Die Evangelienüberschriften
11
Hinzu tritt das Zeugnis der Papyri, das Hamack und Zahn noch
nicht kennen konnten. Wir besitzen aus dem 2. und 3. Jh. zwanzig
z.T. recht fragmentarische Papyri von kanonischen Evangelien. Nur
bei dreien sind die Inscriptiones bzw. Subscriptiones erhalten12:
1. bei P. 66 aus der Zeit um 200 die Inscriptio ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ
ΙΩΑΝΝΗΝ13,
2. bei dem wenig späteren P. 75 die Subscriptio ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ
ΛΟΥΚΑΝ und, nur durch einen kleinen Abstand auf derselben Seite
getrennt, die Inscriptio ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ ΙΩΑΝΝΗΝ14,
3. bei einem Blatt aus den zusammengehörigen Papyri P. 4.64 und 67
mit Fragmenten von Matthäus und Lukas. Es trägt die Aufschrift
ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ ΜΑΘΘΑΙΟΝ15. Vermutlich handelt es sich
um das Titelblatt eines Codex. C. H. Roberts rechnet diesen Papyrus
noch dem 2. Jh. zu16. Das bedeutet aber: die Vorlagen dieser Hand-
schriften reichen auf jeden Fall weit bis ins 2. Jh. zurück.
antiken Buchwesen maßgeblichen Subscriptiones aber bringen bei Mk, Lk und Joh
die Langform. Bei Mt wurde die Subscriptio, vermutlich durch die Nachlässigkeit des
Schreibers, weggelassen.
12 Bei den Papyruscodices wurden Deckblatt und Schlußblatt mit Inscriptio und Sub-
scriptio leicht zerstört, anders als bei der Rolle, wo die Subscriptio innen be-
sonders geschützt war. Die Evangelienpapyri sind - eine frühchristliche Eigenart
(s.u. S. 41f.) - durchweg Codices. Zum Titelblatt beim Codex s. Jürgen Scheele,
Buch und Bibliothek bei Augustinus, Bibliothek und Wissenschaft 12 (1978)
14-114 (22-24.32). Augustin ep. 40,2 an Hieronymus zeigt, wie leicht ein solches
Titelblatt verlorengehen konnte. Es handelte sich um die Schrift des Hieronymus,
de viris illustribus. Dazu H. Lietzmann, Zur Entstehung der Briefsammlung
Augustins, in: Kleine Schriften, I, 1958, 287; vgl. ep. 75,3 und op. cit. 289. Daß
bei der Abschrift von Briefen die Subscriptio weggelassen wurde, was zum Zweifel
an deren Echtheit führte, zeigen ep. 68.72.73.82 (dazu op. cit. 287-289) im Brief-
wechsel mit Hieronymus. Vgl. auch G. Kloeters, Buch und Schrift bei Hieronymus,
Diss. phil. Münster 1957, 160f. 2171Γ. 235ff.
13 V. Martin, Papyrus Bodmer II, Evangile de Jean, BBod V, 1956, pl. 1. S. dazu
K. Aland, Repertorium der griechischen christlichen Papyri. 1. Biblische Papyri,
PTS 18, 1976, 296ff. Zur Datierung s. auch J. van Haelst, Catalogue des papyrus
litteraires juifs et chretiens, Paris 1976, Nr. 426: zwischen 150 und Anfang des
3. Jh.s.
14 R. Kasser/V. Martin, Papyrus Bodmer XIV-XV, BBod I/II, 1961, pl. 61; dazu
K. Aland, op. cit. (Anm. 13) 309f.; J. van Haelst, op. cit. (Anm. 13) Nr. 406.
15 K. Aland, Neue neutestamentliche Papyri II, NTS 12 (1965/66) 193-210 (194);
vgl. K. Aland, op. cit. (Anm. 13) 219.293 und J. van Haelst, op. cit. (Anm. 13)
Nr. 336.403.
16 C. H. Roberts, Manuscript, Society and Belief in Early Christian Egypt, The
Schweich Lectures of the British Academy 1977, London 1979, 8.13 (Nr. 8 -
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Hinzu tritt das Zeugnis der Papyri, das Hamack und Zahn noch
nicht kennen konnten. Wir besitzen aus dem 2. und 3. Jh. zwanzig
z.T. recht fragmentarische Papyri von kanonischen Evangelien. Nur
bei dreien sind die Inscriptiones bzw. Subscriptiones erhalten12:
1. bei P. 66 aus der Zeit um 200 die Inscriptio ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ
ΙΩΑΝΝΗΝ13,
2. bei dem wenig späteren P. 75 die Subscriptio ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ
ΛΟΥΚΑΝ und, nur durch einen kleinen Abstand auf derselben Seite
getrennt, die Inscriptio ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ ΙΩΑΝΝΗΝ14,
3. bei einem Blatt aus den zusammengehörigen Papyri P. 4.64 und 67
mit Fragmenten von Matthäus und Lukas. Es trägt die Aufschrift
ΕΥΑΓΓΕΛΙΟΝ ΚΑΤΑ ΜΑΘΘΑΙΟΝ15. Vermutlich handelt es sich
um das Titelblatt eines Codex. C. H. Roberts rechnet diesen Papyrus
noch dem 2. Jh. zu16. Das bedeutet aber: die Vorlagen dieser Hand-
schriften reichen auf jeden Fall weit bis ins 2. Jh. zurück.
antiken Buchwesen maßgeblichen Subscriptiones aber bringen bei Mk, Lk und Joh
die Langform. Bei Mt wurde die Subscriptio, vermutlich durch die Nachlässigkeit des
Schreibers, weggelassen.
12 Bei den Papyruscodices wurden Deckblatt und Schlußblatt mit Inscriptio und Sub-
scriptio leicht zerstört, anders als bei der Rolle, wo die Subscriptio innen be-
sonders geschützt war. Die Evangelienpapyri sind - eine frühchristliche Eigenart
(s.u. S. 41f.) - durchweg Codices. Zum Titelblatt beim Codex s. Jürgen Scheele,
Buch und Bibliothek bei Augustinus, Bibliothek und Wissenschaft 12 (1978)
14-114 (22-24.32). Augustin ep. 40,2 an Hieronymus zeigt, wie leicht ein solches
Titelblatt verlorengehen konnte. Es handelte sich um die Schrift des Hieronymus,
de viris illustribus. Dazu H. Lietzmann, Zur Entstehung der Briefsammlung
Augustins, in: Kleine Schriften, I, 1958, 287; vgl. ep. 75,3 und op. cit. 289. Daß
bei der Abschrift von Briefen die Subscriptio weggelassen wurde, was zum Zweifel
an deren Echtheit führte, zeigen ep. 68.72.73.82 (dazu op. cit. 287-289) im Brief-
wechsel mit Hieronymus. Vgl. auch G. Kloeters, Buch und Schrift bei Hieronymus,
Diss. phil. Münster 1957, 160f. 2171Γ. 235ff.
13 V. Martin, Papyrus Bodmer II, Evangile de Jean, BBod V, 1956, pl. 1. S. dazu
K. Aland, Repertorium der griechischen christlichen Papyri. 1. Biblische Papyri,
PTS 18, 1976, 296ff. Zur Datierung s. auch J. van Haelst, Catalogue des papyrus
litteraires juifs et chretiens, Paris 1976, Nr. 426: zwischen 150 und Anfang des
3. Jh.s.
14 R. Kasser/V. Martin, Papyrus Bodmer XIV-XV, BBod I/II, 1961, pl. 61; dazu
K. Aland, op. cit. (Anm. 13) 309f.; J. van Haelst, op. cit. (Anm. 13) Nr. 406.
15 K. Aland, Neue neutestamentliche Papyri II, NTS 12 (1965/66) 193-210 (194);
vgl. K. Aland, op. cit. (Anm. 13) 219.293 und J. van Haelst, op. cit. (Anm. 13)
Nr. 336.403.
16 C. H. Roberts, Manuscript, Society and Belief in Early Christian Egypt, The
Schweich Lectures of the British Academy 1977, London 1979, 8.13 (Nr. 8 -