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Nikolaus [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0027
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Erstes Hauptstück: Untersuchungen, II. Die Formen der Predigten. 19
9, 61,1 1692 und 275); verwandt damit, aber bei weitem nicht so
lebendig ist die in Frage und Antwort gegebene Vaterunser-Erklä-
rung in Pr. 194.3
Während die thematischen Predigten bis 1449 überwiegen,
bevorzugte Cusanus als Kardinal und Bischof die Homilie. Von
ihrer großen Zahl gibt das Verzeichnis der Predigten nach den
Themata (S. 211 ff.) ein anschauliches Bild. Die homiletisch erklärten
Perikopen sind dort jeweils in Kursivdruck angegeben. Die Homilie
empfahl sich für die Legationsreise schon aus praktischen Gründen.
Hier fehlte die Zeit, große thematische Predigten auszuarbeiten.
Zudem ermöglichte es die mit der Homilie gegebene größere Be-
wegungsfreiheit, schneller mit den Zuhörern in Kontakt zu kom-
men und ihnen die Belehrungen und Ermahnungen zu geben, die
der Legat für notwendig erachtete, ln der Brixener Zeit hat er
dann die Homilie ganz bewußt gepflegt, und zwar zweifellos aus
der Überzeugung heraus, daß die Predigt gar nicht eng genug mit
dem Wort Gottes in der Hl. Schrift verbunden sein kann. Pr. 2714
gibt eine gute Vorstellung davon, wie Cusanus die Homilie in
Brixen gestaltete. Die Theorie unterscheidet analytische und syn-
thetische Homilie5. Jene erklärt den Text einer Perikope Satz für
Satz, diese ordnet deren Teile nach bestimmten, dem Text ent-
nommenen Gesichtspunkten. Cusanus übte beide Methoden, wie
man sich besonders gut an den Pr. 32 und 249 klarmachen kann.
Jene enthält eine synthetische Homilie über Matth. 9, 18—26,
diese erklärt dieselbe Perikope analytisch.
An dritter Stelle finden wir nun auch Collationes unter den
Entwürfen. Jedoch muß man sich darüber im klaren sein, daß
Collatio im spätem Mittelalter verschiedenes bedeutet: erstens
einen erbaulichen Vortrag zur Förderung des geistlichen Lebens,
der am Nachmittag oder Abend in den Klöstern gehalten wurde.
1 Der Dialog ist hier nicht mit der Predigt verbunden, sondern folgt ihr
in den Hss. (sog. Dialogus devotus). In den Ausgaben ist er ganz von der
Pr. 61 getrennt und vor die Excitationes gesetzt. Die hs.liehe Überlieferung
zeigt aber einhellig, daß er zu dieser Pr. gehört.
2 Dieser Dialog ist in den Anfängen stecken geblieben.
3 Fr. A. Scharpff, Der Cardinal und Bischof Nicolaus von Cusa, 1871,
S. 265, hat die Bedeutung der Dialoge für die Würdigung der Predigten
bereits stark betont und vier von ihnen übersetzt. Vgl. die Angaben bei
Pr. 4, 9, 61 und 275.
4 Vgl. Pred. 2/5, S. 118ff.
a Vgl. Fr. Schubert, Grundzüge der Homiletik, 3. Auf]. 1934, S. 60.

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