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Martin Dibelius:
Dichterzitate vorbereiten. Immerhin ist diese Beziehung nicht ge-
sichert, da nicht auszumachen ist, ob σπερμολόγος hier gerade die
spezielle Bedeutung des Schlagwortjägers haben soll. Deutlich
aber ist und ausdrücklich 17, 18 gesagt, daß die Erwähnung frem-
der Götter die Bede vorbereiten soll. Paulus predigt, so ist die Mei-
nung der Athener, von 5Ιησούς und von der 3Ανάστασής; dabei wird
diese offenbar als Göttin verstanden, und so erklärt sich die Be-
hauptung, er verkündige ξένα δαιμόνια. Es ist kein Zufall, daß
die Areopagrede dann in der Erwähnung Jesu und seiner Auf-
erstehung gipfelt, also das Motiv von 17, 18 wieder aufnimmt1.
Die Verse 17, 20 und 21 bereiten die Bede unmittelbar vor;
sie zeigen, daß die Athener durch Fremdes, also auch durch die
Verkündigung fremder Gottheiten, nicht abgestoßen, sondern an-
gelockt werden. Darum veranlassen sie den Apostel, nachdem sie
ihn auf der Agora gehört haben, nun noch einmal seine fremdartige
Lehre vorzutragen, und wählen dazu eine erlauchte Tribüne, den
Areopag: έπιλαβόμεκοι δέ αύτοΰ έπί τον ’Άρειον πάγον ήγαγον (17, 19)
-— σταθείς δέ Παύλος έν μέσω του Άρείου πάγου (17, 22).
Freilich ist die hier vorausgesetzte Auffassung dieser Worte
nicht unbestritten. Durch Ernst Curtius2 und Sir William
Kam say3 ist die Ansicht zu weiter Geltung gelangt, der Verf. der
Apostelgeschichte meine gar nicht „die heilige Malstätte auf dem
Felshügel“, sondern er bezeichne mit Areopag die Behörde, die ihr
Geschäftslokal in der Stoa Basileios hatte4; also auf der Agora;
man habe sich ihre Sessel im Halbkreis aufgestellt zu denken, so
daß Paulus zwar έν μέσω του Άρείου πάγου stehen, aber „doch über
den Marktraum hin der Menge vernehmbar sein“ konnte. In der
Tat scheint die Behörde des Areopag in späterer Zeit andere als
richterliche Befugnisse gehabt zu haben, und Aufsicht über die reli-
giösen Angelegenheiten gehörte wahrscheinlich zu diesen Befug-
1 Auch hier ist wieder eine kleine Spannung zwischen Bericht und Rede
(s. oben S. 45) festzustellen; nach dem Bericht hat man den Eindruck, daß
Jesus und die Auferstehung der Toten die ITauptthemen der Verkündigung*
seien; die Rede erwähnt Jesus nur am Ende, und ohne Namen, und statt
der Totenauferstehung hören wir nur von der Auferstehung Jesu.
2 Stadtgeschichte von Athen (1891), 262; Sitzungsberichte der Berliner
Akademie 1893, 9261
3 Ramsay, Paulus in der Apostelgeschichte (deutsche Ausgabe von
St. Paul, The Traveller and Roman Citizen 1896), 1898, 199ff.; The Bearing*
of Recent Discovery on the Trustworthiness of the New Testament 101—105.
4 Vgl. Ernst Curtius, Stadtgeschichte von Athen 167. 94.
Martin Dibelius:
Dichterzitate vorbereiten. Immerhin ist diese Beziehung nicht ge-
sichert, da nicht auszumachen ist, ob σπερμολόγος hier gerade die
spezielle Bedeutung des Schlagwortjägers haben soll. Deutlich
aber ist und ausdrücklich 17, 18 gesagt, daß die Erwähnung frem-
der Götter die Bede vorbereiten soll. Paulus predigt, so ist die Mei-
nung der Athener, von 5Ιησούς und von der 3Ανάστασής; dabei wird
diese offenbar als Göttin verstanden, und so erklärt sich die Be-
hauptung, er verkündige ξένα δαιμόνια. Es ist kein Zufall, daß
die Areopagrede dann in der Erwähnung Jesu und seiner Auf-
erstehung gipfelt, also das Motiv von 17, 18 wieder aufnimmt1.
Die Verse 17, 20 und 21 bereiten die Bede unmittelbar vor;
sie zeigen, daß die Athener durch Fremdes, also auch durch die
Verkündigung fremder Gottheiten, nicht abgestoßen, sondern an-
gelockt werden. Darum veranlassen sie den Apostel, nachdem sie
ihn auf der Agora gehört haben, nun noch einmal seine fremdartige
Lehre vorzutragen, und wählen dazu eine erlauchte Tribüne, den
Areopag: έπιλαβόμεκοι δέ αύτοΰ έπί τον ’Άρειον πάγον ήγαγον (17, 19)
-— σταθείς δέ Παύλος έν μέσω του Άρείου πάγου (17, 22).
Freilich ist die hier vorausgesetzte Auffassung dieser Worte
nicht unbestritten. Durch Ernst Curtius2 und Sir William
Kam say3 ist die Ansicht zu weiter Geltung gelangt, der Verf. der
Apostelgeschichte meine gar nicht „die heilige Malstätte auf dem
Felshügel“, sondern er bezeichne mit Areopag die Behörde, die ihr
Geschäftslokal in der Stoa Basileios hatte4; also auf der Agora;
man habe sich ihre Sessel im Halbkreis aufgestellt zu denken, so
daß Paulus zwar έν μέσω του Άρείου πάγου stehen, aber „doch über
den Marktraum hin der Menge vernehmbar sein“ konnte. In der
Tat scheint die Behörde des Areopag in späterer Zeit andere als
richterliche Befugnisse gehabt zu haben, und Aufsicht über die reli-
giösen Angelegenheiten gehörte wahrscheinlich zu diesen Befug-
1 Auch hier ist wieder eine kleine Spannung zwischen Bericht und Rede
(s. oben S. 45) festzustellen; nach dem Bericht hat man den Eindruck, daß
Jesus und die Auferstehung der Toten die ITauptthemen der Verkündigung*
seien; die Rede erwähnt Jesus nur am Ende, und ohne Namen, und statt
der Totenauferstehung hören wir nur von der Auferstehung Jesu.
2 Stadtgeschichte von Athen (1891), 262; Sitzungsberichte der Berliner
Akademie 1893, 9261
3 Ramsay, Paulus in der Apostelgeschichte (deutsche Ausgabe von
St. Paul, The Traveller and Roman Citizen 1896), 1898, 199ff.; The Bearing*
of Recent Discovery on the Trustworthiness of the New Testament 101—105.
4 Vgl. Ernst Curtius, Stadtgeschichte von Athen 167. 94.