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Hengel, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1984, 3. Abhandlung): Die Evangelienüberschriften: vorgetragen am 18. Oktober 1981 — Heidelberg: Winter, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.47814#0011
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Die Evangelienüberschriften

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keit der 4 Bücher, d.h. bei oder bald nach ihrer Vereinigung zur
Sammlung kann der Titel aufgekommen sein“6. Eine gewisse Dif-
ferenz zeigt sich lediglich in der zeitlichen Ansetzung dieser Ver-
einigung. Der konservative Zahn vermutet im Interesse eines hohen
Alters des Viererkanons seine Zusammenstellung zwischen 100 und
120, Harnack etwas später zwischen 120 und 140 in Kleinasien.
Auch die Bedeutung des Titels wird von Harnack unter ausdrück-
licher Berufung auf Zahn klar definiert: ,,εύαγγέλιον κατά Μάρκον (sic)
etc. (darf) weder übersetzt werden ... 'die Evangelienschrift, deren
Autor Marcus ist’, noch 'die Evangelienschrift nach der von Marcus
stammenden Überlieferung’, sondern das (nämlich das eine) Evan-
gelium nach der Darstellung des Marcus“. Der Unbekannte, der das
viergestaltige Evangeliencorpus geschaffen haben soll, sei von einem
doppelten Interesse geleitet gewesen, einmal „die Einheit des Evan-
geliums zu markiren“, zum anderen „Evangelienschriften aus der
Feder von Aposteln resp(ektive) von Apostelschülem zu besitzen“7.
Wenden wir uns zunächst der Deutung der Überschriften zu. Im
Vergleich mit den üblichen antiken Buchtiteln klingt εύαγγέλιον κατά
Μαϋΰαΐον ganz ungewöhnlich. Der Autor wird in der Regel im Gene-
tiv vorangesetzt, darauf folgt der Sachtitel: Πλουτάρχου βίοι παρ-
άλληλοι oder Φιλοστράτου βίοι σοφιστών. Die christlichen Autoren
übernehmen diesen Brauch. Für die Bezeichnung des Autorennamens
in Buchtiteln mit κατά und Akkusativ fand ich nur wenige ganz
späte Belege8. Man wird daher in der Präposition κατά mit Akkusa-
6 Th. Zahn, Das Evangelium des Matthäus, 41922, 6.
7 Op. cit. (Anm. 2) 681f.
s In dem häufig als Beispiel zitierten Text 2 Makk 2,13 handelt es sich um keinen
wirklichen Buchtitel. Die dort vorliegende, umständliche Ausdrucksweise deutet
auf ein unbekanntes Apokryphen hin. Vgl. dagegen Corpus Medicorum Graeco-
rum IV (ed. J. Ilberg), 1927, 175: ΙΠΠΟΚΡΑΤΟΥΣ ΓΕΝΟΣ KAI ΒΙΟΣ ΚΑΤΑ
ΣΩΡΑΝΟΝ (Hinweis von W. Speyer) sowie: ΒΙΟΓΡΑΦΟΙ. Vitarum scriptores
Graeci minores (ed. A. Westermann), Braunschweig 1845, 398: Άριστοτέλους βίος
[κατ’ Αμμώνιον], nach anderen κατά Φιλόπονον (Seite XX); beide Zuschreibungen
sind fragwürdig. In den hier genannten zwei Fällen liegen mehrere Biographien
desselben Mannes vor, die verschiedenen Autoren zugeschrieben werden. Eustha-
tius (12. Jh. n.Chr.), Commentarii ad Homeri Iliadem et Odysseam, Tom. II,
Leipzig 1828 (unveränd. Nachdruck Hildesheim 1960), 633 (der ed. rom.) [S. 97,
Z. 3]: έν τή κατ’ Εύριπίδην Φαίδρα; Johannes Lydus (6. Jh. n.Chr.), de magi-
stratibus populi Romani 3,46 (ed. R. Wünsch, 1967, 136, 10-12): ώς ό Πολέμων
έν πέμπτη έξη(γ)ήσεων τής κατά Λουκανδν τον ’Ρωμαΐον έμφυλίου συγγραφής
άπεφήνατο: Hier wird die - ungewöhnliche - Umschreibung nur verwendet,
um den unschönen doppelten Genetiv zu vermeiden.
 
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