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Nikolaus [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0024
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Josef Koch, Cusanus-Texte: I. Predigten, 7.
suchung von Th.-M. Charland über die Artes praedicandi* 1, die
uns erstmalig eingehend zeigt, welche Regeln für den Aufbau der
thematischen Predigt seit dem 13. Jahrhundert in Geltung
waren. In großen Zügen waren es folgende2:
1. An der Spitze der Predigt muß ein Thema aus der Bibel oder Liturgie
stehen, das geeignet ist, den Stoff für die ganze Predigt zu liefern, also nicht
nur irgendwie „Vorspruch“ ist.
2. Dann folgt die Bitte um den göttlichen Beistand (auch in der
Form der Anrufung Marias). Diese Bitte kann sich entweder unmittelbar
an das Thema anschließen oder mit diesem durch das Pro- oder Antethema
verbunden sein. Dieses ist entweder ein zweites Thema, das mit dem ersten
nach bestimmten Regeln verbunden ist, oder es wird selbst aus dem ersten
abgeleitet3.
3. Nach der Bitte um Gnade wird das Thema erneut genannt und ein-
geführt (introductio thematis). Diese Einführung kann vermittels einer
Erzählung erfolgen, an deren Schluß das Thema als Bestätigung des Gesagten
steht, oder vermittels eines Beweises, in dem es den Schluß bildet. Die intro-
ductio hat also die Aufgabe, den Zuhörern den Sinn des Themas klarzumachen.
4. Unmittelbar schließt sich die Einteilung des Themas an. Für sie
gilt die Regel: zwei, drei oder höchstens vier Teile. Faktisch hatte aber die
Dreiteilung den Vorzug. Die einzelnen Glieder müssen mit andern Worten
als jenen des Themas formidiert werden; dabei ist besonders auf den Gleich-
klang der entscheidenden Worte wenigstens in einer Silbe und einen gefälligen

berger Universität 1416/17 Vorlesungen über Rhetorik gehört hat. Die aus
dem Besitz des Marcellus Geist (vgl. Pred. 6, S. 188ff.) stammende Hs. 556
der Mainzer Stadtbibliothek gibt eine Vorstellung davon, wie in Heidelberg
die Rhetorik doziert wurde. Näheres darüber an anderer Stelle. — Auch
später hat Cu sanus noch ein sehr großes Interesse an der Kunst der Bered-
samkeit gehabt, wie vor allem die Entgegennahme der Widmung des Werkes
Gosswins von Haers (oder Hex) zeigt; vgl. Hs. 172 der Hospitalsbibliothek
in Cues.
1 Th.-M. Charland, O. P., Artes Praedicandi. Contribution ä l’hist. de
la rhetorique au moyen äge (Publications de l’institut d’etudes medievales
d’Ottawa T. VII), Paris-Ottawa 1936. Charland bietet im ersten Teil einen
sehr nützlichen Katalog der einschlägigen Autoren und ihrer Werke, im zweiten
Teil eine Analyse der Predigttheorie. Sie stützt sich im wesentlichen auf die
im dritten Teil edierten Traktate des Robert von Basevorn und des Thomas
Waleys. Die einseitige Wahl zweier englischer Autoren wird dadurch wett
gemacht, daß Basevorn gern die Verschiedenheit des in Oxford und Paris
Üblichen hervorhebt. Vgl. auch E. Gilson, Michel Menot et la technique
du sermon medieval, Revue d’hist. frang. 2 (1925), S. 301 ff., und H. v. Grey-
erz, Studien zur Kulturgeschichte der Stadt Bern am Ende des Mittelalters,
Archiv des Hist. Vereins des Kantons Bern 35 (1940), S. 285ff.
2 Vgl. Charland, a.a.O., S. 109—226.
3 Der ganze Abschnitt, welcher der Vorbereitung des Gebetes dient,
wird als Prothema bezeichnet.
 
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