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Götze, Heinz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 2. Abhandlung): Castel del Monte: Gestalt, Herkunft u. Bedeutung; vorgetragen am 14. Jan. 1984 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47813#0047
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Castel del Monte

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(7,83 m) im Innenhoffestzustellen (s. Abb. 16), um dem Portalflügel
mehr Gewicht zu verleihen. Daraus ergibt sich eine Verringerung
des Maßes der Hofseite des Westflügels (7,27 m)40. Das waren
jedoch nachträgliche - und relativ geringfügige - Abänderungen
der rein geometrisch konstruierten Grundfigur. Auch bei den seit
dem XIX. Jhdt. vorgenommenen Restaurierungsarbeiten können
kleine Maßabweichungen verursacht worden sein.
Eine nachträgliche Abweichung von der exakt konstruierten
Meßfigur ist interessanterweise auch beim Felsendom feststell-
bar. Dort ist der Säulenkranz des mittleren Achtecks um etwa 3°
aus der Achse gedreht, um dem Eindruck starrer Regelmäßigkeit zu
entgehen. Durch diese geringfügige Drehung konnte der Eintre-
tende in der Portalachse sowohl die nähere als die entferntere Säule
der Rotunde in einem einzigen räumlichen Zusammenhang er-
fassen. In beiden Fällen sind praktisch-ästhetische Gesichtspunkte
maßgebend für geringfügige Abweichungen von der reinen Kon-
struktionsfigur (siehe oben Seite 13).
Deutung
Wir haben gefunden, daß die Grundrißfigur von Castel del Monte
identisch ist mit der Figur des Achtsterns, die wir von frühchrist-
lichen, byzantinischen und muslimischen Bauten kennen - als
Mandala-artige Symbolfigur, als Grundrißgestalt großer Heilig-
tümer, aber auch in vielfältigster ornamentaler Verwendung. Die
Kirche und die Moschee werden als Abbild der Welt und ihrer
Transzendenz zum Göttlichen verstanden. Der Kaiser wählte diese
Grundrißgestalt für Castel del Monte, weil er die für seine Idee des
Imperiums symbolhafte architektonische Form finden wollte. Daß
ihm jene mittelalterliche symbolhafte Sprache und ihre Zeichen
geläufig waren, kann als sicher gelten. Friedrich II. hat die Vor-
stellungen der Kirche als Abbild der Welt auf Castel del Monte
übertragen als Symbol des ihm von Gott verliehenen weltlichen
Imperiums. Der gleiche Achtstern, der den Grundriß des Felsen-
40 Maße nach: D. Leistikow, Burgen und Schlösser in der Capitanata, 1971, und
Krönig, a.a.O. S. 934, Fig. 96. - Die Differenzen der Seitenlängen des Innen-
hofes sind danach nicht so groß wie von Haseloff, a.a.O. S. 222 vermerkt. Vgl.
auch Meckseper, Castel del Monte, a.a.O. S. 231 Anm. 81.
 
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