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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 2. Abhandlung): Paulus auf dem Areopag — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41997#0051
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Paulus auf dem Areopag.

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beide sollen Proben dessen geben, was Lukas, etwa um 90 schrei-
bend, als Muster christlicher Verkündigung an heidnische Zuhörer
ansieht, beide Redestücke erweisen sich als Werk des Verfassers
der Apostelgeschichte auch dadurch, daß der Rückweg von der
Rede zur Erzählung nicht ohne Schwierigkeit gewonnen wird. Die
Ansprache in Lystra erfolgt in dem dramatischsten Augenblick
einer Regebenheit, die in Form einer selbständigen Erzählung dar-
gestellt wird. Diese Erzählung beginnt 14, 8* 1 und berichtet, wie
infolge einer geglückten Heilungstat Paulus und Rarnabas in Lystra
als Götter verehrt werden sollen. Diese so bezeichnende und leben-
dige Erzählung hat einen anderen Schluß verdient und ursprüng-
lich auch gehabt als die Worte, die jetzt in 14, 18 zu lesen sind:
„und mit solchen Worten brachten sie die Leute kaum davon ab,
ihnen zu opfern“. Hier hat die Einschaltung des Redestücks offen-
bar den ursprünglichen Schluß verdrängt. In ähnlich farbloser
Weise aber heißt es am Schluß der Areopagrede 17, 33: ούτως 6
Παύλος έξήλθεν έκ μέσου αυτών „so verließ Paulus ihren Kreis“.
„So“ — das kann sich auf die vorher angedeuteten Meinungs-

den Jahresordnung· passen — dies schlägt Cadbury, Journal of Biblical Lite-
rature 1925, 219lf. vor; er verweist zur Begründung auf die Vorliebe des
Lukas für Doppelausdrücke gleicher Bedeutung. Ein solcher Doppelausdruck
ist vielleicht auch τροφή καί ευφροσύνη. Und auch dies mag wieder durch die
LXX bedingt sein, die an mehreren Stellen ευφροσύνη mit Essen und Trinken
in Beziehung setzt (Judith 12, 13. Eccl. 9, 7. Sir. 9, 10. 31, 28), ja in Ps. 4, 8
Nahrungsaufnahme und Empfang von ευφροσύνη geradezu parallelisiert (εδω-
κας εύφροσύνην εις τήν καρδίαν μου' άπο κάψου σίτου καί οίνου καί έλαίου
αύτών έπληθ-ύνθησαν, vgl. noch Is. 25, 6 πίονται εύφροσύνην. Lediglich aus
diesem Sprachgebrauch scheint sich die sonst sehr auffällige Verbindung zu
erklären, nach der Gott die Herzen der Menschen „mit Nahrung und Froh-
sinn erfüllt hat“, d. h. — durchaus im Sinne alttestamentlicher Gedanken —
durch Essen und Trinken ihr Herz fröhlich gemacht hat. Nur sind diese
Gedanken anderer Herkunft eingeordnet in den stoischen Gottesbeweis: Gott
hat sich bezeugt durch sinnvolle Ordnung des menschlichen Lebens; also
könnten die Menschen ihn erkennen.
1 Dieser Anfang der ursprünglich selbständigen Geschichte ist in der
Tat noch deutlich zu erkennen. Das Itinerar, das der Reise-Erzählung zu-
grunde liegt (s. oben S. 48), hat in 14, 6 die Reise durch lykaonische Städte
berichtet und dabei nach der Station Lystra bereits die nächste Station Derbe
genannt. Nun schaltet Lukas von 14, 8 an die Geschichte von dem Lahmen
in Lystra ein, muß den Leser also noch einmal an die vorletzte Station der
Reise zurückführen. Der von D vertretene Text, immer darauf bedacht, Nähte
unsichtbar zu machen, hat ganz folgerichtig in 14, 8 die Worte έν Λύστροις
ausgelassen.
 
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