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Heinz Götze
domes und die Kathedralen von Bosra, von Kal’at Sem’än und San
Vitale bestimmt, wurde zur symbolischen Grundgestalt eines pro-
grammatischen Bauwerkes, entworfen in mathematisch-geomet-
rischer Reinheit, die nicht zu übertreffen ist und nie - weder vorher
noch nachher - übertroffen worden ist.
Man mag in diesem Zusammenhang auch an die Deutung des
Felsendomes erinnern als eines monumentalen architektonischen
Zeugnisses der religiösen Legitimation des Islam - die Parallele
liegt nahe, in Castel del Monte ein architektonisches Symbol der
Pax Augusta im Verständnis Friedrichs II. zu sehen.
Schließlich muß auch an das Aachener Oktogon41, die Pfalz-
kapelle Karls des Großen, gedacht werden, eines Zentralbaus,
ebenfalls nach byzantinischen Vorbildern (San Vitale, Ravenna).
Wir wissen, daß Friedrich II. vom Erlebnis der Kaiserkrönung
tief beeindruckt war. Die innere Verbindung mag besonders stark
empfunden worden sein angesichts des von seinem Großvater
Friedrich I. Barbarossa nach 1165 für die Pfalzkapelle gestifteten
achteckigen Leuchters mit 8 Toren, 8 Türmen und 48 Lichtern
(Abb. 25).
In der Weihinschrift dieses Leuchters heißt es:
„Friedrich, des römischen Reiches katholischer Kaiser, ge-
lobte - mit dem Geheiß zu beachten, daß Zahl und Gestalt
mit den Maßen hier des erhabenen Tempels harmonisch sich
einend ergänzen, - diese Lichterkrone - achteckig - als fürst-
liche Gabe!. . .“
Bemerkenswert ist der ausdrückliche Hinweis auf die achteckige
Form! Wahrscheinlich war mit dem Hinweis auf Maß und Zahl
Bezug genommen auf die Weihinschrift des Oktogons selbst, in der
es heißt:
„Sind die lebendigen Steine zur Einheit friedlich verbunden,
stimmen im jeglichem Teil Zahl und Maß überein, so wird
leuchten das Werk des Herrn, der die Halle geschaffen,. . .“
Schließlich sei noch an die keiner anderen Krone eigenen acht-
eckige Gestalt der Reichskrone erinnert42. Christliche Eschatologie
41 Kunstdenkmäler der Stadt Aachen, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz,
Bd. I, Das Münster zu Aachen, S. 41, Fig. 18, S. 76, Fig. 30; Tafeln I und VI.
42 R. Staats, Theologie der Reichskrone, Stuttgart, 1976. Seine Bemerkungen zu
Castel del Monte erscheinen verfehlt, weil er gelegentliche Interpretationen
dieses Baus als Lustschloß bedenkenlos übernommen hat (S. 30).
Heinz Götze
domes und die Kathedralen von Bosra, von Kal’at Sem’än und San
Vitale bestimmt, wurde zur symbolischen Grundgestalt eines pro-
grammatischen Bauwerkes, entworfen in mathematisch-geomet-
rischer Reinheit, die nicht zu übertreffen ist und nie - weder vorher
noch nachher - übertroffen worden ist.
Man mag in diesem Zusammenhang auch an die Deutung des
Felsendomes erinnern als eines monumentalen architektonischen
Zeugnisses der religiösen Legitimation des Islam - die Parallele
liegt nahe, in Castel del Monte ein architektonisches Symbol der
Pax Augusta im Verständnis Friedrichs II. zu sehen.
Schließlich muß auch an das Aachener Oktogon41, die Pfalz-
kapelle Karls des Großen, gedacht werden, eines Zentralbaus,
ebenfalls nach byzantinischen Vorbildern (San Vitale, Ravenna).
Wir wissen, daß Friedrich II. vom Erlebnis der Kaiserkrönung
tief beeindruckt war. Die innere Verbindung mag besonders stark
empfunden worden sein angesichts des von seinem Großvater
Friedrich I. Barbarossa nach 1165 für die Pfalzkapelle gestifteten
achteckigen Leuchters mit 8 Toren, 8 Türmen und 48 Lichtern
(Abb. 25).
In der Weihinschrift dieses Leuchters heißt es:
„Friedrich, des römischen Reiches katholischer Kaiser, ge-
lobte - mit dem Geheiß zu beachten, daß Zahl und Gestalt
mit den Maßen hier des erhabenen Tempels harmonisch sich
einend ergänzen, - diese Lichterkrone - achteckig - als fürst-
liche Gabe!. . .“
Bemerkenswert ist der ausdrückliche Hinweis auf die achteckige
Form! Wahrscheinlich war mit dem Hinweis auf Maß und Zahl
Bezug genommen auf die Weihinschrift des Oktogons selbst, in der
es heißt:
„Sind die lebendigen Steine zur Einheit friedlich verbunden,
stimmen im jeglichem Teil Zahl und Maß überein, so wird
leuchten das Werk des Herrn, der die Halle geschaffen,. . .“
Schließlich sei noch an die keiner anderen Krone eigenen acht-
eckige Gestalt der Reichskrone erinnert42. Christliche Eschatologie
41 Kunstdenkmäler der Stadt Aachen, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz,
Bd. I, Das Münster zu Aachen, S. 41, Fig. 18, S. 76, Fig. 30; Tafeln I und VI.
42 R. Staats, Theologie der Reichskrone, Stuttgart, 1976. Seine Bemerkungen zu
Castel del Monte erscheinen verfehlt, weil er gelegentliche Interpretationen
dieses Baus als Lustschloß bedenkenlos übernommen hat (S. 30).