflege und Aufwartung, an jegliche Art Tempeldienst.
Dieser Gebrauch des Wortes Αεραπεύω aber ist der griechischen
1 Das Alte Testament redet — mit Ausnahme der Stelle Ps. 49, 2 — nicht
von „Welt“. Infolgedessen steht κόσμος "Welt5 in der LXX nur in den eigent-
lich griechischen Büchern (Sapientia und Makkabäer).
2 Auch Philo braucht das Wort zur Bezeichnung der Götzen (Vita Mosis
I 303; II 165. 168). Aber bei der einzigen Anwendung auf das Heiligtum,
die Stiftshütte (Vita Mos. II 88), empfindet man die Kritik im Sinn des Dua-
lismus — alles Menschliche relativ, das Eigentliche allein bei Gott: Ιερόν
χειροποίητον κατασκευάζοντας τω πατρί καί ήγεμόνι του παντός. Auch Oracula
Sibyll. XIV 62 werden ναοί χειροποίητοι erwähnt.
2*
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in Athen. Erst recht konnte er, falls er gehört hatte, in Athen
errichte man unbekannten Göttern Altäre (also die uns bei Philo-
stratus aufbewahrte Wendung, s. oben S. 18) meinen, der einzelne
Altar gehöre auch einem einzelnen unbekannten Gott.
Für den Areopagredner aber ist einzig der singularische Text
der Inschrift brauchbar, denn ihm gilt sie als Zeugnis für das un-
bewußte Ahnen des wahren Gottes bei den Athenern. Und nun
kann er sofort bei der Verkündigung dieses Gottes einsetzen. Sie
geschieht in alttestamentlichem Stil und proklamiert zunächst die
im Volk Israel seit den Propheten und dem Deuteronomium ver-
kündete Einsicht, daß der Schöpfer der Welt, der Herr des Him-
mels und der Erde nicht in Tempeln wohne. Alttest am entlieh ist
dabei die Prädikation Gottes als des Schöpfers; nicht alttestament-
lich, sondern hellenistisch ist es, wenn im ersten Glied κόσμος ge-
sagt wird, wo das Alte Testament von Himmel und Erde reden
würde1. Alttestamentlich, wenn auch erst spät alttestamentlich ist
der Gedanke, daß Gott nicht in Tempeln wohnt; nicht alttesta-
mentlich ist es, wenn das Wort χειροποίητος hier auf Tempel an-
gewandt wird, während die griechische Bibel es von den Götzen
braucht. Wohl aber entspricht die darin liegende Kritik an jedem
Tempel, auch dem in Jerusalem, dem hellenistischen Denken über
Gott — und so ist das Wort auch hei Philo und in der Apostel-
geschichte selbst (7, 48) von Tempeln gebraucht2 * *.
Das erste Motiv der Rede beruht also auf alttestamentlichen
Gedanken, die in modernisierter hellenistischer Sprache ausgedrückt
werden. Ein Heraustreten aus dem alttestamentlichen Gedanken-
kreise zeigt nun die Fortsetzung: Gott läßt sich nicht von Men-
schenhänden bedienen als ob er etwas brauche. Bei dem Dienst
Gottes ist hier zweifellos nicht an das Gebet gedacht, sondern an
die kultische Pflege und Aufwartung, an jegliche Art Tempeldienst.
Dieser Gebrauch des Wortes Αεραπεύω aber ist der griechischen
1 Das Alte Testament redet — mit Ausnahme der Stelle Ps. 49, 2 — nicht
von „Welt“. Infolgedessen steht κόσμος "Welt5 in der LXX nur in den eigent-
lich griechischen Büchern (Sapientia und Makkabäer).
2 Auch Philo braucht das Wort zur Bezeichnung der Götzen (Vita Mosis
I 303; II 165. 168). Aber bei der einzigen Anwendung auf das Heiligtum,
die Stiftshütte (Vita Mos. II 88), empfindet man die Kritik im Sinn des Dua-
lismus — alles Menschliche relativ, das Eigentliche allein bei Gott: Ιερόν
χειροποίητον κατασκευάζοντας τω πατρί καί ήγεμόνι του παντός. Auch Oracula
Sibyll. XIV 62 werden ναοί χειροποίητοι erwähnt.
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